Für die neuen Elektrofahrzeuge der Schönbuchbahn hoffen die Finanzplaner auf einen 50-prozentigen Zuschuss. Sie wollen auf den Topf für Ersatzbeschaffungen zugreifen, aus dem bis 2019 insgesamt 60 Millionen Euro fließen sollen.

Böblingen - Der Besuch kam dem Landrat Roland Bernhard und Reinhold Bauer, dem Geschäftsführer des Zweckverbands Schönbuchbahn, gerade recht. Konnten sie doch ihre Forderung nach einem Zuschuss für die Anschaffung neuer Elektrofahrzeuge konkretisieren. Damit rannten sie beim Bundesvorsitzenden der Grünen, Cem Özdemir, sowie bei Matthias Gastel, dem grünen Bundestagsabgeordneten und bahnpolitischen Sprecher der Bundestagsfraktion, offene Türen ein. „Wir möchten 35 Prozent der Gesamtkosten von 53 Millionen Euro beim Kauf der neun Fahrzeuge als Ersatzbeschaffung vom Land bezuschusst bekommen. Dazu noch 15 Prozent als Innovationszuschuss“, erklärte Bauer. Diese Zahlen habe man jüngst im Verkehrsministerium in Stuttgart hinterlegt.

 

Landrat: „Wir sind in der Vorreiterrolle“

Özdemir unterstrich, dass seine Partei sich dafür einsetze, das der Öffentliche Personennahverkehr noch besser unterstützt werde. In Zeiten, in denen die Steuereinnahmen sprudelten, müsse der Bund das Geld nachhaltig in Infrastrukturmaßnahmen investieren, betonte Özdemir.

„Wir sind in einer Vorreiterrolle“, sagte der Landrat. Es dauere vier Jahre, bis die neuen Elektrofahrzeuge gebaut seien. Auf dem deutschen Markt gebe es keinen einzigen Hersteller für die Wagen, die der Zweckverband brauche, sagte Bernhard. Deshalb wolle man sie bei der spanischen Firma CAF bestellen. „Aber nur, wenn wir eine Förderung erhalten“, ergänzte Dusan Minic, der Sprecher des Landratsamts. Die Vertragsunterzeichung ist im April geplant.

Land stellt noch mehr Geld zur Verfügung

„Wir leisten Pionierarbeit auf dem Gebiet des Einsatzes von solchen leichten, mit Strom betriebenen Fahrzeugen“, untermauerte Bernhard den Plan des Kreises, aus einem Landestopf für Innovationen Geld für die Züge zu erhalten. Es gebe einige andere Nebenbahnen im Land, die wohl eines Tages auch die alten Dieselfahrzeuge ausmusterten und sich Elektrowagen bestellten. Bernhard plauderte gleichsam aus dem „Nähkästchen“, indem er verriet, dass es derzeit in „intensiven Gesprächen“ im Verkehrsministerium darum gehe, welcher Kreis und welche Stadt bei der Beschaffung moderner Schienenfahrzeuge unterstützt werde. „Da sind noch andere Landräte und Oberbürgermeister aus dem Land mit von der Partie“, verriet der Kreischef.

Die Landesregierung habe kurz vor dem Ende ihrer Etatberatungen für die nächsten drei Jahre jeweils 20 Millionen Euro pro Jahr für die Anschaffung moderner Wagen in den Haushalt eingestellt, sagte Bernhard weiter. „Wir brauchen 16 Millionen Euro“, erklärte Bauer. So hoch sei die erste Rate beim Kauf der CAF-Wagen, die noch in diesem Jahr fällig werde, wenn es zu dem geplanten Kaufvertrag komme. Bauer wie auch Bernhard pochen in Stuttgart auf eine rasche Entscheidung, ob sie bei der Geldvergabe zum Zuge kommen oder nicht. Bauer deutete an, dass es dem Zweckverband auch schon helfe, wenn der Zuschuss bei 20 bis 25 Prozent liege

Höhere Zuschüsse für Bahnübergänge

Matthias Gastel monierte, dass die Bundesregierung die Kommunen seit langem bei Infrastrukturprojekten nicht mit zusätzlichem Fördergeld ausstatte. „Seit 20 Jahren gibt es aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz bundesweit 333 Millionen Euro im Jahr. Der Betrag wurde auch in diesem Jahr nicht erhöht“, stellte Gastel fest. Hier werde auf jeden Fall an der falschen Stelle gespart.

Dafür dürfen die Kommunen, die beim Ausbau der Schönbuchbahn Übergänge beseitigen oder ausbauen, auf mehr Geld hoffen. Der Verkehrsminister des Landes, Winfried Hermann (Grüne), ließ verlauten, dass das Kabinett jüngst beschlossen habe, den maximalen Förderansatz bei Eisenbahnkreuzungsmaßnahmen vor allem für kleinere Gemeinden von bisher 50 auf 75 Prozent zu erhöhen.

Städte tragen hohe Kosten

Bahnprojekt 
Die Elektrifizierung und der zweigleisige Ausbau kosten 94 Millionen Euro, 37,5 Millionen Euro steuert das Land bei. Für die neuen Fahrzeuge (Kostenpunkt: 53 Millionen Euro) gibt das Land bisher keinen Zuschuss. Die neun neuen Wagen, die bestellt werden sollen, sind größer, komfortabler, leiser und wegen ihres geringeren Gewichts schneller. Sie bieten noch weitere Vorteile: Es werden keine Abgase produziert wie bei den bisherigen Dieselfahrzeugen, der Energieverbrauch ist niedriger. Die Wagen besitzen große Abstellflächen für Fahrräder und Kinderwagen, eine Klimaanlage und verfügen über WLAN.

Bahnübergänge
  In Böblingen wird die Herrenberger Straße für acht Millionen Euro unter der Bahn hindurchgeführt. Davon bezahlt die Stadt bisher 1,3 Millionen Euro. Holzgerlingen rechnete bisher für den Umbau und die Beseitigung von Bahnübergängen mit insgesamt fünf Millionen Euro und hofft auf höhere Zuschüsse.