Zwar steigt die Zahl der weiblichen Führungskräfte in der Verwaltung, doch bilden sie klar die Minderheit. Im Landratsamt werden Frauen gefördert.

Böblingen - Die Umzugskartons von Katharina Pfister sind gepackt. Am 1. Juli tritt die 39-Jährige im Landratsamt ihre neue Stelle als Amtsleiterin an. Zwei Jahre Elternzeit hat sie hinter sich, in der sie

 

sich ausschließlich um ihre viereinhalb und zwei Jahre alten Kinder gekümmert hat. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die Kernfrage, ob Mütter den Wiedereinstieg schaffen oder nicht“, sagt Melitta Thies, die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises. In den vergangenen Jahren ist er vielen geglückt. Einige Führungspositionen wurden auch in den Verwaltungen der Großen Kreisstädte mit Frauen besetzt.

Letztlich entscheidet die Qualifiktion

Zwar werden in den Stellenausschreibungen Frauen häufig ausdrücklich dazu aufgefordert, sich zu bewerben, doch entscheidet letztlich die Qualifikation über eine Zusage. „Bei mir gab es an die 50 Konkurrenten“, weiß Pfister. Die künftige Chefin des Amts für Migration und Flüchtlinge bringe viel Berufserfahrung mit und „durch ihre Persönlichkeit auch die besten Voraussetzungen für eine gelebte Willkommenskultur“, begründet der Landrat Roland Bernhard die Stellenbesetzung. 40 Mitarbeiter wird Pfister zunächst haben, wegen der Flüchtlingsproblematik soll das Amt weiter aufgestockt werden.

Der Umzug von Fürth nach Stuttgart-Vaihingen, ein berufstätiger Ehemann, der nun in Elternzeit geht – „meine Familie bringt viel Flexibilität auf, damit ich die berufliche Chance wahrnehmen kann“, sagt Pfister. Es komme zudem darauf an, was eine Frau bereit ist, zu tun. „Manche sagen auch, ein solcher Job sei für sie zu anstrengend“, erklärt die Diplom-Sozialwirtin.

Drei neue Amtsleiterinnen im Landratsamt

Binnen kurzer Zeit hat die Kreisbehörde drei Amtsleiterstellen mit Frauen besetzt. Von insgesamt 32 haben elf eine solche Position inne. Allein in den vergangenen zwei Jahren bedeutet das eine Steigerung von fast zehn Prozent. Eine Stufe höher leitet zudem eine Frau das Kreisdezernat Verkehr zurzeit kommissarisch – eines von vier Dezernaten. „Unser Ziel ist es, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen“, betont Melitta Thies, was sich im Prinzip sämtliche Behörden auf ihre Fahnen schreiben. „Wir entwickelten dafür ein umfangreiches Konzept“, berichtet die Gleichstellungsbeauftragte. Dazu zählen flexible Arbeitszeiten, Fortbildungen und spezielle Seminare für Frauen.

Auf Dezernatsebene in die Männerdomäne einzudringen, damit tun sich Frauen dennoch nach wie vor schwer. Corinna Clemens in Sindelfingen und Christine Kraayvanger in Böblingen schafften das vor wenigen Jahren als Baubürgermeisterinnen, Gabrielle Getzeny ist in Herrenberg seit 2003 Finanzbürgermeisterin, Leonberg hatte mit Inge Horn bis 2012 zwölf Jahre lang eine Erste Bürgermeisterin. Zumeist aber sind Dezernatsstellen auch in den Großen Kreisstädten mit Männern besetzt.

Leonberg hat im Verhältnis die meisten Amtsleiterinnen

Das gilt auch für die Amtsleiterposten. Auf dieser Ebene hat Sindelfingen überhaupt keine weibliche Führungskraft. Alle 14 Ämter werden von Männern geführt. Lediglich bis zum Jahr 2006 war im Kulturbereich eine Frau tonangebend. Dagegen wartet Leonberg mit der im Verhältnis besten Frauenquote bei Amtsleiterpositionen auf: Drei von zehn haben inzwischen Frauen inne. „Es könnten mehr sein. Aber wir erhalten vor allem für die technischen Ämter kaum Bewerberinnen“, sagt die dortige Pressesprecherin Undine Binder-Farr. Ebenfalls drei Amtsleiterinnen hat Böblingen – allerdings sitzen auf zehn Chefsesseln Männer. „Wir sind allmählich stark mit Frauen besetzt“, freut sich der Stadtsprecher Wolfgang Pfeiffer. Und auch in Herrenberg geht es voran. Vor zehn Jahren war keiner der 13 Amtsleiterposten mit einer Frau besetzt. Nun sind es von 15 Stabs- und Amtsleiterstellen zwei.