Der Verkauf der Früchte aus Burkina Faso beginnt. Der Erlös kommt 3000 Schulkindern zu Gute. Sie erhalten dafür eine warme Mahlzeit pro Tag.

Böblingen/Burkina Faso - Vier Jahreszeiten gibt es in Deutschland, in manchen Fasnetshochburgen auch fünf. Die vermutlich einzige Gegend mit einer sechsten Jahreszeit dürfte der Kreis Böblingen sein: Dort gibt es noch die Mangowoche, jedes Jahr Ende April, Anfang Mai. Seit 28 Jahren gibt es diese Mangozeit, in der die Früchte aus Afrika im Mittelpunkt stehen.

 

Von diesem Donnerstag an ist es wieder soweit: 90 000 Mangos wurden direkt aus Burkina Faso eingeflogen. In den kommenden Tagen werden sie an mehr als 100 Verkaufsstellen unter die Leute gebracht. Und zwar von ehrenamtlichen Verkäufern. Der Erlös fließt dann direkt nach Burkina Faso. Dort sichert das Geld das Mittagessen für täglich 3000 Kinder in zwölf Schulen. Außerdem werden davon 60 Lehrer an evangelischen Schulen bezahlt.

Das Projekt „Tausche Mangos gegen Schule“ hat Karl-Heinz Münch, der damalige Leiter der evangelischen Erwachsenenbildung im Kreis, vor 28 Jahren mit einigen Mitstreitern ins Leben gerufen. Es war lange Zeit einmalig in Deutschland. Die Idee entstand im Jahr 1988 bei einer Reise von Böblinger Kirchengemeindemitgliedern in den Partnerschaftskirchenbezirk in Burkina Faso. Das Land zählt zu den ärmsten der Welt. Auch die Sindelfingerin Gisela Winkler war damals dabei.

Zu dieser Zeit hatte die burkinische Regierung gerade ihre Zuschüsse für die kirchlichen Schulen gekappt. Winkler und Münch überlegten, wie sie helfen könnten. Die Idee zum Mangoverkauf kam den beiden, als sie unter einem Mangobaum saßen und die vielen Früchte sahen, die herunterfielen und die die Leute nicht alle essen und verwerten konnten.

Mit 5000 Mangos fing 1989 alles an, heute werden jährlich 90 000 Früchte verkauft. Knapp zwei Millionen Euro wurden so in knapp drei Jahrzehnten eingenommen, die nach Burkina Faso flossen. Mittlerweile ist Karl-Heinz Münch Rentner. Seine Nachfolgerin Petra Waschner führt die Aktion fort. Ein Frühjahr ohne Mangos ist für viele im Kreis unvorstellbar.