Die Zukunft des Tierheims ist weiter ungewiss. Der Kreis wollte es dem Verein samt Grundstück abkaufen. Doch vorerst wird daraus nichts.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Der Termin stand seit vergangenen Freitag fest: Diese Woche wollten der Landrat und Vertreter des Tierschutzvereins „den aktuellen Stand der Verhandlungen über die Zukunft des Tierheims“ verkünden. Doch der Termin wurde kurzfristig abgesagt – und der Aufsichtsrat des Vereins hat zwei Mitglieder verloren. Die ehemals stellvertretende Vorsitzende Simone Reichert-Leone ist mittlerweile sogar aus dem Verein ausgetreten. Und Andreas Kempf, der im Auftrag der Tierschützer die Verhandlungen mit dem Landratsamt geführt hatte, beendete seine Beratungstätigkeit. Aus Sicht der Mitglieder müssten „bestimmte Sachverhalte noch geklärt werden", erläutert Roland Baumann, seit Ende April Vorsitzender des Tierschutzvereins, den plötzlichen Rückzieher.

 

Kreis wollte Tierasyl übernehmen

Der über Monate ausgehandelte Plan lautete, dass der Landkreis das Tierheim übernimmt und der Verein sich ein kleineres Heim im Maurener Tal bei Ehningen baut. „Die Mitglieder sind mit dieser Lösung ohne nähere Information nicht zufrieden gewesen“, sagt Roland Baumann. Die Kritik sei bereits bei der Vereinsversammlung vor drei Wochen aufgekommen. Für Unsicherheit hat gesorgt, dass es noch keine Zusage vom Ehninger Bürgermeisteramt für das Grundstück gibt. Ein Tierschutzverein ohne Möglichkeit, Tierschutz zu betreiben, könne den Mitgliedern nicht vermittelt werden, erklärt er. Außerdem zweifeln einige Tierschützer die Kompetenz der Behörde an, ein Tierheim zu führen und die Anforderungen des Vereins in Sachen Tierschutz zu erfüllen. Auch das Honorar für den Berater sowie für Juristen in Höhe von 30 000 Euro wurde moniert. Andreas Kempf äußert sich über seinen Rücktritt nicht.

„Wir haben alle Möglichkeiten für den Verein ausgenützt, die es auszunützen gab“, sagt dagegen Simone Reichert-Leone über das Verhandlungsergebnis von Andreas Kempf. Weil sie zielorientiert arbeite, habe sie nun nach drei Jahren im Vorstand ihre Ämter in dem Tierschutzverein niedergelegt. In den Verhandlungen sei eine für beide Seiten gute Lösung gefunden worden, findet sie. Mit der Trennung vom Tierheim hätte sie sich abfinden können, denn es gehöre dem Verein praktisch schon seit sechs Jahren nicht mehr.

Tierheim muss dringend saniert werden

Als die Tierschützer damals fast zahlungsunfähig waren, sprang das Landratsamt mit Geld ein und sicherte sich in der gemeinsam gegründeten Gesellschaft ein weit reichendes Mitspracherecht. Die Einrichtung verschlingt rund 450 000 Euro im Jahr, hinzukommen dringend nötige Sanierungen. „Der Verein kann es sich nicht leisten, das Tierheim in Eigenregie zu führen“, ist Reichert-Leone überzeugt. Diese Tatsache hätten die Mitglieder offenbar noch nicht verstanden. Ein neues Vereinsdomizil in kleinerer und damit finanzierbarer Form hält sie deshalb für den richtigen Weg. „Besonders bitter“ sei für sie, dass der Vereinsvorstand sowie die Mitglieder eines Vereinsausschusses den Verhandlungsergebnissen zugestimmt hätten. „In dem langen Prozess hatten alle die Chance, Fragen zu stellen und zu klären“, sagt die ehemalige stellvertretende Vorsitzende.

Der Landrat wünscht sich jetzt, möglichst schnell Klarheit über die weiteren Pläne des Tierschutzvereins zu bekommen. Eigentlich wollte Roland Bernhard das Konzept vor den Sommerferien im Kreistag abstimmen lassen. „Für uns ist es nach wie vor das Ziel, eine einvernehmliche Trennung zu erreichen“, sagt er. Statt eines gemeinsamen Betriebs wolle der Kreis die Aufgaben alleine übernehmen. Roland Baumann wiederum räumt ein, dass im Vorstand des Tierschutzvereins zunächst Zustimmung dazu geherrscht habe. „Aber die Situation ist schwierig, deshalb sind verschiedene Meinungen verständlich“, sagt der Vereinschef. In welche Richtung es nun gehen soll, sei unter den Tierschützern nicht hundertprozentig klar.