Die Arbeiten im neuen Einkaufszentrum Mercaden in Böblingen schreiten zügig voran, damit der Eröffnungstermin am 2. Oktober eingehalten werden kann. Der Oberbauleiter sagt, dass das Projekt voll im Zeitplan liege.

Böblingen - Wow! Wer von der Parkzone kommend das Einkaufszentrum betritt, blickt in eine kathedralenartige Mall. Mit einem Atrium in der Mitte, das vom Untergeschoss bis ins zweite Obergeschoss reicht. Das Sonnenlicht fällt aus einer Höhe von bis zu 24 Metern auf die Besucher des neuen Einkaufszenrums Mercaden – im Moment wird dort noch eine sogenannte Fassadenfahranlage installiert. Für die Fensterputzer, die eines Tages dort oben in luftiger Höhe ihre Wischer schwingen. Überall wird in dem neuen Konsumtempel mit Hochdruck gearbeitet: Es wird geschweißt, gehämmert und geschraubt, damit der Eröffnungstermin am 2. Oktober eingehalten werden kann.

 

„Wir sind auf einem guten Weg“, sagt der Bauherr und Investor Herbert Krämer. Der Chef der Firma HKM Management in Bergisch-Gladbach (Nordrhein-Westfalen) ist wieder für Besprechungen auf der Baustelle und strahlt Optimismus aus: „Wir werden den Termin schaffen.“ Etwas anderes kommt für Krämer auch gar nicht infrage. 120 Millionen Euro hat er in das Vorhaben gesteckt – und möchte rechtzeitig vor dem Weihnachtsgeschäft starten.

Wolfgang Schumak, der Oberbauleiter, ist aus dem Urlaub zurück. Zehn Tage hat er sich gegönnt. „Ich habe Kräfte gesammelt für das Finale“, sagt der 56-Jährige, der schon 39 Jahre bei der Firma Hochtief in Frankfurt beschäftig ist. Bei ihm und bei dem Projektleiter Manfred Wendig, ebenfalls vom Unternehmen Hochtief, laufen die Fäden zusammen.

Die Fläche der Modefirma K&L Ruppert ist bereits hell erleuchtet. Mitarbeiter schrubben im zweiten Obergeschoss den Fliesenboden. Die Regale werden nun geliefert. Neben K&L haben auch die anderen Ankermieter – Edeka, die Drogerie Müller und das Bekleidungsunternehmen H&M – Flächen in zwei Stockwerken gemietet, das größte Unternehmen, Edeka, gleich 4000 Quadratmeter. Der Anlieferungstunnel für die Waren, der sich über die gesamte Länge des Gebäudes an der Talstraße erstreckt, misst rund 150 Meter.

90 Prozent der Flächen sind vermietet

Von der Wilhelmstraße aus werden für K&L Ruppert die Container mit Waren angeliefert. Im Erdgeschoss bringt Andreas Keitsch von der Ladenbaufirma Universalprojekt an den Wänden zum Schutz Holzleisten an. „Wir sind fertig“, sagt er, „es kann losgehen.“ Neben den großen Warenketten hat Krämer auch kleinere Ladenbesitzer gewonnen, die teilweise selbst für den Innenausbau sorgen. Insgesamt sind es rund 100. „Wir haben 90 Prozent vermietet“, sagt der HKM-Chef Herbert Krämer. In dem breiten Mix fehle keine Branche mehr.

Neben Cafés und Restaurants, deren Fußböden mit einer Spezialfolie ausgelegt wurden, damit keine Milchsäure den Beton anfrisst, haben die Planer auch an Bankautomaten gedacht. An zwei Stellen im Shoppingcenter können Kunden Geld abheben. Krämer erwartet bis zu 20 000 Besucher am Tag aus der näheren und weiteren Umgebung Böblingens, die über 22 Rolltreppen und 21 Aufzüge vom Untergeschoss zu den drei Ladenebenen gelangen und die drei Parkdecks über dem ersten Obergeschoss erreichen, wo es rund 800 Autostellplätze gibt. Die ersten Rolltreppen laufen schon. „Sie wurden aus China mit dem Schiff geliefert“, sagt Schumak, „und zwar in einem Stück.“ Bevor sie in den Mercaden montiert worden seien, habe man sie sicherheitstechnisch überprüft.

Sämtliche technischen Anlagen werden vom Tüv abgenommen. Zudem überwache  ein Brandschutzexperte die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften auf den 24 400 Quadratmetern Nutzfläche, so Schumak. Dazu zähle auch der Einbau von Rauch- und Feuervorhängen aus feuerfestem Gewebe, die sich in Kästen in der Decke befinden. Werden sie durch die Brandmelder ausgelöst, fahren sie aus. Manche tragende Bauteile sind mit einer feuersicheren Schicht überzogen.

Bis zu 500 Mitarbeiter von mehr als 100 Firmen geben den Mercaden den letzten Schliff. Die für die Organisation tätige Arbeitsgemeinschaft, Hochtief und die Firma Oevermann aus Münster in Nordrhein-Westfalen, habe die Aufträge wegen der kurzen Anfahrtswege vor allem an Unternehmen in der Region vergeben. „Aber auch, weil wir die hiesige Wirtschaft unterstützen wollten“, sagt Schumak.

440 000 Ziegelsteine sind schon verbaut

An den vier Eingängen muss teilweise noch die Verkleidung angebracht werden, mitunter fehlen in den Geschossen noch die Decken. Die fertigen Böden aus grauem Jurastein sind zum Schutz abgeklebt, auf dem Dach der Technikzentrale muss die Wärmedämmung angebracht werden. „Zieht die Dämmplatten nicht an der Wand hinauf, sondern über das Gerüst“, ruft der Polier Martin Wissing den Arbeitern zu. Denn die Maler haben der Fassade der Technikzentrale bereits einen rötlichen Anstrich verpasst, er soll schließlich nicht leiden. Von der Technikzentrale aus werden auch die Filteranlagen und das Raumklima gesteuert. „Wenn Restaurants Speisen offen und frisch bereithalten, sorgen wir für extra frische und reine Luft“, versichert der Oberbauleiter Schumak.

Fast überall sind noch weitere Malerarbeiten nötig. Die Klinkerfassade dagegen mit den rötlich schimmernden Ziegelsteinen ist fast fertig. 440 000 Steine sind verbaut worden, im Endspurt sollen noch einmal 10 000 gemauert werden. Über die Parkhauszufahrt könnten bereits die Autos rollen, dort fehlt nur noch die Farbfensterverglasung. Auch die Lieferantenzufahrt ist kurz vor der Fertigstellung, Rolltore und zahlreiche Türen in dem Gebäude warten allerdings noch auf den Einbau.

Recht edel soll es zugehen in dem neuen Einkaufszentrum, deshalb wird im Erdgeschoss, wo die Gäste eines Cafés sitzen werden, noch Parkett verlegt. Immer wieder kommen Lastwagen und karren die Baumaterialien und -elemente wie etwa die Geländer für die Stockwerke im lichten Atrium heran. Viel Funktionalität und eine ansprechende Ästhetik will Krämer den Kunden bieten. Dafür hat das Hamburger Architekturbüro Boge Johannsen gesorgt mit einer schmucken, kathedralenartigen Mall samt Kuppel.