Das Rote Kreuz und die Böblinger Kinderklinik sammeln Spenden für die rund 120 000 Euro teure Neuanschaffung. Es ist das vierte Fahrzeug in fast 35 Jahren. Im Schnitt rückt die Intensivstation auf vier Rädern jeden zweiten Tag aus.

Sindelfingen - Gleich nach der Geburt ist Eleni mit dem Baby-Notarztwagen vom Leonberger Krankenhaus in die Böblinger Kinderklinik gebracht worden. Probleme mit der Atmung und dem Herzen seien der Grund dafür gewesen, berichten die Eltern Silvana und Andreas Süße. „Ich hab’ die Kleine noch im OP-Saal gesehen“, sagt Silvana Süße. Als sie dann aus der Narkose erwachte, erfuhr sie, dass ihr Töchterchen, das am 17. Januar per Kaiserschnitt geholt werden musste, nach Böblingen gebracht worden ist: „Das war ein Schock.“ Eleni ist eines der 2443 Kinder, die von Dezember 1999 bis zum Januar dieses Jahres mit dem Baby-Notarztwagen transportiert wurden. Das in die Jahre gekommene Fahrzeug muss ersetzt werden. Dafür wirbt der Böblinger Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) nun um Spenden.

 

Circa 120 000 Euro kostet der neue Wagen: „Das können wir aus dem laufenden Betrieb nicht schultern“, sagt Michael Steindorfner, der Präsident des DRK-Kreisverbandes. Deshalb sei die Hilfsorganisation auf Spenden angewiesen. Das hat Ende der 1990er Jahre schon einmal geklappt. Bereits damals bat das Rote Kreuz um Spenden für einen neuen Baby-Notarztwagen – Bürger und Firmen überwiesen mehr als 140 000 Euro, mit denen das dritte Fahrzeug angeschafft wurde.

Rollende Intensivstation

Fast 15 Jahre ist es nun schon im Einsatz, rund 130 000 Kilometer sind mit ihm zurückgelegt worden. In der Zwischenzeit hat sich vor allem an der Fahrzeugtechnik einiges getan. Die Neugeborenen sollten bei dem Transport möglichst wenig Erschütterungen ausgesetzt werden, erklärt Gerald Nachtrodt, der Leitende Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Klinikum Sindelfingen-Böblingen. Die Blutgefäße bei den Neugeborenen seien noch nicht ausgebildet und könnten reißen, was zu Hirnblutungen führen könne, erklärt der Mediziner.

Seit dem Jahr 1980 werden Früh- und Risikogeburten entweder in die Kinderklinik nach Böblingen oder in andere Spezialkliniken mit den speziell ausgerüsteten Wagen gebracht, in denen Platz ist für beispielsweise einen Brutkasten und verschiedene Geräte zur Überwachung der Neugeborenen wie etwa EKG und Blutdruckmessgerät. Bei den Fahrten sind ein Kinderarzt und eine Kinderkrankenschwester mit an Bord. Im Schnitt rückt der im DRK-Zentrum in Sindelfingen stationierte Baby-Notarztwagen jeden zweiten Tag aus.

Auch künftig soll es einen Baby-Notarztwagen für den Kreis Böblingen geben: „Wir wollen Leben retten“, sagt der DRK-Präsident Steindorfner. Deshalb startet jetzt das Rote Kreuz nun kreisweit die Spendenaktion für das neue Modell und hat dazu bei der Böblinger Kreissparkasse und bei der Vereinigten Volksbank AG Konten eingerichtet. In Arztpraxen, Apotheken und in den Räumen der DRK-Ortsvereinen weisen Plakate auf die Aktion hin. Auch schreibt der Kreisverband Firmen an und bittet um Spenden. Gleichzeitig soll das neue Modell des Baby-Notarztwagens nun bestellt werden. Der Einbau der medizinischen Geräte, die das Rote Kreuz mit der Kinderklinik ausgesucht hat, wird rund drei Monate dauern.

Für das Spendenplakat stand die kleine Eleni Modell. Sie ist seit Ende Januar zu Hause bei ihren Eltern und ihrem Bruder. Einen Herzfehler habe sie nicht, erzählen erleichtert die Eltern, die im März mit ihrer Tochter noch einmal zu einer Untersuchung in die Kinderklinik nach Böblingen fahren. Dann aber mit dem eigenen Auto.