Auf dem ehemaligen IBM-Gelände wird ein neues Verteilerzentrum für Arznei gebaut. Die Apothekergenossenschaft will täglich hundert Autos auf die Touren schicken.

Böblingen - Der verkehrsgünstige Standort in der Böblinger Schickardstraße hat die Apothekergenossenschaft Noweda dazu bewogen, dort eine neue Arzneimittelzentrale einzurichten. Der

 

Baustart auf dem ehemaligen IBM-Gelände unweit der Autobahn  81 ist erfolgt, bereits Anfang April nächsten Jahres soll das Verteilerzentrum in Betrieb gehen. 30 bis 35 Millionen Euro investiert Noweda in das Vorhaben.

100 000 Artikel auf Lager

„Die Region um Stuttgart war bisher noch ein weißer Fleck auf unserer Karte mit den 16 Niederlassungen in Deutschland“, sagt eine Mitarbeiterin des Wirtschaftsunternehmens mit Hauptsitz in Essen. Noweda wolle mit einigen Speditionen in der Region zusammenarbeiten, die für die Auslieferung der Arzneimittel sorgen sollen. Die Genossenschaft, die sich als Dienstleister für Apotheken versteht, ist nach eigenen Angaben bundesweit führend, was die Breite des Sortiments betrifft. Und sie ist nach dem Marktführer, dem Pharmahändler Phoenix in Mannheim, mit einem Jahresumsatz von zuletzt insgesamt 4,9 Milliarden Euro die Nummer zwei der Branche. In Böblingen werden rund 100 000 einzelne Artikel am Lager sein. Starten wolle Noweda auf der Böblinger Hulb mit einem Jahresumsatz von 130 Millionen Euro, so der Leiter der Noweda-Unternehmenskommunikation, Stefan Heine.

Fast hundert neue Arbeitsplätze werden laut Heine geschaffen. 60 Prozent der Beschäftigten erhalten einen Teilzeitjob. Für die Kommissionierung der Artikel wird eine ausgeklügelte Fördertechnik installiert, die sich in der Lagerhalle über insgesamt einen Kilometer erstreckt. Der Gebäudetrakt auf dem 31 Hektar großen Grundstück, zu dem auch Verwaltungsbüros gehören, ist rund 100 Meter lang und 60 Meter breit. „Wir beliefern die Apotheken nach festgelegten Uhrzeiten vor allem tagsüber“, sagt Heine. Dafür werden kleiner Transporter eingesetzt. Die Speditionen, mit denen Noweda noch Verträge abschließen wird, stellen auch die Fahrer. Die Genossenschaft, die ihre Mitgliedsapotheken beliefert, geht von einem Einsatz von rund 50 Speditionsfahrern aus.

Zwei Autobahnanschlüsse in der Nähe

Bisher versorgte Noweda vom Verteilerstandort Mosbach aus sämtliche Abnehmer bis hinunter zum Bodensee. Das werden nun die Kollegen in Böblingen übernehmen. Mosbach werde jetzt nur noch Teile im Raum Stuttgart beliefern. Die Fahrzeuge aus Böblingen sollen unter anderem die Landeshauptstadt ansteuern. Heine schätzt, dass täglich im Durchschnitt rund hundert Touren auf der Hulb starten. „JErkennen Sie Ihre persönlichen Stressmuster““, so der Noweda-Sprecher. Zudem rechnet das Unternehmen mit durchschnittlich elf Lastwagen von den Pharmaherstellern, welche die Arznei anliefern. Dass es auf den Straßen in der Region häufig nicht rasch vorangeht, weil ein Stau nach dem anderen den Verkehr lahm legt, sei kein Grund gewesen, einen zusätzlichen Standort aufzubauen. „In der Nähe unseres Zentrums gibt es zwei Autobahnanschlüsse“, sagt Heine, „wir werden sehen, wie sich der Lieferverkehr entwickelt.“ Böblingen sehe sein Unternehmen als einen idealen Umschlagplatz an.

Das Gelände habe Noweda von dem Schweizer Investor Helvetic Private Investments baufertig gekauft, nach dem es von chemischen Altlasten befreit worden sei, so Heine. Auf dem Areal standen früher Fabrikhallen – zunächst von der Computerfirma IBM und später von NXP Semiconductors (zuvor Firma Philips). Sie sind abgerissen worden, andere Gebäude auf dem angrenzenden Noweda-Grundstück werden zur Zeit ebenfalls beseitigt.