In drei Monaten eröffnet in Böblingen das neue Einkaufszentrum Mercaden. Wird es sich gegen die Konkurrenz aus Sindelfingen und Stuttgart durchsetzen können?

Böblingen/Sindelfingen - Der Countdown läuft: noch gut drei Monate sind es, bis am Böblinger Bahnhof das neue Einkaufszentrum Mercaden eröffnet. Inzwischen kann man die Baufortschritte täglich verfolgen: Die Verkleidung der Fassade mit rötlichen Backsteinen ist fast abgeschlossen. Und der Innenraum nimmt ebenfalls langsam Gestalt an, auch wenn die drei Parkdecks und die drei Einkaufspassagen noch von Betonstaub bedeckt sind.

 

Doch schon vor der Eröffnung hört man auch skeptische Stimmen aus Böblingen. Sie kritisieren, dass die bislang bekannt gewordenen Mieter des Einkaufszentrums nicht genügend Strahlkraft mitbringen würden, um genügend Kunden anzuziehen. Aktuell steht fest, dass im Untergeschoss des Mercaden der Lebensmittelhändler Edeka einzieht; den Drogeriebedarf wird eine Müller-Filiale decken. Daneben sind bislang vor allem die Namen von Textilhändlern bekannt, die in das Mercaden einziehen: H&M gehört dazu, C&A, K&L Ruppert und S.Oliver. „Ich hatte zwar gehofft, aber eigentlich war klar, dass nichts Spektakuläres in das Mercaden einzieht. Ein 08/15-Kaufhaus“, beschwert sich eine Böblingerin auf Facebook.

15 Prozent der Breuninger-Kunden?

Breuninger lockt mit Einkaufsmagneten

Werden die Mieter reichen, damit sich das Mercaden im harten Wettbewerb durchsetzt? Schließlich gibt es in der Nachbarstadt Sindelfingen mit dem Breuningerland ein etabliertes Einkaufszentrum. Bei der Zahl der Geschäfte und der Verkaufsfläche sind die beiden Zentren vergleichbar. Doch das Breuningerland hat Einkaufsmagnete, die man im Umkreis nicht findet – wie den einzigen Apple-Shop Baden-Württembergs.

Aufgrund der hohen Umsätze wurde das Breuningerland im vergangenen Jahr von seinen Mietern zum zweitbesten Shoppingcenter deutschlandweit gewählt. Entsprechend gelassen gibt sich der Center-Manager Serge Micarelli, wenn man ihn auf die wachsende Konkurrenz anspricht. „Natürlich beobachten wir, was die Wettbewerber machen. Aber bislang ist das nichts Außergewöhnliches, nichts, wovor man Angst haben muss“, sagt er.

Können die Böblinger Mercaden 15 Prozent der Sindelfinger Breunigerland-Kunden abwerben?

Herbert Krämer hingegen glaubt, dass das Mercaden alle Voraussetzungen dafür hat, sich zu einem erfolgreichen Einkaufszentrum in Böblingen zu mausern. Krämer ist Vorstand der Firma hkm Management aus Bergisch Gladbach, dem Planungsbüro des Mercaden. Als Vorteile der neuen Shoppingmall führt er die gute Parksituation an – drei Parkdecks befänden sich direkt über den Geschäften. Durch die gläserne Kuppel über den Geschäften entstehe eine besondere Atmosphäre im Zentrum. Auch die gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr – am Böblinger Bahnhof genau gegenüber hält nicht nur die S-Bahn, sondern auch zahlreiche Buslinien – sei eine Stärke des Projektes.

Eine Studie der Ludwigsburger Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) aus dem Jahr 2010 stützt Krämers Position. Sie besagt, dass das Mercaden 15 Prozent der Kunden des Breuningerlandes abwerben könnte. „Insbesondere für die Bevölkerung Böblingens, aber auch für auswärtige Kunden wird das geplante Einkaufscenter eine wesentliche Einkaufsalternative zum Breuningerland darstellen“, heißt es in der Studie. Allerdings wurde sie im Auftrag der hkm Management erstellt, was ihre Neutralität schmälert.

Stuttgart lockt mit Shoppingcenter der Superlative

Die Shoppingmall der Superlative

Auch wenn sich die Verantwortlichen im Sindelfinger Breuningerland demonstrativ gelassen geben, stellen sie sich auf eine harte Konkurrenz ein. Die kommt nicht nur aus Böblingen, sondern auch aus Stuttgart. Am 26. September, nur wenige Tage vor der Mercaden-Eröffnung, feiert auch das Gerber in Stuttgart-Mitte seinen Einstand. Die Shoppingmall lockt mit 86 Läden und Lokalen, einer Verkaufsfläche von 25 000 Quadratmetern und 650 Parkplätzen.

Am 9. Oktober schließlich öffnet das Milaneo am Mailänder Platz in Stuttgart seine Tore. Mit 200 Geschäften und einer Verkaufsfläche von 43 000 Quadratmetern wird es ein Shoppingcenter der Superlative. Jugendliche fiebern besonders der Eröffnung eines Geschäftes der irischen Billigmode-Kette Primark entgegen – bisher mussten sie nach Karlsruhe in die nächste Filiale fahren. Wegen der wachsenden Konkurrenz hatte das Breuningerland bereits 2012 den Antrag gestellt, seine Verkaufsflächen um 10 000 Quadratmeter zu erweitern. Der Gemeinderat hatte das bewilligt und damit nicht nur die Händler in der Innenstadt, sondern auch die Nachbargemeinden ordentlich vor den Kopf gestoßen.

Hoffnung auf friedliche Koexistenz der Einkaufszentren

Diese hatten sich über fehlende Absprachen beschwert und Widerspruch gegen die Baugenehmigung eingelegt. Schließlich stoppte das Stuttgarter Regierungspräsidium das Vorhaben. Momentan klagt der Betreiber des Breuningerlandes gegen die Stadt Sindelfingen, weil diese die Baugenehmigung zurückgezogen hat. Der Ausgang des Streits ist ungewiss, vor der Eröffnung der anderen Center wird es aber wohl nicht mehr zu einer Lösung kommen.

Trotz der traditionellen Konkurrenz zwischen Böblingen und Sindelfingen gibt es auch Stimmen, die von einer friedlichen Koexistenz der Shoppingcenter ausgehen. Zwar ist im GMA-Gutachten von „deutlichen Überschneidungen hinsichtlich Branchenstruktur, Preisniveau und auch Marken“ die Rede, doch eigentlich würde das Breuningerland eher das gehobene und das Mercaden das mittlere Einkaufssegment anpeilen, heißt es von mehreren Akteuren. „Die Region hat so viel Einkaufspotenzial, dass beide Einkaufszentren gut nebeneinander bestehen können“, hofft auch der Entwickler Herbert Krämer.