Die Ausgaben für die Sanierung der Unterstadt werden unter die Zehn-Millionen-Euro-Grenze gedrückt. Es gibt schon Ideen dafür, wo das gesparte Geld anderweitig investiert werden könnte.

Böblingen - Politisch korrektes Handeln kostet eben Geld. Dass Böblingen statt chinesischen nun iberischen Naturstein in der Unterstadt verlegt, hat seinen Preis. Rund 7,4 Millionen Euro wurden im Juli des vergangenen Jahres veranschlagt, um die Bahnhof-, Olga- und Wilhelmstraße sowie die Uhlandstraße auf Vordermann zu bringen. Doch durch den neuen Belag, der garantiert nicht von Kinderhand bearbeitet wurde, und auch wegen kostspieliger Tiefbauarbeiten wurde im Februar die Zehn-Millionen-Euro-Grenze geknackt. Jetzt hat der Gemeinderat ein kleines Sparprogramm beschlossen: 500 000 Euro weniger werden in die Seitenstraßen gesteckt. Ein Fehler, findet die SPD. Zu wenig, sagen die Liberalen – mit Blick auf den Schlossberg. Die große Mehrheit stimmte den Plänen zu.

 

„Es sieht wirklich unschön aus“

„Ein Jahrhundertentwurf“ müsse die neue Unterstadt sein, davon ist Wolfgang Hensel überzeugt. Der SPD-Fraktionschef hofft im Zuge der Sanierung auf weitere Investoren – vor allem für die Seitenstraßen. „Dort sieht es wirklich unschön aus, dort müsste man noch mehr Geld hineinstecken als in die Bahnhofstraße“, sagt er. Mit seiner Einstellung konnte er sich im Gemeinderat aber nicht durchsetzen. Entgegen der ursprünglichen Planung werden in den Seitenstraße nun doch keine Leuchtringe aufgehängt und der Belag wird nicht flächendeckend aus Natursteinen bestehen, sondern mit Asphalt gestreckt. Auch an der Möblierung, zum Beispiel mit Bänken, soll gespart werden. „Die Menschen stimmen mit den Füßen ab“, sagt Wolfgang Hensel: Wenn ihnen ein Platz nicht gefällt, gehen sie nicht mehr hin, meint der SPD-Stadtrat.

Die CDU hat sich hingegen umstimmen lassen. Es sei bereits genug eingespart worden, lautete die erste Reaktion der Konservativen auf die Sparvorschläge. „Wir wollen keinen Unort“, erklärt der Fraktionschef Hans-Dieter Schühle. Dass die Rückseite des City-Centers so hochwertig ausgestattet werden soll wie die Bahnhofstraße hält er mittlerweile jedoch nicht mehr für notwendig. Und er erinnert daran, dass ursprünglich sieben Millionen Euro für die Unterstadt hätten genügen sollen. Das Ergebnis der Investitionen gefällt dem CDU-Stadtrat allerdings gut: „Der Platz am Bahnhof macht richtig Freude.“

Geld frei schaufeln für den Schloßberg

Für „unheimlich schön“ hält auch Helmut Kurtz die neue Fußgängerzone. Die FDP hätte deshalb sämtliche Kostensteigerungen mitgemacht. Aber dem Liberalen reicht es: „Da kann man noch mehr einsparen“, sagt er. In der Olgastraße wäre ausschließlich Anlieferverkehr unterwegs und kein einziges Geschäft angesiedelt, dort hätte ihm auch ein heller Asphalt genüge getan. Sein Hintergedanke dabei ist, Geld frei zu schaufeln – für den Schlossberg. „Die Altstadt darf nicht abgehängt werden", argumentiert Helmut Kurtz. Auch dort gebe es Einzelhändler, denen etwas Gutes getan werden müsse, sonst würden sie abwandern. Zum Beispiel eine Marktpassage im Pestalozzihof, lautet sein Vorschlag, als erster Mosaikstein für eine Belebung des Stadtteils. Seiner Meinung nach hätte der Schlossberg parallel zur Unterstadt saniert gehört.

Der Oberbürgermeister Wolfgang Lützner bewegt sich immerhin in diese Richtung. In einem Ausschuss Anfang Oktober hatte er die Idee ins Spiel gebracht, den Elbenplatz als das nächste Projekt anzugehen. Der Verkehrsknotenpunkt falle in Zukunft gegenüber der Bahnhofstraße optisch ab, befand Lützner. Ein paar politisch korrekte Natursteine täten der Ecke seiner Meinung nach gut. Den Schritt in die Altstadt wagt er noch nicht: „Ich habe immer gesagt, dass wir das Unterstadt-Projekt abschließen werden und uns dann dem Nächsten widmen werden“, erklärt der Rathauschef. Zuallererst müsse in Abstimmung mit den Eigentümern und den Nutzern ein Konzept entwickelt werden, das dann wie in der Unterstadt Stück für Stück umgesetzt werde. „Die Altstadt hat doch Flair!“, lautet seine Antwort auf die Frage, ob es nicht Zeit für eine Verschönerung sei.

Fließender Übergang

Bahnhofstraße
Im kommenden Frühjahr soll die Bahnhofstraße endgültig zur Fußgängerzone umgemodelt sein. „Ziel der Fertigstellung ist Mitte März“, teil die Stadtverwaltung mit – und weist auf das winterliche Witterungsrisiko hin, um keine falschen Hoffnungen zu wecken. „Sollte ein ordentlicher Winter mit mehrwöchiger Schnee- und Frostlage eintreten, könnten Verzögerungen die Folge sein“, schreibt der städtische Pressesprecher Wolfgang Pfeiffer.

Seitenstraßen
Läuft alles nach Plan, könnten die Bauarbeiter im April nächsten Jahres in der Olga-, Wilhelm- und Uhlandstraße nahtlos weitermachen. In der Uhlandstraße soll bereits Mitte Mai der neue Uhlandhof fertiggestellt sein. Am dortigen Eingang ins Einkaufszentrum Mercaden entsteht ein Platz „mit Aufenthaltscharakter“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Ein Wassertisch soll dem Raum „eine positive Stimmung“ verleihen und mit „seinem leisen Plätschern ein attraktives Ambiente“ erzeugen. Mit Außengastronomie sollen die Flächen belebt werden. Die Uhlandstraße soll bis Ende Juni, die Wilhelm- und die Olgastraße sollen bis zum Jahresende fertig gestellt werden.