Für den Kreisverkehr an der Wolfgang-Brumme-Allee ist noch eine Insel-Lösung gefragt: Ursprünglich war ein Brunnen geplant, Gräser wären allerdings auch langfristig billiger. Außerdem könnte das Wasserspiel die Autofahrer zu sehr ablenken.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Eine Fontäne am Böblinger Stadteingang ist für Frank Hinner ein guter Grund, Geld auszugeben. Rund 170 000 Euro würde ein Brunnen in der Mitte des Kreisverkehrs an der Wolfgang-Brumme-Allee kosten. Wie am Elbenplatz sollten auch an dieser Stelle Wasserspiele als städtebauliches Konzept installiert werden, erklärte der Freie Wähler seine Position. „Das reine Grün gefällt mir nicht“, sagte er. Im Ausschuss für Technik, Umwelt und Straßenverkehr hat das Vorhaben die Fraktionen gespaltet: Am Ende waren die sparsamen Stadträte mit sieben zu vier Stimmen in der Mehrheit. Eine Bepflanzung mit Schilfgräsern wäre um zwei Drittel günstiger. Auch die Stadtverwaltung empfiehlt diese Variante. Am 6. Mai steht das Thema im Gemeinderat an.

 

Vor vier Jahren eine beschlossene Sache

Vor vier Jahren galt der Brunnen als beschlossene Sache. Als der Kreisel im Jahr 2013 gebaut wurde, sind die Anschlüsse dafür gelegt worden. „Signethaft und einladend“ sollte dessen Mitte als neuer Stadteingang gestaltet werden, lautete der Plan. Die Mitte wäre als flacher, wellenförmig abgestufter Wasserfall angelegt worden mit fünf Fontänen, die bis zu vier Meter in die Höhe spritzen. Rund 7000 Euro würde es jährlich kosten, den Brunnen in Schuss zu halten. „Es ist ein Zwiespalt“, sagte Frank Bader in der Sitzung, dennoch plädiere die Verwaltung für die Begrünung: Auf drei Bahnen würden Schilfgräser gepflanzt, die bis zu zwei Meter groß werden. Auch damit könne der Stadteingang „eine deutliche Signalwirkung“ erhalten, erklärte der Leiter des Tiefbau- und Grünflächenamtes.

Neben Frank Hinner von den freien Wählern begeisterten die Fontänen Kollegen aus fast allen Fraktionen. Helmut Kurtz (FDP) wünschte sich den Wasserstrahl, um „die Wucht des Mercadenbaus abzuschwächen“. Rolf Kienle von der CDU verklärte das Einkaufszentrum dagegen „als ankerndes Kreuzfahrschiff“, dessen Hafen einen prägnanteren Schmuck verdient hätte. Die Grasbepflanzung wirke wie eine Grabbepflanzung, monierte er. Hin- und hergerissen fühlte sich Theresa Bauer von den Grünen: „Rein optisch macht die Wasseranlage viel mehr her, die Kosten sind die Krux“, sagte sie. Deshalb will die Stadträtin nun Brunnen tauschen – und das geplante Nebelfeld am Bahnhofsvorplatz für einen mondäneren Stadteingang an der Wolfgang-Brumme-Allee opfern.

Müssen Autofahrer die Scheibenwischer einschalten?

„An der Stelle ist Wasser das falsche Element“, befand dagegen Friedrich Ruoff von der CDU. Ein Brunnen sollte dort gebaut werden, wo Fußgänger und Radfahrer seien. Aber Autofahrer könnten die Wasserspiele in der kurzen Zeit des Umfahrens gar nicht wahrnehmen. Sie müssten künftig erst einmal die Scheibenwischer anschalten, gab Wolfgang Hensel (SPD) zum Besten, der sich lieber mit dem Grün begnügen würde. Janina Dinkelaker (Freie Wähler) warnte vor der Unfallgefahr, weil der Brunnen ablenken könne. Ihr Fraktionskollege Ralf Sklarski befand die Bepflanzung für spitze, hätte aber gerne „einen Hingucker“ auf der Kreiselmitte und schlug dafür den Comedy-Preis Böblinger Mechthild vor.

Während Skulpturen auf Kreisverkehren mittlerweile als verkehrsgefährdend gelten, hätte die Polizei nichts gegen den flachen Brunnen gehabt. Dennoch betonte Frank Bader, dass der Kreisel „in erster Linie ein Verkehrsknotenpunkt“ sei und zwar ein komplizierter. An den Autofahrer seien hohe Anforderungen gestellt und die sollten nicht verwässert werden. Möglich wäre übrigens auch gewesen, die vorhandene Kiesfläche zu belassen – für null Euro und einen jährlichen Unterhalt von 2000 Euro im Gegensatz zu 3000 Euro für die Gräser. Aber diese Variante hätte nicht nur unter Autofahrern keine Aufmerksamkeit generiert, auch die Stadträte ignorierten sie.