Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Überraschend ist vor allem, dass das Wissen über die Ökologie kleinerer Gewässer immer noch rudimentär ist. Während die Behörden über Jahrzehnte hinweg an den Flüssen gearbeitet haben und dort mit Kläranlagen, Fischtreppen und Renaturierungen viele Erfolge erzielt haben, blieben die Bäche und Wassergräben bisher oft außen vor. Da schlummert also womöglich ein gewaltiges unerkanntes Problem. Dass der Bodenseekreis sich jetzt darum gekümmert hat, spricht deshalb eher für die Behörde.

 

Je länger man sich mit dem Thema beschäftigt, desto stärker drängen sich zwei Erkenntnisse auf. Erstens dürften die schlechten Werte am Bodensee nicht allein darauf zurückzuführen sein, dass sich dort das zweitgrößte Obstanbaugebiet Deutschlands befindet. Bei „Rüben und Raps“ seien die Ergebnisse genauso schlimm, sagt der Gewässer-Experte Matthias Liess. Dies bestätigt eine Schweizer Untersuchung von 2014, in der die Gewässer auf 300 Pestizide hin geprüft wurden. Obstgebiete schnitten nicht schlechter ab. Zweitens ist diese Artenarmut vermutlich überall vorhanden. Eine europaweite Studie von Greenpeace speziell zu Apfelplantagen kam zu dem Ergebnis, dass 64 von 85 Proben aus Wasser und Boden Rückstände aufwiesen. Brigitte Dahlbender, die BUND-Landesvorsitzende, betont: „Die Pestizideinträge sind massiv, viele Bäche verkommen zu Entwässerungsgräben für die Landwirtschaft.“ Ihr Verband will künftig mehr Zeit und Personal in dieses Thema stecken.

Abgabe auf Pflanzenschutzmittel als eine Lösung

Im Alten Land, Deutschlands größtem Obstanbaugebiet, in dem das Problem durch die vielen Wassergräben der Marschen noch stärker drängt, wurde jetzt eine breit angelegte Untersuchung der Länder Hamburg und Niedersachsen begonnen. Ziel sei, sagt Inken Gerlach-Dippel vom dortigen Naturschutzbund, sogenannte Refugialgewässer anzulegen. Diese kleinen Seen und Bäche sollen frei von Pestiziden bleiben; von dort aus könnten sich die Tiere dann wieder in andere Gewässer ausbreiten. Die Bauern hätten auch „Zielverpflichtungen“.

Matthias Liess trommelt dagegen seit Langem für eine andere Lösung: In Deutschland müsse, wie schon in Dänemark, Frankreich und Schweden, eine Abgabe auf Pflanzenschutzmittel eingeführt werden. So könne man Hersteller, Händler und Anwender an den ökologischen Folgekosten beteiligen. Insbesondere sollte damit seiner Meinung nach finanziert werden, die Randstreifen an den Gewässern zu vergrößern. Laut Liess wurden 2014 in Deutschland mehr als 100 000 Tonnen Pflanzenschutzmittel verkauft.

Nicht alle sehen aber die Entwicklung so negativ. Thomas Körner, der Geschäftsführer des Naturschutzbundes Donau-Bodensee, verweist darauf, dass die Landwirte in den vergangenen Jahren viel für die Ökologie getan hätten. So wurde mit Unterstützung von Rewe das Projekt „Pro Planet“ gestartet: Seit 2010 wurden 150 Hektar Blühflächen angelegt und 700 Nistkästen für Bienen und Vögel aufgehängt.

Je länger man sich mit dem Thema beschäftigt, desto stärker drängen sich zwei Erkenntnisse auf. Erstens dürften die schlechten Werte am Bodensee nicht allein darauf zurückzuführen sein, dass sich dort das zweitgrößte Obstanbaugebiet Deutschlands befindet. Bei „Rüben und Raps“ seien die Ergebnisse genauso schlimm, sagt der Gewässer-Experte Matthias Liess. Dies bestätigt eine Schweizer Untersuchung von 2014, in der die Gewässer auf 300 Pestizide hin geprüft wurden. Obstgebiete schnitten nicht schlechter ab. Zweitens ist diese Artenarmut vermutlich überall vorhanden. Eine europaweite Studie von Greenpeace speziell zu Apfelplantagen kam zu dem Ergebnis, dass 64 von 85 Proben aus Wasser und Boden Rückstände aufwiesen. Brigitte Dahlbender, die BUND-Landesvorsitzende, betont: „Die Pestizideinträge sind massiv, viele Bäche verkommen zu Entwässerungsgräben für die Landwirtschaft.“ Ihr Verband will künftig mehr Zeit und Personal in dieses Thema stecken.

Abgabe auf Pflanzenschutzmittel als eine Lösung

Im Alten Land, Deutschlands größtem Obstanbaugebiet, in dem das Problem durch die vielen Wassergräben der Marschen noch stärker drängt, wurde jetzt eine breit angelegte Untersuchung der Länder Hamburg und Niedersachsen begonnen. Ziel sei, sagt Inken Gerlach-Dippel vom dortigen Naturschutzbund, sogenannte Refugialgewässer anzulegen. Diese kleinen Seen und Bäche sollen frei von Pestiziden bleiben; von dort aus könnten sich die Tiere dann wieder in andere Gewässer ausbreiten. Die Bauern hätten auch „Zielverpflichtungen“.

Matthias Liess trommelt dagegen seit Langem für eine andere Lösung: In Deutschland müsse, wie schon in Dänemark, Frankreich und Schweden, eine Abgabe auf Pflanzenschutzmittel eingeführt werden. So könne man Hersteller, Händler und Anwender an den ökologischen Folgekosten beteiligen. Insbesondere sollte damit seiner Meinung nach finanziert werden, die Randstreifen an den Gewässern zu vergrößern. Laut Liess wurden 2014 in Deutschland mehr als 100 000 Tonnen Pflanzenschutzmittel verkauft.

Nicht alle sehen aber die Entwicklung so negativ. Thomas Körner, der Geschäftsführer des Naturschutzbundes Donau-Bodensee, verweist darauf, dass die Landwirte in den vergangenen Jahren viel für die Ökologie getan hätten. So wurde mit Unterstützung von Rewe das Projekt „Pro Planet“ gestartet: Seit 2010 wurden 150 Hektar Blühflächen angelegt und 700 Nistkästen für Bienen und Vögel aufgehängt.

Ob es auf den Lebensmitteln Rückstände von Spritzmitteln gibt, die gefährlich für den Menschen sein könnten, kontrolliert das Bundesamt für Verbraucherschutz permanent. 2015 wurden allein 14 300 Stück Obst und Gemüse untersucht. 68,3 Prozent wiesen Rückstände auf. Aber der zugelassene „Rückstandshöchstgehalt“ wurde nur bei 1,2 Prozent überschritten.