Für die Sanierung des Hallenbads und einen Anbau zahlt die Stadt 6,2 Millionen Euro. Auch der laufende Betrieb ist teuer. Die Gäste tragen nur etwa ein Viertel der Kosten.

Böblingen - Der Lärm ist ohrenbetäubend. Es wird gehämmert, geklopft und gesägt. Im Hallenbad an der Schönaicher Straße setzen die Arbeiter zum Endspurt an. Während die einen im neuen Anbau noch ein paar Wochen Zeit haben, müssen die anderen bereits

 

nächsten Montag fertig sein: Pünktlich zum Schulbeginn soll das bisherige Bad wieder in Betrieb gehen. Insgesamt rund 6,2 Millionen Euro kosten der Neubau und die Sanierung der sanitären Anlagen im bestehenden Hallenbad – ein finanzieller Kraftakt der Stadt, zu dem sich die Gremien zähneknirschend durchgerungen hatten.

Stadt steht vor hohen Investitionen

Denn die Stadt investiert dieses Jahr noch viel mehr Geld: insgesamt 23 Millionen Euro. Dafür nimmt sie Darlehen auf und greift die Rücklagen an. Der Stadtumbau mit der neuen Fußgängerzone kostet 6,6 Millionen Euro, der Ausbau der Kindertagesstätten fast genauso viel. Zudem errechneten die Planer, dass der Sanierungsaufwand städtischer Gebäude in den nächsten Jahren bei rund 220 Millionen Euro liegt. Bis zum Jahr 2017 wächst der Schuldenberg auf mehr als 50 Millionen Euro. Und weil der Kämmerer immer wieder die Ersparnisse zurückgreift, wird im Sparstrumpf dann nicht mehr viel übrig sein.

Der Gemeinderat hat für den Badanbau dennoch grünes Licht gegeben. Er soll das in die Jahre gekommene Galgenbergbad ersetzen, das im Jahr 1957 eröffnet und nie grundlegend saniert wurde. Die technischen Anlagen sind veraltet, die Böden, Wände und Decken marode. Das Bad soll im Sommer nächsten Jahres geschlossen werden. Was mit dem städtischen Gebäude geschieht, soll noch entschieden werden.

Diskussion um Hubboden

Dafür wird in der Schönaicher Straße seit August vergangenen Jahres der Neubau errichtet. Das 25 Meter lange und acht Meter breite Becken mit vier Bahnen soll Anfang nächsten Jahres den 9000 Schülern und 12 500 Vereinsmitgliedern, die bisher noch im Galgenbergbad Schwimmunterricht haben, für Trainingsstunden und Kurse zur Verfügung stehen.

Lange Diskussionen gab es im Gemeinderat wegen des Hubbodens, der in das Becken installiert wird und knapp die Hälfte der Fläche einnimmt. Die Teilnehmer der Wassergymnastik etwa waren gegen eine Beckentiefe von 1,80 Metern, die Schwimmer plädierten dafür. „Wir haben nun eine Lösung gefunden, die für sämtlich Nutzer optimal ist“, sagt Michael Welz, der Bäderleiter bei den Böblinger Stadtwerken. Der Boden sei so verstellbar, dass eine Wassertiefe von 30 Zentimetern übrig bleibe. Er könne aber bis zu einer Tiefe von 1,80 Metern absenkt werden. Die Kosten von 140 000 Euro stießen den Stadträten sauer auf. Letztlich bewilligten sie den Boden doch. Alles in allem kommt der Neubau auf knapp 5,8 Millionen Euro.

110 000 Badegäste decken die Kosten nicht

Auf etwa 450 000 Euro beziffert die Ditzinger Architektin Ursula Bogusch die Sanierungskosten für die Toiletten und Duschen im bisherigen Hallenbad. Alles andere ist in dem 1974 eröffneten Bad noch in Ordnung. Neben einem 25-Meter-Becken mit acht Bahnen gibt es dort ein Kinder-, ein Lehrschwimmbecken und einen Whirlpool. Für die rund 110 000 Gäste im Jahr wurde 1999 der Eingang erneuert. Dagegen sind die Umkleidekabinen und Schränke noch die alten. Laut Welz sollen sie im nächsten Frühjahr renoviert werden – wenn die Gremien zustimmen. Die Kosten stehen noch nicht fest.

Trotz des Aufwands bleiben die Eintrittspreise gleich. Mit den Einnahmen werden laut Welz etwa ein Viertel der jährlichen Kosten von rund 1,3 Millionen Euro gedeckt, die das Bad bisher verursachte. Für den Betrieb des Galgenbergbades kamen 120 000 Euro dazu. „Das neue, gut isolierte Bad und die neuen Anlagen sollen uns jetzt helfen, Energiekosten zu sparen“, sagt der Bäderleiter Welz.

Erst einmal müssen die Fliesenleger und Flaschner im alten Badtrakt fertig werden, die seit der Schließung am 30. Juni im Einsatz sind. „Am Montagvormittag kommt der Putztrupp“, sagt Michael Welz, „um 14 Uhr ist Eröffnung.“