Die Stadtwerke steigerten die Einnahmen im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr um 1,2 Millionen Euro. Der Geschäftsführer Gerd Hertle legt dem Gemeinderat die Bilanz vor und kann einen Gewinn von insgesamt 1,5 Millionen Euro vorweisen.

Böblingen - Die Stadtwerke Böblingen verstärken in allen Geschäftsfeldern ihre Bemühungen, in die schwarzen Zahlen zu kommen. Und das, obwohl sie einen enormen Sanierungsstau bewältigen müssen – auch beim Leitungsnetz der

 

Fernwärme. Immerhin beträgt das Plus bei den Wärmeerlösen 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum rund 1,2 Millionen Euro. In die Kasse flossen mehr als acht Millionen Euro, nimmt man den Erlös aus dem Fernwärmeverkauf an die Panzerkaserne hinzu.

Ohne Diskussion nahmen die Stadträte in der jüngsten Sitzung des Böblinger Gemeinderats die Zahlen zur Kenntnis und gaben auch dem Wirtschaftsplan 2017 ihr Plazet. Im Zuge der Privatisierung der Stadtwerke zu Beginn des Jahres 2013 sei es das politische Ziel gewesen, die Verluste vor allem bei den Bädern mit den Gewinnen aus Strom, Gas, Wasser und Wärme auszugleichen, verlautet aus der Stadtverwaltung. Damit sei aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu rechnen. Deshalb mussten die Stadträte am Mittwochabend die Kröte schlucken: Es sei davon auszugehen, dass sich bei Bäder und Verkehr auch in den nächsten Jahren ein sattes Minus ergeben werde. Im Wirtschaftsplan ist für dieses Jahr ein Defizit von 2,8 Millionen Euro ausgewiesen. Um dieses zu senken, müssten die Eintrittspreise in den Bädern und die Parkgebühren drastisch erhöht werden.

Unmut wegen Preisanhebung

Das haben die Stadtwerke dafür bei der Fernwärme getan. Jene Preisanhebung Mitte 2015 um durchschnittlich 21 Prozent hat sich bereits auf das positive Ergebnis beim Wärmeerlös niedergeschlagen. Viele Verbraucher protestierten, beglichen aber zähneknirschend die Rechnungen. Unmut gibt es jetzt zudem über die angekündigte Anhebung der Grundgebühr zum 1. Januar, die von 34,40 Euro auf 75,57 Euro steigt. Die aufgebrachten Bürger, die sich in der Interessengemeinschaft Fernwärme zusammengeschlossen haben, drohen damit, die Energiekartellbehörde einzuschalten.

Die Verbraucherzentrale sieht die Sache ebenfalls sehr kritisch, weil kein Wettbewerb stattfinde. Die Fernwärmeverbraucher in Böblingen seien seit Jahrzehnten an das Leitungsnetz der Stadtwerke angeschlossen, es gibt in den Wohngebieten keinen anderen Energieanbieter und auch kaum eine Alternative – zum Beispiel kein Gas. Die Bürger könnten auf eine Strom- oder etwa auf eine Holzpelletheizung umstellen – das jedoch wäre sehr teuer.

Weniger Konzessionsabgabe

Die Stadtwerke begründen die Preisanhebungen damit, dass sie noch kaum über liquide Mittel verfügten und in den nächsten zehn bis 20 Jahren rund 50 Millionen Euro in die Sanierung der Leitungen stecken müssten. Die Stadtwerke befanden sich bis Ende 2012 in städtischer Hand und wurden neu gegründet. Seit Anfang 2013 ist die Stadt mit 59 Prozent beteiligt, der Energiekonzern EnBW hält 41 Prozent. Im Zuge der Haushaltberatungen ist ein interfraktioneller Antrag angenommen worden, wonach die Konzessionsabgabe für das Leitungsnetz stark gesenkt wird. Statt 2,70 Euro pro Megawattstunde haben die Stadtwerke künftig noch 0,30 Cent an die Stadt zu entrichten. Geplant war im nächsten Jahr eine Abgabe von 277 000 Euro, jetzt werden lediglich 30 000 Euro fällig.

Die Entlastung soll sich in den nächsten Jahren im Gesamtergebnis positiv niederschlagen, von dem sowohl die Stadt als auch die EnBW profitieren. Der Stadtwerke-Geschäftsführer präsentierte dem Gemeinderat in der jüngsten Sitzung für das Jahr 2015 in den Sparten Wärme, Strom, Gas und Wasser einen Gewinn von insgesamt rund 1,5 Millionen Euro. Analog zum Gesellschafteranteil überweist er der Stadt rund 300 000 Euro, die EnBW erhält rund 200 000 Euro. Eine halbe Millionen Euro Überschuss bleiben bei den Stadtwerken.

Deutlich mehr Personalkosten

Um ihre Anstrengungen auf sämtlichen Geschäftsfeldern zu verstärken und weitere Kunden zu gewinnen, haben die Stadtwerke auch ihr Personal aufgestockt. Die Zahl der Mitarbeiter kletterte von 70 Anfang des Jahres 2015 auf derzeit 79. Mit Knut Bacher ist am 1. Juli 2015 zudem ein weiterer Geschäftsführer bei den Stadtwerken eingestellt worden. Damit fallen auch deutlich mehr Personalkosten an. Im Jahr 2014 wurden noch 3,3 Millionen Euro für Löhne und Gehälter ausgegeben, im vergangenen Jahr kletterten die Personalausgaben bei den Stadtwerken um 600 000 Euro auf fast vier Millionen Euro.