Die Zuwandererzahlen in den Landkreis sind 2016 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Auch die Herkunftsländer haben sich geändert.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Böblingen - Das Landratsamt hat die Flüchtlingszahlen für das vergangene Jahr veröffentlicht. Gemäß der Statistik sind 2027 Zuwanderer in den Unterkünften untergebracht worden, die sich über den Landkreis verteilen. Wie in der Bundesrepublik insgesamt ist damit die Zahl der Neuankömmlinge im Vergleich zum vorhergehenden Jahr deutlich gesunken. In den Monaten der Flüchtlingswelle waren rund 3200 Asylbewerber in den Landkreis Böblingen gekommen. Damit ist die Zahl für 2016 im Jahresvergleich um etwa ein Drittel zurückgegangen.

 

Inzwischen sind sämtliche provisorischen Unterkünfte geschlossen worden. Alle Neuankömmlinge leben in den 39 Unterkünften, die in 19 Kommunen eröffnet worden sind. Eine Ausnahme ist die Stadt Herrenberg, die erst in den nächsten Monaten Container als Unterkünfte aufstellen lässt. Wegen der zeitweiligen Diskussion über eine Großunterkunft war die Stadt von der Pflicht zur Unterbringung befreit. Diese Befreiung endete im Januar.

443 Flüchtlinge haben den Landkreis wieder verlassen

Im Landratsamt ist für Flüchtlingsfragen eigens eine neue Stelle geschaffen worden. Dabei „bleibt die Integration der bleibeberechtigten Flüchtlinge eine der zentralen Herausforderungen in diesem Jahr“, sagt der Landrat Roland Bernhard. Zu den Aufgaben gehöre allerdings auch die Ausweisung von Zuwanderern, deren Asylanträge abgelehnt wurden. 433 Flüchtlinge haben im vergangenen Jahr deswegen den Landkreis wieder verlassen, also rund ein Fünftel der Neuankömmlinge. Dies wertet Bernhard als „Erfolg unserer Rückkehrberatungen“. Zum Jahreswechsel lebten unter dem Strich noch fast genau 3000 Flüchtlinge im Landkreis.

Deutlich verschoben haben sich im Vergleich zum Jahr 2015 die Zahlen in Bezug auf die Herkunftsländer. Im vorvergangenen Jahr stammte noch die große Mehrzahl der Asylbewerber aus Syrien, nämlich 34 Prozent, also mehr als ein Drittel. Inzwischen machen die Syrer nur noch ein Viertel der Flüchtlinge aus. Die größte Gruppe – 26 Prozent – stammt aus Afghanistan. Der Zustrom aus den Balkanstaaten ist hingegen nahezu versiegt. 2015 kamen 901 Zuwanderer vom Balkan. Damit stellten sie die zweitstärkste Nationalitätengruppe. Im vergangenen Jahr schrumpfte sie auf einen Anteil von fünf Prozent. Die restlichen Neuankömmlinge verteilten sich mit jeweils drei Prozent auf Eritrea und Nigeria.

Die Mehrzahl der Neuankömmlinge bleibt männlich und jung

Unverändert ist die Mehrzahl der Neuankömmlinge männlich und vergleichsweise jung. Das Verhältnis von Männern zu Frauen ist sechs zu vier. Flüchtlinge, die 45 Jahre oder älter sind, bleiben mit einem Anteil von sechs Prozent die Ausnahme. Ähnlich groß ist die Gruppe der 14- bis 18-Jährigen. Hingegen waren ein Drittel der Neuankömmlinge Kinder oder Jugendliche bis zu einem Alter von 14 Jahren. Knapp größer ist nur noch die Gruppe der 25- bis 45-Jährigen.

Besonderer Betreuung bedürfen die sogenannten unbegleiteten minderjährigen Ausländer, Jugendliche und junge Erwachsenen, die ohne Eltern nach Deutschland einreisen. 284 von ihnen leben im Landkreis, 180 davon kamen im vergangenen Jahr. Die Mehrzahl der jungen Flüchtlinge wohnt in Heimen, ein Großteil in betreuten Wohngemeinschaften und einige in eigenen Wohnungen. 59 der Heranwachsenden sind in Gastfamilien aufgenommen worden. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie mindestens bei Bedarf einen Helfer in Anspruch nehmen können. Üblicherweise werden sie rund um die Uhr pädagogisch betreut. Inzwischen werden die Jugendlichen in 21 Vorbereitungsklassen an sieben Schulen unterrichtet. Außerdem hat das Schickhardt-Gymnasium in Herrenberg eine Klasse für den Deutschunterricht eröffnet. Damit ist die entsprechende Warteliste abgearbeitet.