Der Bananensprayer Thomas Baumgärtel hat nun auch der städtischen Galerie sein Symbol verpasst. Es steht für die Freiheit der Kunst, aber auch für gute Arbeit.

Böblingen - Eine in der Kunstszene bekannte Auszeichnung hat nun die Städtische Galerie in Böblingen erhalten. Thomas Baumgärtel hat am Samstag an die Fassade eine seiner Bananen gesprayt. „Die

 

Ausstellung ‚Die Klasse der Damen: Künstlerinnen erobern sich die Moderne’ hat viel Lob erhalten und ist mir empfohlen worden“, sagt er. Mit dem gesprühten Qualitätssiegel möchte er der weiblich geprägten Schau ein für die Männlichkeit stehendes (Phallus-)Symbol hinzufügen.

Wegen Sprayaktion im Gefängnis

„Normalerweise schaue ich mir die Ausstellungen vorher an und spraye dann“, erklärte der Kölner Künstler. Weil er später als geplant an der Zehntscheuer eintraf und die Schaulustigen bereits warteten, schritt er nach ein paar Anekdoten gleich zur Tat. Binnen zwei Minuten prangte eine Banane über der Klingelanlage am Haupteingang. „Ich freue mich sehr über die Auszeichnung“, frohlockte die Galerieleiterin und Kuratorin der „Damen“-Ausstellung, Corinna Steimel. Selbstverständlich sei es mit dem Rathaus abgesprochen, dass nun die Wand besprüht werde. Baumgärtel beruhigte dies, weil ihm auch schon zu Ohren kam, dass Hausmeister seine Zeichen wieder entfernt haben.

Wegen seiner Sprayaktionen saß Baumgärtel auch schon in München im Gefängnis. „Als ich damit vor Jahrzehnten begann, musste ich in Köln 700 Mark Strafe bezahlen. Weil jemand die Polizei gerufen hatte, als ich am Museum Ludwig eine Banane anbrachte“, erinnert sich Baumgärtel. Der neue Museumsdirektor habe ihm aber ein Jahr später geschrieben und erklärt: Nun wolle auch er eine Banane.

Statt Jesus eine Banane am Kreuz

Apropos: Wie er auf die Banane gekommen ist, erzählt er gerne immer wieder. Es sei in einem katholischen Krankenhaus gewesen, während seines Zivildienstes, als ein Jesus von einem Kreuz gefallen sei und er die Scherben aufkehrte. In der Tasche hatte der junge Baumgärtel noch seine Frühstücksbanane. Da ereilte ihn der Geistesblitz: Kurzerhand befestigte er die Frucht am Jesuskreuz. Und damit war seine ureigene Kunstform geboren, für den Betrachter vielfältig interpretierbar.

Alles Banane also in Böblingen? Jetzt schon. Im Jahr 1998, bei seinem letzten Besuch im Landkreis, hatte der weltweit als Bananensprayer bekannte Künstler die Städtische Galerie noch nicht im Blick und würdigte als einzigen Ort die städtische Galerie Sindelfingen.

Zeichen für die Freiheit der Kunst

Das hat sich nun geändert: Durch die Vermittlung des Böblinger Galeristen Marko Schacher und die aufsehenerregende Ausstellung von Corinna Steimel hat Böblingen nun auch seine verdiente Banane erhalten, ein durchaus provozierendes Zeichen für die Freiheit der Kunst.

Baumgärtels auf christliche Gemälde gesprayte Bananen sind momentan Teil der Gruppenausstellung „Heil – Götter/Götzen heute“ in Schachers Galerie im Stuttgarter Westen. Seine in Pochoir-Technik gesprayten Bananen, die an die „Velvet-Underground-Banane“ von Andy Warhol erinnern, hat er bereits weltweit rund 4000-Mal an Museen, Galerien und besonderen Gebäuden angebracht.

Die Bezeichnung Pochoir kommt aus dem Französischen: Mit Hilfe von Schablone wird eine Fläche koloriert. Im März 2012 sprühte er eine Friedensbanane mit Kreidespray an den Kölner Dom. „Jetzt will ich mir auch noch kurz die Ausstellung ansehen“, sagte Baumgärtel zum Schluss, und eilte / rasch zum nächsten Termin.