Der Diebstahl der größten Goldmünze der Welt ist aufgeklärt: Die Polizei hat in Berlin vier Männer aus einer libanesischen Großfamilie verhaftet und weitere festgenommen. Auch ein Museumsmitarbeiter wird verdächtigt. Die Münze bleibt verschwunden.

Berlin - Razzia im Morgengrauen: Drei Monate nach dem Diebstahl der größten Goldmünze der Welt aus dem Berliner Bode-Museum ist der Polizei am Mittwoch der entscheidende Schlag gelungen. Drei Spezialeinsatzkommandos durchsuchten zeitgleich 14 Wohnungen im Stadtteil Neukölln sowie ein Juweliergeschäft an der Sonnenallee. Dabei wurden vier dringend tatverdächtige Männer gefasst, gegen die Haftbefehle bestanden. Gegen neun weitere Personen wird ermittelt. Die 3,75 Millionen Euro teure Münze bleibt verschwunden. „Die Hoffnung, sie auch nur in Teilen wiederzufinden, ist gering“, sagte der leitende Kommissar der Ermittlungen, Carsten Pfohl.

 

Die Tat war sorgsam geplant. „Wir müssen davon ausgehen, dass wir es mit einer organisierten Bandenstruktur aus dem Bereich arabischer Clans zu tun haben“, sagte die ermittelnde Oberstaatsanwältin Martina Lamb bei einer Pressekonferenz. Alle vier Verhafteten sind Heranwachsende zwischen 18 und 20 Jahren, etliche der weiteren Verdächtigen stünden in verwandtschaftlichem Verhältnis. Die Hauptverdächtigen sind alle einschlägig und hinlänglich wegen bandenmäßigen Diebstahls und anderem bekannt. Vor der Tat hatte die Bande offenbar zwei Mal vergeblich versucht, das Stück zu stehlen, zuletzt sechs Tage vor der Tat. Schnell war den Ermittlern klar, dass die Täter Insiderkenntnisse gehabt haben mussten.

Ermittlungen gegen Museums-Servicekräfte nach Goldmünzen-Diebstahl

Auf die Spur kamen die Polizisten ihnen vor allem über einen frühen Tatverdacht gegen einen Museumsmitarbeiter und anschließende Telefonüberwachung. Es handele sich dabei um einen Mann, der erst kurz vor der Tat im Museum als Aufseher angestellt worden sei, so der Kommissar. Er sei nicht Mitglied des Clans, so die Staatsanwältin. Er soll über einen Mittelsmann Hinweise an die Bande gegeben haben, dass und wie im Bode-Museum Beute zu machen sei. Auch gegen einen Sicherheitsmann, der in der Tatnacht Dienst hatte, bestehe ein Anfangsverdacht.

Nach den Rekonstruktionen der Ermittler kletterten die Täter über ein Baugerüst mit Hilfe einer Leiter ins zweite Geschoss des Museums. Die Münze wurde vermutlich von Haltebolzen gelöst und fiel zu Boden. Mit einem Seil wurde sie hinaus verfrachtet und dann mit einer Schubkarre über die S-Bahn-Trasse bis zum Monbijoupark gebracht. Dort ließen die Täter die Beute hinabfallen und seilten sich ab. Vermutlich wurde das Werk dabei beschädigt. Bei zwei der drei Verhafteten sind die Ermittler davon überzeugt, dass die Männer auf einem Video zu sehen sind. Die Aufnahmen waren für die Fahndung im Juli veröffentlicht worden.

Mitglieder arabischer Großfamilien in Berlin schon früher verurteilt

Zu den Verdächtigen gehört auch ein mutmaßlicher Hehler, der dabei geholfen haben soll, die Teile der vermutlich zerkleinerten Münze zu veräußern. Gegen ihn bestehe ein Anfangsverdacht. Die Ermittlungen in dem Fall laufen derzeit noch. Bei den Durchsuchungen wurden außerdem mehrere scharfe und geladene Schusswaffen bei den Beschuldigten gefunden, dazu ein niedriger sechsstelliger Bargeldbetrag.

Bereits in der Vergangenheit waren in Berlin Mitglieder arabischer Großfamilien mit spektakulären Beutezügen in Verbindung gebracht oder dafür verurteilt: Darunter sind zum Beispiel der Überfall auf ein Pokerturnier in der Spielbank vom Potsdamer Platz und der Juwelenraub im Kaufhaus des Westens.

Der Münzdiebstahl hatte im März weltweit Schlagzeilen gemacht: Die Täter hatten die Big Maple Leaf, eine hundert Kilo schwere Münze, direkt aus dem Bode-Museum auf der Museumsinsel gestohlen – allen Überwachungsmaßnahmen und Transportschwierigkeiten zum Trotz.

Der Wert der Münze, die im Jahr 2007 geprägt wurde, beliefe sich nach dem aktuellen Goldpreis auf 3,75 Millionen Euro. Die Scheibe ist 53 Zentimeter groß und drei Zentimeter dick. Auf der Kopfseite ist das Konterfei von Königin Elizabeth II zu sehen, auf der Rückseite das kanadische Ahornblatt. Der Nominalwert beträgt eine Million kanadische Dollar. Neben der enormen Größe gehört auch die große Reinheit zu den Besonderheiten des Stücks – der Feingoldstandard von 999,99/1000 brachte dem Maple Leaf einen Platz im Guinnessbuch der Rekorde. Reiner geht der Goldgehalt kaum. Theoretisch kann man mit der Münze auch bezahlen. Weltweit wurden nur fünf Stück von dieser Münze geprägt. Das Berliner Exemplar ist die Dauerleihgabe einer Privatperson – um wen es sich dabei handelt ist unbekannt.