Der Verband Region Stuttgart hat für eine Abholzaktion im Böblinger Forst kein grünes Licht gegeben. Der Müllofenchef behauptet das Gegenteil.

Böblingen - Der Wald hätte nicht abgeholzt werden dürfen. Das ist ja ein Ding.“ Der Planungsdirektor Thomas Kiwitt vom Verband Region Stuttgart reagiert ziemlich erstaunt und ungehalten auf die Nachricht, dass der Zweckverband Restmüllheizkraftwerk (RMHK) im Böblinger

 

Forst einen Hektar Wald roden ließ. Dies sei ohne Zustimmung des Regionalverbands geschehen. Es habe zwar ein Vorgespräch gegeben, jedoch kein formales Planungsverfahren. Der Kahlschlag verstoße gegen den Regionalplan für landschaftliche Flächen. Wolf Eisenmann, der RMHK-Geschäftsführer und ehemalige Vizelandrat, dagegen beharrt darauf, das Plazet des Regionalverbands für die Abholzungsaktion erhalten zu haben.

Schriftliche Genehmigung vom Regierungspräsidium

Eisenmann beruft sich zudem auf die Zustimmung der städtischen Baubehörde sowie der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Böblingen. Auch der Landesforstbetrieb des Regierungspräsidiums in Tübingen habe ihm eine Zusage erteilt. Und vom Stuttgarter Regierungspräsidium habe er im Übrigen eine schriftliche Genehmigung erhalten. „Wir brauchen eine klare Aussage über den Stand der Planungen für die neuen Anlagen, die im Gespräch sind“, erklärte allerdings Kiwitt. Doch eine konkrete Planung ist bisher weder in den Gremien des Kreises noch beim RMHK vorgestellt worden. Wie man nun gegenüber dem Zweckverband vorgehe, müsse noch geklärt werden.

Weil es im Winter zu Engpässen bei der Fernwärme-Lieferung an die Stadtwerke Böblingen und Sindelfingen komme, sei eine Erweiterung der Anlage im Gespräch, sagte Eisenmann. Er hat noch weitere Pläne zur alternativen Energiegewinnung in der Schublade. Dazu zählt etwa eine Klärschlammverbrennung, bei der Phosphor gewonnen wird. „Wir könnten im Sommer die überschüssige Wärme für die Trocknung des Klärschlamms nutzen.“

Heizkraftwerk bekommt genügend Müll

„Wir brauchen Platz im Zentrum der Anlage“, bekräftigte Eisenmann. Die bisher genutzte Fläche von 5,3 Hektar im grünen Gürtel von Böblingen soll um 1,2 Hektar wachsen. So viel Wald hat der RMHK von der Stadt Böblingen gepachtet. Die Bäume dort wurden abgeholzt, um für 1,1 Millionen Euro einen neuen Parkplatz zu bauen für insgesamt 70 Müllfahrzeuge des kreiseigenen Abfallwirtschaftsbetriebs. 40 der Müllwagen mussten bisher 1,5 Kilometer vom Heizkraftwerk entfernt parken. „Mit der neuen Stellfläche haben wir das Problem gelöst und sparen Zeit“, frohlockte Eisenmann. Der bisherige Parkplatz der Müllautos wiederum soll nun für die Erweiterungspläne genutzt werden .

In den vergangenen zehn Jahren wurden stets mehr als 150 000 Tonnen Restmüll verbrannt, aus dem neben Fernwärme auch Strom gewonnen wird. Für die regelmäßige Müllanlieferung sorgen langfristige Verträge. Die Kontingente teilen sich der Kreis Böblingen (51,1 Prozent), der Kreis Calw (21,4 Prozent), die Stadt Stuttgart (17,9 Prozent) und der Kreis Freudenstadt (9,6 Prozent). Man wolle für die Zukunft gewappnet sein, sagte Eisenmann, wenn die Stadtwerke ihr Netz weiter ausbauten. Deshalb sei eine Ausdehnung der Fläche am Müllmeiler notwendig.

Verband muss einen Hektar Wald wieder aufforsten

Die Umweltschutzverbände musste Eisenmann nicht fragen, ob er die Bäume fällen durfte, sie müssen erst ab zwei Hektar gehört werden. „Wir wissen gar nichts von einer Rodung“, erklärte Edith Weyer-Menkhoff, die Zweite Vorsitzende des BUND. Sie könne deshalb auch keine offizielle Stellungnahme abgeben. „Das trifft im Übrigen auch auf den Landesnaturschutzverband zu“, sagte Weyer-Menkhoff. „Grundsätzlich ist das aber ein enormer Eingriff.“ Bei einer solchen Aktion seien in jedem Fall umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen notwendig.

„Diese sieht die Untere Naturschutzbehörde als gegeben“, erklärt Dusan Minic, der Pressesprecher im Landratsamt. Der Zweckverband werde einen Hektar Wald wieder aufforsten, ein Amphibienlaichgewässer entschlammen, zur Erhaltung der Streuobstwiesen im Kreis beitragen sowie ein Biotop für Zauneidechsen zu schaffen. Ohnehin handle es sich im Böblinger Forst vor allem um sehr alte Nadelbäume, manche seien nicht mehr standsicher gewesen.