Sarah Binder aus Renningen gehört zu den Pionieren, die die Ausbildung vor anderthalb Jahren begonnen haben. Die 21-Jährige hatte zuvor bereits die einjährige Ausbildung zur Krankenpflegehelferin absolviert. „Da habe ich gemerkt, dass die normale Pflege nichts für mich ist. Deshalb habe ich mich für die Intensivpflege entschieden.“ Was reizt die junge Frau daran? „Die Arbeit ist anspruchsvoller, weil wir es mit Patienten zu tun haben, die häufig an mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden.“ Der Umgang mit den vielen medizinischen Apparaten sei spannend. Ein weiterer Vorteil aus der Sicht Binders: „Die Patienten sind, anders als auf normalen Stationen, oft viele Wochen bei uns. Dadurch lernt man die Leute besser kennen.“

 

In Fachkreisen ist das Angebot nicht unumstritten. Von Schmalspurausbildung wird gesprochen. Der deutsche Pflegerat hält die Arbeit auf Intensivstationen für zu komplex und anspruchsvoll, als dass man sie in drei Jahren erlernen könnte. Die Schulleiterin Marina Schnabel kann dies nicht nachvollziehen: „Niemand vom Pflegerat hat sich unseren Lehrplan angeschaut. Alle Inhalte der Fortbildung Intensivpflege haben auch wir im Programm.“ Im übrigen sei das Geschrei bei anderen neuen Ausbildungen wie dem Operationstechnischen Assistenten genauso groß gewesen. Diese seien heute längst etabliert und aus dem Arbeitsalltag von Kliniken nicht mehr wegzudenken.

Dass sie mit ihrem neuen Angebot richtig liegen, zeigen der Schulleiterin Schnabel und dem Kursleiter Henning Hoffmann, der den Lehrplan entwickelt hat, die Anfragen: „Es rufen bereits Kliniken an und fragen, wann unsere Schüler fertig sind.“ Der Pflegedirektor des Verbunds, Joachim Erhardt, hofft jedoch, dass die Absolventen im Verbund bleiben. Zusätzlich zu den eigenen Schülern bildet die Böblinger Schule auch Pfleger für die Rems-Murr -Kliniken sowie die Bodenseekliniken aus. Mit diesen hat der Klinikverbund eine Kooperation geschlossen. Die theoretische Ausbildung erfolgt an der Böblinger Schule, die praktische in den Heimatkliniken.