Sindelfingen will den Pädagogen am Goldberg-Gymnasium selbst bezahlen. Böblingen lehnt einen Beitrag ab und möchte aus dem Verband austreten.

Sindelfingen - Die Gremien der Stadt Sindelfingen haben nun Fakten geschaffen und wollen dem Streit über die Schulsozialarbeit am Goldberg-Gymnasium ein Ende setzen. Sowohl der Kultur- als auch der Jugend- und Sozialausschuss hat dem Vorhaben der Verwaltung zugestimmt, vom kommenden Schuljahr an halbtags einen Schulsozialarbeiter an dem Gymnasium zu verpflichten. Die Stadt Böblingen lehnte einen Beitrag bis zuletzt ab mit dem Hinweis, dass immer weniger Böblinger Schüler das Gymnasium besuchten und dort kein Präzedenzfall geschaffen werden dürfe. Denn an den Böblinger Gymnasien sei die Schulsozialarbeit noch lange keine gängige Praxis, erklärt der Erste Bürgermeister Ulrich Schwarz. Er verfolgt zudem nach wie vor das Ziel, aus dem Zweckverband Goldberg-Gymnasium auszutreten, den Böblingen und Sindelfingen im Jahr 1923 gemeinsam gegründet haben.

 

100 Sindelfinger Schüler gehen auf Böblinger Gymnasien

„Wir haben zwei Jahre lang mit den Böblingern das Thema Schulsozialarbeit erörtert und sind auf keinen grünen Zweig gekommen“, sagt der Erste Bürgermeister von Sindelfingen, Christian Gangl. Nun habe der OB Bernd Vöhringer gesagt: „Wir machen es alleine.“ Schließlich drängt die Zeit, wenn im Herbst ein Sozialpädagoge anfangen soll. Zumal der Schulleiter am Goldberg-Gymnasium, Bernhard Kees, einen „dringenden Bedarf an Unterstützung neben dem Unterricht“ sieht. An seine Schule gingen Schüler „ganz unterschiedlicher Herkunft“, berichtet er, bei denen es mitunter auch Lernprobleme gebe und Zwistigkeiten mit Mitschülern.

Für Böblingen ist das aber noch lange kein Grund, die geplante Halbtagsstelle mitzufinanzieren. In das Goldberg-Gymnasium gehen zurzeit 68 Schüler aus Böblingen, 326 aus Sindelfingen, 225 kommen aus den umliegenden Kommunen. „Unsere vier Gymnasien in Böblingen besuchen rund 100 Schüler aus Sindelfingen. Bei uns finanziert Sindelfingen die Schulsozialarbeit auch nicht mit“, sagt Schwarz. Am Albert-Einstein-Gymnasium werde ein Sozialpädagoge aus dem Schulbudget bezahlt, indem eine Sekretärinnenstelle eingespart werde. Und am Lise-Meitner-Gymnasium – dabei handelt es sich um eine Ganztagsschule – werde die Schulsozialarbeit über die Schulgebühr finanziert. An den anderen beiden Gymnasien hingegen gebe es noch keine solche Betreuung. „Wenn wir am Goldberg-Gymnasium dafür einen Obolus entrichten, wecken wir Begehrlichkeiten“, befürchtet der Erste Bürgermeister Böblingens.

Die Zahl der Böblinger Schüler ist gesunken

Dabei würde der Böblinger Beitrag für den Pädagogen am Goldberg-Gymnasium laut Gangl für dieses Jahr nur 3100 Euro ausmachen. Denn wie bei der Umlage für den Betrieb der Schule hätten die Böblinger auch an der Schulsozialarbeit 17 Prozent der Kosten zu tragen, 83 Prozent dagegen Sindelfingen. Denn der Finanzierungsschlüssel richtet sich nach der Anzahl der Schüler aus den Städten. Für das nächste Gesamtjahr rechnet Gangl mit Kosten von 54 000 Euro, die durch einen Landeszuschuss verringert werden: Eine Vollzeitstelle eines Sozialarbeiters wird mit 16 700 Euro unterstützt. Dass an Böblingen nicht viel hängenbleiben würde, lässt Schwarz nicht gelten: „Es geht uns hier ums Prinzip“, sagt er.

Weil in den vergangenen Jahren die Böblinger Schülerzahl am Goldberg-Gymnasium erheblich gesunken ist, strebt Schwarz grundsätzlich den Austritt aus dem Zweckverband an. Böblingen würde sich damit die jährliche Umlage in Höhe von 170 000 Euro sparen. „Dieses Geld könnten wir auch an einer Böblinger Schule investieren“, sagt Schwarz. Sein Sindelfinger Kollege Gangl ist davon nicht begeistert. Dieses Vorgehen werfe kein gutes Licht auf die interkommunale Zusammenarbeit. „Wir werden uns verständigen“, meint wiederum Schwarz. Ein Austritt aus dem Zweckverband setzt voraus, dass sämtliche Vertreter in der paritätisch besetzten Zweckverbandsversammlung dafür stimmen.