Der Kreis stattet den Museumsradweg mit Skulpturen aus, um Besucher in die Natur zu locken. Die Strecke ist 30 Kilometer lang, 40 Künstler sind dabei.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Kulturlandschaft ist genau das passende Wort für dieses Projekt: „Wir haben eine wunderschöne Landschaft und tolle Künstler“, sagt Siegfried Zenger, „und beides wollen wir zusammenbringen.“ Am

 

Sonntag, 27. Juli, ist es so weit, erklärt der Leiter der Stabstelle Regionalentwicklung und Tourismus im Landratsamt Böblingen. Dann wird die Sculptoura im Schloss Waldenbuch eröffnet. Von dem Tag an können Radler, Wanderer, Läufer und Spaziergänger bis Herbst 2015 am Museumsradweg Skulpturen von 40 Künstlern bewundern. Rund 130 000 Euro ist dem Landkreis Böblingen das Projekt wert, das „ein Stück weit Standortmarketing ist“, wie Siegfried Zenger sagt.

Von Schloss zu Schloss

Strecke umfasst 30 Kilometer

Von Schloss zu Schloss reicht die Kette an Kunstwerken: Auf einer Strecke von 30 Kilometern werden die Skulpturen zwischen Waldenbuch und Dätzingen präsentiert. Ihre Arbeiten zur Verfügung gestellt haben unter anderem Künstler aus dem Kreis wie Lutz Ackermann aus Gäufelden, Max Schmitz und Ingrid Dahn aus Warmbronn, Hans Bäuerle aus Altdorf sowie Birgit Feil und Vera Reschke aus Böblingen. Auch Kollegen von außerhalb dürfen sich an der Strecke zeigen, zum Beispiel der Dortmunder Professor HD Schrader, der sich gerne dem Viereck widmet, oder der Stuttgarter Bildhauer Wolfgang Thiel. Die Open-Air-Ausstellung wurde von dem Kunsthistoriker Günter Baumann kuratiert, der im Böblinger Kunstverein aktiv ist und für die Galerie Schlichtenmaier tätig ist. Auch ein Katalog ist in Arbeit.

Der Landkreis hat gute Erfahrungen mit Kunst in der Landschaft: Die Eigenart vor zwölf Jahren lockte geschätzte 200 000 Besucher auf den Aidlinger Venusberg. Zum 50-Jahr-Jubiläum Baden-Württembergs wurde dort ein Skulpturenpfad angelegt, der ein Jahr lang Bestand hatte. „Wir möchten zeigen, dass der Landkreis Böblingen mehr ist als ein Industriestandort mit hoher Leistungskraft und wirtschaftlicher Dynamik“, sagte der damalige Landrat Bernhard Maier zur Eröffnung. Dieser Erfolg solle sich jetzt wiederholen, hofft Siegfried Zenger. „Es war unglaublich, wie viele Menschen damals kamen“, sagt der Stabstellenleiter, „das hat uns zu der neuen Aktion motiviert.“ Und dieser Sommer passt geschickt, weil der Schönbuch zum Waldgebiet des Jahres ernannt wurde.

Blühquadrate ausgesät

Zumal die Sculptoura sich nicht nur auf Skulpturen beschränkt. Gezeigt wird außerdem Landart, also Kunst in und mit der Landschaft. Bereits vor Wochen sind in der Schönbuchlichtung Blühquadrate in den Feldern ausgesät worden, die entlang der Strecke immer wieder für bunte Hingucker sorgen sollen. Mitten im Maisfeld werden bald Sonnenblumen blühen und Wildblumen zwischen dem Weizen. „Ich bin gespannt, wie es wirkt“, sagt der Stabstellenleiter Zenger und berichtet, dass die Landwirte ihren Boden mit Begeisterung zur Verfügung stellten. Am Samstag, 7. Juni, wird das erste Kunstwerk aufgestellt, die anderen folgen nach und nach. Die Skulpturen säumen den Weg allerdings nicht wie eine Kette, sondern werden im Aichtal, im Würmtal und zwischen Ehningen und Dätzingen konzentriert. Auf diese Weise lasse sich die Kunst einfacher erleben, weil sie beispielsweise per öffentlichen Nahverkehr zu erreichen ist, erklärt Zenger.

Der Landrat will überzeugen

Ein Flyer ist in Arbeit und eine Webseite. Um die Besucher einzubinden, gibt es zahlreiche Mitmachaktionen. Im August findet ein Bildhauersymposium statt, bei dem acht Nachwuchskünstler Natursteinstelen bearbeiten. Die Kunst- und Werkschule Schönaich bietet Workshops an, beteiligte Künstler geben Kurse und Sportler können auf Läufe entlang der Skulpturen gehen. „Die Eigenart hat uns gezeigt, wie man über Kunst die Natur erlebbar machen und das Bewusstsein dafür schärfen kann“, sagt Siegfried Zenger. Mit dem Projekt Sculptoura ist das bis zum Herbst 2015 möglich. Der Böblinger Landrat Roland Bernhard ist sich sicher, „dass wir damit eine Menge Besucher in unseren schönen Landkreis bringen und davon überzeugen können, wie schön es bei uns ist“.