Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat bei seinem Besuch in Böblingen mit einer überraschenenden Nachricht aufgewartet: Das Bundesverkehrsministerium wolle im Oktober grünes Licht für den sechsspurigen Ausbau der Autobahn 81 geben.

Böblingen - Der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat am Mittwoch bei seinem Besuch in Böblingen mit einer überraschenenden Nachricht aufgewartet: Das Bundesverkehrsministerium wolle im Oktober grünes Licht für den sechsspurigen Ausbau der Autobahn 81 geben. Seit einem Jahr liegen die Pläne bereits in Berlin, die eine Erweiterung der Strecke zwischen den Anschlussstellen Böblingen-Hulb und Sindelfingen-Ost auf 7,1 Kilometer vorsehen. Zudem ist ein 850 Meter langer Lärmschutzdeckel geplant. Die Kosten werden zurzeit auf insgesamt rund 230 Millionen Euro beziffert.

 

Der erste Entwurf lag schon 2009 vor

„Die weitere Planung könnte nun im Jahr 2017 fertig sein, sodass wir im Jahr 2018 mit dem Ausbau beginnen können“, sagte Hermann, der sich an der Böblinger Thermalbadkreuzung zu einem ersten Spatenstich eingefunden hatte. Der Verkehrsknoten wird dort im Vorgriff auf den A-81-Ausbau mit neuen Autobahnanschlüssen ertüchtigt.

Der erste Entwurf für die Verbreiterung der A 81 lag schon im Jahr 2009 vor. In der Zwischenzeit wurden die Pläne im Regierungspräsidium (RP) mehrmals überarbeitet. Zum Beispiel kamen zunächst nicht vorgesehene Standstreifen im sogenannten Deckelbauwerk hinzu. Zudem mussten bei der Detailplanung für den Ausbau, der bei fließendem Verkehr erfolgen soll, Ersatzspuren um das Deckelbauwerk herum ausgetüftelt werden. Und nicht zuletzt waren die Pläne im RP auch längere Zeit liegen geblieben, weil das Bahnprojekt Stuttgart 21 zunächst Vorrang hatte, wie der Regierungspräsident Johannes Schmalzl einmal selbst bereitwillig eingestand.

Im Mai vergangenen Jahres waren die Ausbaupläne vom RP dann zur Genehmigung in das Bundesverkehrsministerium nach Berlin geschickt worden. Acht bis neun Monate Zeit zur Prüfung der Unterlagen bezeichnete der CDU-Bundestagsabgeordnete Clemens Binninger als „normal“, nachdem sich Anfang diesen Jahres in der Bevölkerung, in den Rathäusern der Städte und bei dem Böblinger Landrat Roland Bernhard Ungeduld breitgemacht hatte. Wenig später erklärte Bundesstaatssekretär Norbert Barthle, Berlin werde in diesem Mai den so genannten „Gesehen-Vermerk“ unter die Pläne setzen. Doch weit gefehlt.

Hermann: Land geht in die Planfeststellung

Das lange Warten war immer noch nicht zu Ende. Der Bundesrechnungshof forderte zwischenzeitlich die Pläne an, um sich insbesondere den Deckel und den zusätzlich geplanten Lärmschutz näher anzusehen. Ursprünglich hatte der Bund nämlich lediglich Lärmschutzwände vorgesehen und als ausreichend erachtet. Daraufhin schlossen sich Bürger der angrenzenden Wohngebiete von Böblingen und Sindelfingen zu der Initiative Leise A 81 zusammen und forderten einen 1500 Meter langen Lärmschutzdeckel. Schließlich einigte man sich auf 850 Meter – und der Bund erklärte sich bereit, die Kosten für 400 Meter zu bezahlen. Kostenpunkt: 32 Millionen Euro. Diese kommen für den Bund zu den bisher angesetzten 161 Millionen Euro für den Streckenausbau noch hinzu. Das Land will sich am Deckel mit 14,5 Millionen Euro beteiligen, den Rest der Deckelkosten von 69 Millionen Euro tragen die Städte Böblingen, Sindelfingen und der Kreis Böblingen zu gleichen Teilen.

Laut Minister Hermann hat der Bundesrechnungshof die Pläne nun abgesegnet und dem Berliner Ministerium zurückgeschickt. „Es hat keine Einwände gegeben“, erklärte Hermann. Die Informationen stammten vom zuständigen Abteilungsleiter im Bundesverkehrsministerium, der dem Amtschef im Landesverkehrsministerium, Uwe Lahl, in einem Telefonat den Gesehen-Vermerk zugesagt habe. „Unabhängig davon geht das Land nun in die Planfeststellung“, sagte Hermann. Dazu würden nun die Unterlagen zusammengestellt, das Verfahren werde im nächsten März oder April eingeleitet. Dabei sollen mögliche Einwände von Bürgern und den Behörden geprüft werden. Sind die Pläne endgültig beschlossen, dauere es wohl fünf weitere Jahre, bis der Verkehr über die erweiterte A 81 rolle, prognostizierte Hermann.