Im dritten Anlauf scheint es zu klappen: Max Nowak zieht mit seinem Reformhaus Klett von der Bahnhofstraße in das Kauf-Centrum um. Für den Insolvenzverwalter ist er ein Anker-Mieter.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Im dritten Anlauf scheint es zu klappen: Max Nowak zieht mit seinem Reformhaus Klett nun doch von der Bahnhofstraße in das Kauf-Centrum um. Am 1. Mai will der Einzelhändler sein neues Geschäft am Listplatz eröffnen. „Wir sind uns zu 99 Prozent einig“, sagt Günter Keller. Für den Insolvenzverwalter, der für 67 Prozent des ersten Böblinger Einkaufszentrums zuständig ist, hat das Reformhaus Anker-Mieter-Charakter. Er hofft, dadurch weitere Mieter gewinnen zu können. Etwa 70 Prozent seines Gebäudes stehen leer. Auch der Tanzschule Bode hat der Insolvenzverwalter ein neues Angebot gemacht: Wo Tedi Billigware feil bot, könnte künftig getanzt werden. Dafür wäre allerdings eine Nutzungsänderung nötig, die die Stadtverwaltung genehmigen muss.

 

Die beste Fläche in der Not

„Das ist in der Not die beste Fläche, die wir bekommen können“, sagt Max Nowak. Seit Monaten sucht er einen neuen Laden für sein Geschäft, denn der Mietvertrag in der Bahnhofstraße läuft Ende März aus. Der Investor Gürkan Akpinar, der das Areal vor rund einem Jahr gekauft hatte, will das Gebäude abreißen lassen. Die ersten zwei Versuche von Max Nowak, im Kauf-Centrum ansässig zu werden, schlugen jedoch fehl. Zunächst hatte er die Ausnahmegenehmigung erhalten, einen Mietvertrag über fünf Jahre abzuschließen. Der längere Zeitraum war für ihn Bedingung, damit sich die mit dem Umzug verbundene Investition lohnt. Dann verkaufte die Gläubigerbank ihren Schuldentitel, und die neuen Inhaber wollten die Zwangsversteigerung nicht mit langen Mietverträgen belasten. Der Vorschlag des Reformhausbesitzers, einen Teil der Immobilie zu erwerben, wurde ebenfalls abgelehnt. „Außerdem habe ich kalte Füße bekommen“, räumt der 57-Jährige ein, in die Mitte des Kauf-Centrums zu ziehen, sei ihm zu gefährlich – als einziger Laden.

Aber jetzt freut sich Max Nowak auf seine neue Wirkungsstätte. Er übernimmt die Fläche, wo Takko früher Mode verkaufte, am östlichen Ende des Komplexes, ebenerdig zum Listplatz hin. Der 470 Quadratmeter große Laden sei lichtdurchflutet und gut erreichbar, fünf Stellplätze gehören dazu. „Er gefällt mir sehr gut“, sagt der Einzelhändler. In die Einrichtung wird er jedoch nicht viel Geld stecken, denn der Mietvertrag ist auf ein Jahr befristet – aber dafür günstig . „Wir haben eine Lösung gefunden, die für beide Seiten erträglich ist“, sagt der Insolvenzverwalter. Zugeständnisse bei der Miete gehören schon länger zu Günter Kellers Maßnahmen, teilweise habe er die Preise um die Hälfte reduziert. „Ich will den Geschäften nicht die Existenz nehmen“, erklärt er, „wenn schon kein Mensch mehr durchs Kauf-Centrum läuft“.

Zusätzlicher Frequenzbringer

Die Tanzschule Bode wäre deshalb ein weiterer gewünschter Frequenzbringer. Ein neuer Fußbodenbelag würde schon genügen, um den Betrieb aufnehmen zu können, meint Günter Keller – allerdings müsste die Stadt die Nutzungsänderung für die Handelsfläche genehmigen. Weil die Verwaltung das Gelände um das 1967 eröffnete Einkaufszentrum zum Sanierungsgebiet erklärt hat, hat sie dieses Mitspracherecht bei langfristigen Veränderungen. Der Antrag ist gestellt. „Es wäre eine Lösung, sonst müssten wir abwandern“, sagt Thorsten Bode, der die zentrale Lage des Kauf-Centrums schätzt. Das seien die Tanzschüler seit 54 Jahren in der Bahnhofstraße gewohnt. Eine Interimslösung wird es vermutlich bleiben: Die Zwangsversteigerung wurde wegen des Gläubigerwechsels nur verschoben, nicht aufgehoben. „Wenn es versteigert wird, werden die Karten neu gemischt“, weiß auch Max Nowak.