Nicht nur in der Fastenzeit, auch das ganze Jahr über müsse zum Schutz der Umwelt Energie gespart werden, sagte der Tübinger OB. Er fahre jetzt Fahrrad.

Böblingen - Um 18.03 Uhr hat Andreas Wolfer, der Veranstaltungsmanager im Böblinger Kulturamt, das Kommando gegeben: „Fischsuppe Marsch!“ Rund tausend Gäste haben am

 

Mittwochabend in der Kongresshalle beim 35. Aschermittwochstreffen aber nicht nur Suppe gelöffelt und ein buntes Unterhaltungsprogramm genossen, sondern auch Forellen und Maultaschen verzehrt – für einen guten Zweck. Denn der Erlös geht an die Selbsthilfegruppe AMSEL für an multiple Sklerose erkrankte Menschen und an andere gemeinnützige Organisationen. In 34 Jahren sind insgesamt 320 000 Euro zusammen gekommen.

Plädoyer für das Stromsparen

Gekocht wurde die Fischsuppe – insgesamt tausend Portionen – am Institut für Fortbildung an der Hochschule der Polizei des Landes, die in Böblingen ansässig ist. Traditionellerweise servierten sie Ehrenamtliche des Roten Kreuzes, die Getränke verkauften Helfer der Arbeiterwohlfahrt.

Eigentlich hätte der ehemalige CDU-Bundesminister Heiner Geißler die Fastenrede halten sollen. Doch hatte dieser aus privaten Gründen abgesagt. Wolfer kam dann die Idee, Boris Palmer ans Rednerpult zu bitten. Der Tübinger Oberbürgermeister sagte spontan zu – und plädierte für das Stromsparen: „Ziehen Sie zu Hause den Stecker!“ Der hellblaue Anzug, den er trage, sei Programm, rief Palmer ins Auditorium. „Wer hat eine Kühltruhe im Keller, die ständig läuft?“, fragte er. Stromfressern wie diesen müsse der Garaus gemacht werden. Das gelte auch für zehn Jahre alte Kühlschränke: „Wenn Sie einen neuen kaufen, haben Sie nur ein Drittel des Stromverbrauchs. Da kommt kurzfristig der Anschaffungspreis wieder herein.“

Statt Mercedes ist Palmer Toyota gefahren

Als er vor acht Jahren in Tübingen zum Rathauschef gewählt worden sei, habe er als erstes die in die Jahre gekommenen Geräte entsorgt. Auch beim Auto gelte es umweltbewusst zu denken, warb Palmer. Zunächst habe er sich in Sindelfingen eine Karosse mit dem Stern als Dienstwagen anschaffen wollen. Als er jedoch gesehen habe, wie viel Sprit so eine schlucke, sei er in Japan fündig geworden und habe sich einen Toyota angeschafft, der auf hundert Kilometer 4,3 Liter verbrauche. Dem einstigen Ministerpräsident Günther Oettinger sei das sauer aufgestoßen. „Wer japanisch fährt, verrät Baden-Württemberg“, habe dieser ihm vorgeworfen. Doch müsse eines doch klar sein: Auch eine Firma wie Daimler müsse an umweltfreundliche Fahrzeuge denken. Immerhin sei er danach auf einen Smart umgestiegen, dessen er sich aber auch entledigt habe. Nun fahre er Fahrrad.