Für die Erweiterung des Böblinger Restmüllheizkraftwerkes soll ein Hektar Wald gerodet werden. Künftig sollen alle 70 Müllfahrzeuge beim Müllmeiler abgestellt werden können. Die Kosten des Parkplatzes: rund 1,5 Millionen Euro.

Böblingen - Wolf Eisenmann, der in den Ruhestand verabschiedete Erste Landesbeamte, schmiedet weiterhin Zukunftspläne. Als Geschäftsführer des Böblinger Restmüllheizkraftwerkes (RMHK) will er dafür sorgen, dass es für den Müllmeiler künftig Erweiterungsmöglichkeiten gibt. „Wir wollen die Fernwärmeerzeugung von zurzeit rund 200 000 Megawattstunden jährlich um fünf bis acht Prozent steigern“, sagt er. Je nachdem, wie sich die Nachfrage weiter entwickle, sei deshalb ein Anbau am Kraftwerk nötig, um den Bedarf zu decken. Deshalb beabsichtigt der RMHK-Zweckverband, die bisher genutzte Fläche von 5,3 Hektar im Böblinger Wald um einen Hektar zu vergrößern. Mit dem Fällen der Bäume soll demnächst begonnen werden.

 

Eisenmann möchte mit dem Vorhaben auch mehr Platz für den Abfallwirtschaftsbetrieb schaffen, der momentan rund 40 der 70 Müllfahrzeuge auf der 1,5 Kilometer vom Müllmeiler entfernt liegenden ehemaligen Abfalldeponie parken muss, weil es am Restmüllheizkraftwerk nicht ausreichend Stellplätze gibt. „Das ist sehr umständlich, immer hin und her zu fahren“, sagt der Zweckverbandschef. Deshalb sollen die Müllfahrer einen ausreichend großen Parkplatz erhalten. Die bisherige Stellfläche am Müllmeiler könnte dann später für die Erweiterung des Kraftwerks genutzt werden. Die Kosten für den Parkplatz, der teilweise überdacht werden soll und auf dem auch die Mitarbeiter des Abfallbetriebs ihre Wagen abstellen können, werden mit 1,5 Millionen Euro beziffert.

Zustimmung des Forstes fehlt noch

Laut Eisenmann ist das Projekt bereits so gut wie in trockenen Tüchern. Der Zweckverband hat die Waldfläche von der Stadt Böblingen gepachtet, der Gemeinderat sei mit dem Vorhaben einverstanden. Auch das Regierungspräsidium Stuttgart habe grünes Licht gegeben, „nachdem der Verband der Region Stuttgart nichts dagegen einzuwenden hatte, in dem regionalen Grünzug zu asphaltieren“. Selbstverständlich sei ein ökologisches Gutachten eingeholt worden, so Eisenmann weiter. Demnach werde der Artenschutz nicht tangiert. Lediglich in einem Randbereich des vorgesehenen Areals komme die Zauneidechse vor, die aber kein Hindernis für den Parkplatz seien. Und was die zu fällenden Bäume betreffe, gebe es in dieser Zone ein paar wenige alte Buchen. Das meiste sei Fichtenjungwald, der entfernt werden könne, sagt Eisenmann.

Die Pläne liegen nun noch bei der Forstdirektion, die „aber erkennbar keine Probleme sieht“, betont der Zweckverbandschef. Er erwartet die Zustimmung der Behörde Ende Januar oder Anfang Februar. Im Zweckverband stieß das Vorhaben auf einhellige Zustimmung. Ihm gehören seit seiner Gründung im Jahr 1999 die Kreise Böblingen, Calw, Freudenstadt und die Landeshauptstadt Stuttgart an, die nach einem vereinbarten Schlüssel Müll verbrennen lassen. Im vorigen Jahr wanderten rund 160 000 Tonnen in den Ofen.

Fernwärme bringt mehr als vier Millionen Euro ein

Der letzten veröffentlichten Bilanz zufolge steht der Verband finanziell gut da. Der im Restmüllheizkraftwerk erzeugte Strom brachte im Jahr 2013 Einnahmen von 1,8 Millionen Euro, die Erlöse bei der Fernwärme betrugen 4,3 Millionen Euro. Die Abnehmer – die Stadtwerke Böblingen und Sindelfingen – gewinnen immer mehr Kunden. Sie riefen zuletzt 190 000 Megawattstunden Fernwärme ab, was einem Jahresbedarf von fast 10 000 Vier-Personen-Haushalten entspricht.