Landrat Roland Bernhard und Oberbürgermeister Wolfgang Lützner brachten gute Nachrichten mit zur Besichtigung der Sanierungsarbeiten in der Böblinger Siemensstraße. Man befinde sich auf einem guten Weg, die vermutlich durch Geothermiebohrungen ausgelösten Erdhebungen stoppen zu können.

Böblingen - Gutes Wetter hat der Tross um Landrat Roland Bernhard und Oberbürgermeister Wolfgang Lützner nicht mitgebracht, als er am Mittwoch die Sanierungsarbeiten in der Siemensstraße in Böblingen besichtigte, dafür aber gute Nachrichten. Und das dürfte den von den Erdhebungen geplagten Anwohnern auch viel wichtiger sein. „Die Sanierung der ersten Sonde ist geglückt“, sagte Jochen Weinbrecht. Während der Himmel seine Schleusen öffnete, erklärte der Leiter des Wasserwirtschaftsamts des Kreises, dass an der Bohrstelle kein weiteres Wasser mehr eindringe. Das sei ein erster Meilenstein, der erreicht wurde.

 

„Wir haben tatsächlich was zu feiern“, äußerte sich auch der Sprecher der Interessengemeinschaft Erdhebungen Böblingen (IGE-BB) Werner Schubert erfreut. Im Jahr 2006 wurden in Böblingen erstmals Geothermiebohrungen durchgeführt. Allerdings wurden die Bohrlöcher nicht richtig mit Zement abgedichtet, das wird jetzt nachgeholt. Als Mitte Oktober mit der Sanierung an den Bohrlöchern begonnen wurde, hatten schon fast 200 Hausbesitzer Schäden durch Erdhebungen an ihren Gebäuden gemeldet, die meisten davon haben sich mittlerweile in der IGE-BB zusammengeschlossen. Sie gehen inzwischen von einem Schaden von mindestens 50 bis 60 Millionen Euro aus.

An manchen Stellen hat sich nach Angaben des Wasserwirtschaftsamtes die Erde bereits 45 bis 50 Zentimeter gehoben, jeden Monat quillt der Boden um weitere drei bis fünf Millimeter auf. Die Ursache dafür ist bis heute nicht gefunden. Noch ist nicht bewiesen, dass es tatsächlich die Erdwärmebohrungen sind. Hinzu kommt, dass das seinerzeit bohrende Unternehmen mehrmals die Versicherung gewechselt hat. Damit ist bislang auch unklar, wer für die Schäden aufkommt. Für die Sanierung der Bohrlöcher ist der Landkreis in Vorleistung getreten, eine niedrige siebenstellige Summe wurde dafür fällig.

Entsprechend besorgt und verärgert äußerte sich Landrat Bernhard über das Verhalten der Versicherungen: „Wir haben es mittlerweile mit drei Unternehmen zu tun. Das sind alles renommierte Versicherungen, von denen erwarte ich, dass sie aus der Deckung kommen.“

Über die Feiertage werden die Arbeiten im Siemensweg ruhen, am 7. Januar soll es weitergehen, „und wenn es keinen Wintereinbruch gibt, sind wir voraussichtlich in vier bis fünf Wochen fertig, dann geht es nahtlos im Süden weiter“, erläutert Weinbrecht das weitere Vorgehen. Zwar hält er die Arbeiten für durchaus vergleichbar mit denen in Staufen im Breisgau, aber was die Belastung für das Material angehe, bewege man sich „in einem Grenzbereich, den man in Staufen nicht gehabt hat. Das heißt, wir betreten Neuland.“

Wolfgang Lützner hofft, dass die Sanierungsarbeiten bis Ende nächsten Jahres abgeschlossen werden können. Das sei eine große Herausforderung, für die man, gibt der Böblinger Oberbürgermeister offen zu, „fachmännische Hilfe, aber auch ein bisschen Glück“ brauche. Auch Dieter Eger, einer der Hauptgeschädigten, freut sich, dass bei der ersten Sonde jetzt Vollzug gemeldet werden konnte. Er hofft, bald wieder in ein normales Leben ohne Angst zurückkehren zu können: „Was anderes als hoffen kann man gar nicht.“