Seit dem Abriss der Sporthalle gibt es keine TV-Livesendungen aus Böblingen mehr. Für etwas Glanz soll nun die schwäbische Fasnet des SWR sorgen.

Böblingen - Der Name der Stadt soll künftig wieder in Millionen von Wohnzimmern zu hören sein. Wie einst, als samstagabends Livesendungen mit zahlreichen Promis aus der Böblinger Sporthalle das Fernsehpublikum beglückten. Nur sollen diesmal Narren die

 

Stars sein. Das jedenfalls hat sich Georg Sommer vorgenommen, der Geschäftsführer des Congress Centers Böblingen-Sindelfingen. Er ist nämlich auf die Idee gekommen, die schwäbische Fasnetssendung des SWR-Fernsehens in der Kongresshalle zu produzieren und auszustrahlen. Er will damit in die Bresche springen, die offenbar die Esslinger hinterlassen. Denn deren Kulturausschuss hat jüngst den Zuschuss für eine Übertragung der TV-Prunksitzung aus dem Neckar Forum gestrichen.

Für die Halle hat der SWR keinen Etat

Bisher trieben die Narren im jährlichen Wechsel auf den Fernsehbühnen in Esslingen und in Gundelsheim ihren Schabernack. In der ehemaligen Saure-Gurken-Stadt im Kreis Heilbronn soll die Faschingssendung im nächsten Jahr wieder für Einschaltquoten sorgen. Nur in Esslingen gibt es Bedenken. „Der Beitrag der Stadt ist für die TV-Ausstrahlung in diesem Jahr auf 4800 Euro reduziert worden: Auf den Betrag, den auch andere Vereine bei einer mehrtägigen Veranstaltung im Neckar Forum maximal erhalten“, erklärt Roland Karpentier, der Pressereferent und Leiter des OB-Büros.

Weil die Planung des SWR für dieses Jahr längst abgeschlossen ist, wird der TV-Klamauk nochmals aus Esslingen kommen. Laut dem Leiter der regionalen SWR-Fernseh-Unterhaltung, Gerhard Motzkus, sei für eine Übertragung aus einer angemessen großen Halle mit 600 bis 700 Sitzplätzen eine Summe von 30 000 bis 40 000 Euro nötig: „Weil wir für den Auf- und Abbau der Technik vier bis sechs Tage benötigen.“ Dafür sei beim SWR kein Etat vorhanden, lediglich für die Sendung an sich. Und der Pressesprecher Karpentier lässt verlauten, dass im Esslinger Kulturamt von einer Neuauflage der TV-Veranstaltung im Jahr 2016 nichts bekannt sei.

Stadt soll einen Zuschuss von 30 000 Euro geben

Den Büttenrednern und Tanzmariechen bietet sich nun also die Chance, im übernächsten Jahr in der Kongresshalle aufzutreten. Der Sendetermin steht auch schon fest: Am 31. Januar.

Die Sache hat nur einen Haken. Der CCBS-Chef muss sich von der Stadt Böblingen noch den notwendigen Zuschuss von 30 000 Euro sichern. Doch die Gremien haben sich damit noch nicht befasst. Die Sitzungen finden erst noch statt.

Die Bewerbung ist eingereicht

Dennoch hat Sommer die Bewerbung bereits beim Landesverband Württembergischer Karnevalvereine (LWK) eingereicht, der als Veranstalter für das TV-Narrentreffen verantwortlich ist. Wenn Esslingen künftig ausfällt und Gundelsheim bei der Stange bleibt, braucht der LWK einen neuen Austragungsort, den er mit dem SWR festlegt. „Wir sind mit mindestens drei weiteren Bewerbern im Rennen“, weiß Sommer. Einer davon sei Schwäbisch Gmünd.

„Böblingen wäre keine schlechte Adresse“, sagt Motzkus und macht den Böblingern Hoffnung. Die Kongresshalle sei fürs Fernsehen sicher geeignet. Rund 800 Gäste können dort an Tischen ihre sauren Heringe vespern, damit sie beim drei- bis dreieinhalbstündigen Fasnetstreiben nicht einknicken. „Für die Stimmung brauchen wir natürlich ein volles Haus“, betont Motzkus. Sommer ist diesbezüglich guter Dinge: „Wenn wir sehen, wie viele bei den Umzügen die Böblinger Straßen säumen, mache ich mir keine Sorgen.“

Noch ein paar Wochen Bedenkzeit

Wichtig sei natürlich, so Motzkus, dass sich die ortsansässigen Narren engagierten. In Böblingen ist der Verein Grün-Weiß in der Pflicht. Sommer hofft auf die Ehrenamtlichen, die das TV-Spektakel unterstützen und bei den Vorbereitungen mithelfen. Der Grün-Weiß-Obernarr Bela Stahl ist optimistisch. „Wir haben rund 60 Aktive und ziehen alle an einem Strang.“

Einen Wermutstropfen gibt es aber doch noch: Die Esslinger Karnevalsgesellschaft Zwieblinger hat sich übernommen. Ob daran das TV-Engagement Schuld ist, ist nicht bekannt. Der Esslinger Stadtsprecher Karpentier weiß nur so viel: „Der Verein hat sich aufgelöst. Er ist nicht mehr liquide.“ Den Böblingern bleibt noch ein bisschen Bedenkzeit. Welche Narren fürs Fernsehen künftig wo ihre Scherze vom Stapel lassen, will Motzkus mit dem LWK im November entscheiden.