Die Untersuchung der Gesteinsschichten hat sich verzögert. Die Ursache für die Erdhebungen in Böblingen, bei der zahlreiche Gebäude beschädigt wurden, ist damit später als geplant zu belegen.

Böblingen - Die Erkundungsbohrung im Norden Böblingens dauert länger als erwartet. Eigentlich hätte sie zum Jahreswechsel abgeschlossen sein sollen. Jochen Weinbrecht, der Leiter des Wasserwirtschaftsamts beim Landratsamt, begründet die Verzögerung mit einem aufwändigen Bohrverfahren bis in eine Tiefe von 145 Metern, bei dem nach jedem Meter eine Gesteinsprobe gezogen wird. Zudem sei ein Gewindegestände in einem Rohr gerissen. Die Untersuchungen zeige jetzt aber schon, „dass durch die unsachgemäß durchführten Geothermiebohrungen Wasser in die Anhydritschichten eingedrungen sein kann und sich deshalb die Erde hebt“, so Weinbrecht. Die Ergebnisse der Nachforschungen in der Böblinger Siemensstraße sollen als stichhaltige Beweise für die Erdhebungen dienen, die notfalls auch vor Gericht verwendet werden können.

 

Nachforschung wird teurer

„Der Vorfall mit dem Rohrgewinde hat uns einige Wochen gekostet, weil das Ersatzteil erst aus Amerika eingeflogen werden musste“, sagt Weinbrecht. Bei solch tiefen Bohrungen könne es vorkommen, dass sie nicht völlig senkrecht in den Boden reiche. Wahrscheinlich sei ein leichter Knick an dem Malheur Schuld, erklärt Jochen Weinbrecht. Die Erkundung könne deshalb erst nach Ostern abgeschlossen werden. Für die Untersuchung waren 200 000 Euro veranschlagt worden. Jetzt werde sie deutlich teurer. Das Geld muss der Landkreis vorstrecken, solange keine Versicherung der Bohrfirma bereit ist, die Kosten zu tragen.

In den nächsten vier Wochen sollen noch die Grundwasservorkommen erhoben werden, bevor die Bohrstelle mit Ton verfüllt wird. Die Fachleute gehen davon aus, dass bei den insgesamt 17 festgestellten, schadhaften Erdwärmebohrungen Hohlräume entstanden sind, in die Wasser gelaufen ist und den Gipskeuper zum Aufquellen brachte. Laut Weinbrecht beginnt die Gipskeuperschicht im Untersuchungsbereich unweit der zwei nun sanierten Geothermiebohrstellen in einer Tiefe von 50 bis 55 Metern. Die Bohrfirma Gungl hatte im Böblinger Norden zwei Mal 130 Meter tief gebohrt.

Zweite Erkundungsbohrung erst nach Ostern

Im südlichen Schadensgebiet soll nach Ostern in der Kniebisstraße eine zweite Erkundungsbohrung erfolgen und im Sommer abgeschlossen sein. Dort hatte Gungl insgesamt 15 Mal nach Geothermie gebohrt. Die Sanierung der Bohrungen mit den Hohlräumen, in die Zement gegossen wird, soll im Spätsommer beendet sein. Später als geplant, erhält nun das Landesamt für Geologie in Freiburg die Untersuchungsergebnisse, um einen Abschlussbericht anzufertigen, der eigentlich bereits Ende des Jahres vorliegen sollte.

Seit einer Laserscanaufnahme im Jahr 2002 hat sich die Erde im Norden Böblingens um bis zu 45 Zentimeter und im Süden um bis zu 30 Zentimeter gehoben. In Leonberg und Renningen war nach Geothermiebohrungen von Gungl das Gegenteil passiert. Dort sackten vor vier Jahren 35 Häuser ab. Gungl selbst nahm dort die Sanierung der schadhaften Bohrlöcher vor und kam – zusammen mit der Allianz – für die entstandenen Schäden auf.

Die Firma Gungl hat die Versicherung gewechselt

Erwin Gungl ist aber offenbar erst seit dem Jahr 2009 bei der Allianz versichert und hatte zum Zeitpunkt der Bohrungen in Böblingen andere Versicherungen, die sich bisher finanziell nicht in der Pflicht sehen. Er warte nun ab, bis die geschädigten Hausbesitzer und das Wasserwirtschaftsamt die Ursache der Erdhebungen schwarz auf weiß belegen könnten, sagt Gungl. Um weiterhin Aufträge zu erhalten, hat Erwin Gungl im Übrigen ein neues Unternehmen gegründet. Der Firmenchef bestätigt dies, ohne jedoch Näheres preiszugeben.