Der Kreistag will die Planung einer neuen Straßenmeisterei wieder aufnehmen. Benötigt werden aber noch 60 Ar Fläche, die der Gärtner Klaus Winter bisher nicht abgetreten hat.

Böblingen - Fast sechs Jahre lagen die Pläne für einen Neubau einer Straßenmeisterei mehr oder weniger auf Eis – nun hat der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, sie weiter zu verfolgen. Die Krux an der Geschichte ist jedoch, dass der Kreis dafür noch nicht die nötige Fläche besitzt. Klaus Winter,

 

der in Magstadt einen Gärtnereibetrieb führt, hat sich nach wie vor nicht dazu entschließen können, einen 60 Ar großen Acker zu verkaufen, auf dem er bis vor kurzem noch Johanniskraut angebaut hat. Am Montag, an dem auch die Kreistagssitzung stattfand, hat im Landratsamt erneut ein Gespräch mit dem unbeugsamen Gärtnermeister stattgefunden. Es ist ergebnislos verlaufen. Die Kreisverwaltung favorisiert dennoch weiterhin den ausgesuchten Standort am Rande Magstadts unweit der Bundesstraße 464 – will ihn aber trotzdem noch einmal auf den Prüfstand stellen.

„Das Gespräch mit Klaus Winter ist in einer guten Atmosphäre verlaufen“, versichert Wiebke Höfer, die Pressesprecherin im Landratsamt. Mehr lässt sie nicht verlauten. „Ich musste den Vertretern der Kreisverwaltung noch einmal genau erklären, worum es eigentlich geht“, berichtet wiederum Winter. Der vormalige Verkehrsdezernent Andreas Wiedmann ist versetzt worden, nun führt Roseli Eberhard das Kreisverkehrsamt – und Winter hatte sein Déjà-vu. Denn schon vor Jahren hoffte er auf ein adäquates Verkaufsangebot. Und nicht nur das: der Gärtner benötigt eine Ersatzfläche, um seine Heilpflanzen anzubauen. „Man hat mir immer noch keine Alternative vorgeschlagen“, erklärt er.

Boden der Güteklasse eins

Das ist aber auch nicht so einfach, weil es rund um Magstadt keinen vergleichbaren Boden der ersten Güteklasse mehr gibt. Das Tauziehen um den Acker geht nun also in eine weitere Runde. Dazu kommt es nun, weil das Land kürzlich nach einer Untersuchung erklärte, dass die Straßenmeistereien in der Zuständigkeit der Kreise bleiben.

„Mein Flächenverlust wird allmählich existenzbedrohend“, hatte Winter bereits vor einiger Zeit feststellen müssen. Der Heilpflanzenanbauer beliefert Firmen in der ganzen Welt und vor Ort das Pflanzensaftwerk Schoenenberger. Zehn Hektar seien ihm in den vergangenen Jahren schon „systematisch weggekauft und entzogen worden“, berichtet Winter. Für Ortsumfahrungen von Magstadt, den Bau der S-60-Bahnstrecke zwischen Böblingen und Renningen und vor allem für den Neubau der Bundesstraße 464. Dennoch würde er sich seinem Schicksal fügen und auch noch die benötigten 60 Ar an der Kreis hergeben. „Es kommt auf das Angebot an“, erklärt er. Jahre lang hatte er sich gegen die Abtretung gewehrt, doch weiß er, dass er wohl am „kürzeren Hebel sitzt“. Sein Rechtsanwalt habe ihm erklärt, dass der Kreis über das Flurneuordnungsverfahren ohnehin stets bekomme, was er brauche.

Fünf Kreisräte enthalten sich der Stimme

„Ich befürchte, dass es für den Standort bei Magstadt keine Alternative gibt“, erklärte Wilfried Dölker (Freie Wähler) in der Kreistagssitzung. Helmut Noë (CDU) schlug trotzdem vor, „noch einmal in eine Suchschleife zu gehen“. Und der grüne Roland Mundle forderte auf dem beanspruchten Gelände eine Untersuchung zum Thema Artenschutz. Der Kreistag willigte schließlich bei fünf Stimmenthaltungen ein, im Etat für die weitere Planung 100 000 Euro vorzusehen. Wobei der Landrat Roland Bernhard zugestand, noch einmal überprüfen zu lassen, ob es zu dem verkehrsgünstigen Magstadter Standort doch noch eine Alternative gibt.

Für den Neubau waren ursprünglich 7,7 Millionen Euro veranschlagt. Nun gehen die Planer nach den Angaben des Pressesprechers Dusan Minic von einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag aus.