Die Bauleiter sind optimistisch, dass bis zum 2. Oktober alle Restarbeiten erledigt sind. Dann soll das neue Einkaufszentrum Mercaden öffnen.

Böblingen - Ein Arbeiter besprüht die Decke im Erdgeschoss der Mercaden mit weißer Farbe. „Schauen Sie, meine Jacke ist übersät mit kleinen Spritzern. Die gehen aber wieder,weg wenn sie getrocknet sind“, versichert Erkan Aslan, der Centermanager. Sein Tag beginnt um 7 Uhr morgens und endet in er Nacht oft erst um eins. Aslan ist Ansprechpartner für Ladenbesitzer und Handwerker. „Viele kennen sich nicht aus, finden den richtigen Eingang nicht oder brauchen einen Ratschlag“, sagt er. Überall in dem neuen Böblinger Einkaufszentrum, das am kommenden Donnerstag eröffnet wird, ist nun der Endspurt angesagt.

 

Es wird inzwischen fast 24 Stunden täglich gearbeitet

„Es wird inzwischen täglich fast 24 Stunden gearbeitet. Auch nachts“, sagt Aslan. Freilich dürfe wegen der Ruhestörung dann nicht gebohrt und gehämmert werden. Um rechtzeitig fertig zu werden, füllen fleißige Helfer die Regale in den meisten der hundert Läden rund um die Uhr.

Beim Confiserie-Geschäft Hussel ist Gordana Lössl dabei, Meeresfrüchte aus Schokolade in Tüten zu packen. Im Laden türmen sich die Kartons mit Süßigkeiten. Mehr als 800 Artikel seien im Angebot, sagt die Bereichsmanagerin Brigitte Drmola. Sie müssen auf eine Verkaufsfläche von rund 65 Quadratmetern verteilt werden.

Raumplanung in 3-D

Auf der anderen Seite im Erdgeschoss baut an diesem Vormittag eine Montagefirma aus dem Hunsrück noch das Rolltor vor einem Schuhladen ein. Der Monteur Marcel Michel ist guter Dinge: „Das werden wir heute noch hinkriegen“. Auch das Schloss muss noch installiert werden. Erst danach wird die Ware angeliefert, die die Auslagen stehen schon.

Währendessen erledigen die Mitarbeiter bei der Modekette H & M, die auf eine Verkaufsfläche von rund zweieinhalbtausend Quadratmetern kommt, die letzten Handgriffe: Die Schaufenster auf den zwei Ebenen müssen vorbereitet werden. Andere Läden wiederum wie etwa der Fashion & Lifestyle-Anbieter New Yorker sind noch längst nicht so weit. Sodass man meinen könnte, dass die Zeit nicht mehr reicht. „Die sind auch am 2. Oktober fertig“, versichert Wolfgang Schumak, der Oberbauleiter der Firma Hochtief. „Die Maße der Läden liegen in 3-D-Darstellungen vor, die Räume sind genau geplant und können rasch ausgestattet werden“, so Schumak. Oft sei eine Inneneinrichtung in zwei bis drei Tagen fertig.

Eine besondere Kundenphilosophie

In aller Ruhe auf die Eröffnung warten kann dagegen das Damen-und Herremodegeschäft K & L Ruppert. Dort sind bereits sämtliche Kleiderständer in Position gebracht, auf den Verkaufstischen liegen fein säuberlich gefaltet Hosen, Blusen und Pullover. Sogar eine riesige, stilisierte Karte vom Stadtgebiet Böblingen hängt schon. Auf ihm ist auch das Deutsche Fleischermuseum, die Seen und das Schönbuch-Brauhaus am Postplatz eingezeichnet. „Die Firma K & L hat eine besondere Kundenphilosophie“, sagt Aslan, „sie identifiziert sich voll und ganz mit dem jeweiligen Standort.“

Der Jura-Steinboden im gesamten Gebäude werde täglich zwei Mal nass gewischt, damit es keine Kratzer gebe, erklärt Manfred Wendig, der Projektleiter von Hochtief. Denn in den Passagen vor den Läden wimmelt es nur so von Handwerkern und Technikern, die die Anlagen inspizieren. Experten vom TÜV etwa testen die Rauchmelder und Brandmeldeanlagen. Ein Mitarbeiter hält einen Prüfstab unter einen Sensor und im nächsten Moment fahren so genannte Rauchschürzen aus der Decke, in denen sich im Notfall der der Qualm auffangen lässt.

Zusammentreffen auf der Expo Real

„Alles okay“, sagt Schumak, der mit Wendig täglich mehrmals über die Baustelle geht und nach dem rechten sieht. Auch der Investor Herbert Krämer von der Firma HKM aus Bergisch-Gladbach in Nordrhein-Westfalen ist an diesem Vormittag mit von der Partie. „Von der Idee bis zur Fertigstellung hat das Ganze genau sechs Jahre gedauert“, sagt er. Im Jahr 2008 hatte er Ulrike Koch, die Leiterin der städtischen Wirtschaftsförderung, auf der Expo Real in München getroffen, die ihm erzählte, dass Böblingen ein Einkausfzentrum bauen wolle. „Daraufhin habe ich mich an der europaweiten Ausschreibung beteilt“, sagt Krämer.

Um 10.53 Uhr wirft Aslan einen Blcik auf sein I-Phone. „Noch genau fünf Tage, 21 Stunden und sieben Minuten sind es noch bis zur Eröffnung“, stellt er fest. Seine Familie hat er für sechs Wochen zu seinen Schwiegereltern in die Türkei geschickt. „Sie fehlt mir natürlich sehr. Aber so kann ichmich hier auf alles besser konzentrieren.“ In der Zwischenzeit ist sein Jacket wieder makellos. Die getrockneten Farbkleckse sind alle weg.