Die Theaterfrau im Ruhestand kann es nicht lassen: Sie hat ein Stück über Fürst von Pückler geschrieben. Mit früheren Mitgliedern ihrer Ensembles der Kunstschule führt sie es am 9. April in Stuttgart-Birkach auf.

Böblingen - Offiziell ist sie seit mehr als einem Jahr Rentnerin. Doch dass Hildegard Plattner sich nur noch dem Garten und dem Enkel widmen würde, das hat wohl niemand ernsthaft geglaubt, der die Vollblut-Theaterfrau kennt. Nun meldet sich die 66-jährige langjährige Chefregisseurin der Böblinger Kunstschule zurück: mit einem selbst geschriebenen Stück über den legendären Fürst von Pückler-Muskau. Ausschließlich Mitglieder ihrer früheren Ensembles machen mit. Aufgeführt wird es jedoch nicht in Böblingen, sondern in Stuttgart.

 

„Fürst Pückler war eine exzentrische Persönlichkeit, ein Playboy und Pascha, aber auch ein leidenschaftlicher Landschaftsarchitekt“, beschreibt Plattner nur einige Facetten seiner schillernden Persönlichkeit. Und so wundert es nicht, dass aus der geplanten Szenencollage ein 95 Minuten langes, dichtes Theaterstück geworden ist. Monatelang hatte sich „Hi“, wie sie ihre Theaterfreunde liebevoll nennen, in die Geschichte des Fürsten, geboren 1785, gestorben 1871, vertieft, alles gelesen, was sie von ihm und über ihn finden konnte. Der Grund: Der Geburtstag eines sehr guten Freundes aus Hildrizhausen. Zum 70. wollte ihm Hi etwas ganz Besonderes schenken, und weil dieser ein Fan von Fürst Pückler ist, sollte es ein Stück über diesen schillernden Mann sein.

„So lange habe ich noch nie an einem Stück geschrieben. Zeit hatte ich ja genug“, sagt Plattner, die sich gleich nach dem Rückzug ins Privatleben zwei großen Operationen unterziehen musste. „Im Krankenhaus und in der Reha hatte ich immer meine Rechercheunterlagen dabei.“

Erstmals aufgeführt wurde das Pückler-Stück dann im Sommer 2014 vor 85 Zuschauern bei der großen Geburtstagsfeier. Die Bühne war im Freien, so dass die sommertheatergewohnte Plattner -zuletzt inszenierte sie das Freiluft-Spektakel „55 Sommer“ von Felix Huby auf dem Hofgut Mauren – wieder einmal in die Vollen ging. Auch drei Kamele gehörten zum Ensemble. Diese kamen von der Gärtringer Kameloase.

Kamele müssen draußen bleiben

Im Publikum saß auch Andreas Bockemühl, der im Nikolaus-Cusanus-Haus in Stuttgart-Birkach für das Kulturprogramm verantwortlich ist. Er war so begeistert von der Aufführung, dass er Plattner bat, das Stück doch auch in Birkach zu zeigen. Plattner schaute sich die dortige Bühne an – und davon war wiederum sie restlos angetan. Platz für 400 Zuschauer bietet der Saal mit der Profi-Bühne der anthroposophischen Pflegeeinrichtung und die aufsteigenden Sitzreihen garantieren beste Sicht von jedem Platz aus. „Der Zauberer Topas mietet jedes Jahr für die Proben seines neuen Programms diese Bühne“, verrät Plattner.

Trotz des großzügigen Saals gibt es keinen Platz für die Kamele, die Aufführung muss ohne sie auskommen. Auch die Zahl der Schauspieler hat sich von 24 auf elf reduziert, weil viele Mitspieler gleichzeitig unter Plattners Nachfolgerin Marcela Herrera an der Kunstschule Premiere haben.

Doch auch das ist kein Problem für die erfahrene Theaterfrau „Wir haben ein wenig umgestellt. Das funktioniert.“ Zunächst ist eine Vorstellung geplant. „Wenn der Saal voll ist, können wir vielleicht über eine weitere Aufführung nachdenken“, sagt Plattner. Derweil schmiedet sie bereits neue Pläne. Im Sommer steht die nächste Hüft-Operation an. Das Gepäck dafür liegt schon bereit: Dutzende Bücher mit Weihnachtsstücken. „Ich plane für das kommende Jahr ein Weihnachtstheater in Mauren.“

Termin
Die momentan einzige öffentliche Vorstellung beginnt am Samstag, 9. April, um 16.30 Uhr im Festsaal des Nikolaus-Cusanus-Haus in Stuttgart-Birkach, Törlesäckerstraße 9.

Tickets
Karten kosten 15, ermäßigt zehn Euro. Sie können bei Hildegard Plattner (Telefon 0 71 57/6 44 01) reserviert werden oder im Nikolaus-Cusanus-Haus (Telefon 07 11/4 58 30).