Der Landkreis und der Tierschutzverein einigen sich auf einen Kompromiss: Man verzichtet bis zum Herbst auf die satzungsgemäße Doppelspitze.

Böblingen - Die kommenden Monate wird es nur einen Geschäftsführer im Tierheim geben. Björn Hinck, der bisher schon im Auftrag des Landratsamts diesen Posten innehatte, wird bis Herbst alleiniger Chef sein. Der zweite Posten, den der Tierschutzverein besetzt, bleibt bis dahin vakant. Björn Hinck erhält zunächst eine Generalvollmacht.

 

Auf diese Kompromisslösung einigten sich gestern die beiden Gesellschafter des Tierheims, der Landkreis und der Tierschutzverein, in der Aufsichtsratssitzung der Einrichtung. Dieser außerordentlichen Sitzung war erheblicher Streit im Tierschutzverein vorausgegangen. Dessen Vorsitzender Markus Hess war nach Anfang Juli nach einem Amtsjahr wegen Streits im Vorstand zurückgetreten. Daraufhin entzog ihm der Verein auch das Vertrauen für das Amt des zweiten Geschäftsführers. Simone Reichert-Leone, die stellvertretende Vereinschefin, wollte daraufhin den Posten des Geschäftsführers übernehmen. Dagegen jedoch sprachen sich sämtliche Aufsichtsratsmitglieder aus, die der Kreis entsendet. Das Gremium ist paritätisch mit vier Vertretern des Kreises, drei Kreisräte und der Vizelandrat Wolf Eisenmann, sowie vier Vertretern des Tierschutzvereinsteins besetzt.

„Wir konnten uns nicht vorstellen, dass es Frau Reichert-Leone schafft, ihre Arbeit als Vorstandsvorsitzende von dem der Geschäftsführerin zu trennen“, sagte Eisenmann. Gerne hätte er Hess, der sowohl mit dem Geschäftsführer Hinck als auch mit der Tierheimchefin Ute Andok zusammengearbeitet hätte, in seinem Amt belassen.

Zweiter Geschäftsführer soll im Herbst folgen

Doch nun einigte man sich darauf, den Posten zunächst freizulassen. „Im Herbst will der Tierschutzverein in einer neuen Mitgliederversammlung einen neuen Vorstand bilden und uns neue Leute präsentieren, von denen dann einer vielleicht die Geschäftsführung übernehmen kann“, sagte Wolf Eisenmann nach der Sitzung. Simone Reichert-Leone, die wir dazu befragen wollten, war gestern nicht zu erreichen.

„Wir haben dem Verein auch klar gemacht, dass wir die Tierheimchefin Ute Andok, die einen guten Job macht, unbedingt behalten wollen“, sagte Eisenmann. Es hatte wohl Befürchtungen gegeben, dass sie abspringen könnte, sollte Reichert-Leone als Geschäftsführerin einsteigen. Seit Jahren gibt es Querelen im Böblinger Tierheim. Nicht nur die Leitung wechselte ständig, auch der Vorstand. Vor einem Jahr schien mit Markus Hess und Ute Andok Ruhe in die Einrichtung gekommen zu sein. Noch bei der Mitgliederversammlung Ende April verlief alles harmonisch.

Wolf Eisenmann bleibt Aufsichtsratschef

Wolf Eisenmann hofft, dass die jetzt erreichte Lösung zumindest wieder für eine Weile für Frieden sorgt. Obwohl er Ende August als Erster Landesbeamter in den Ruhestand geht, wird er weiter Aufsichtsratsvorsitzender der Tierheim-Gesellschaft bleiben. Der Aufsichtsrat hat gestern in einer Sitzung einen entsprechenden Antrag beschlossen. Bisher war dieses Amt stets mit dem Posten des Ersten Landesbeamten verknüpft gewesen. Doch seinem Nachfolger will man zumindest am Anfang diese Querelen nicht zumuten.

Träger des Tierheims sind der Landkreis und der Tierschutzverein gemeinsam. Der Kreis fördert die Arbeit jährlich mit 250 000 Euro plus weiteren 20 000 Euro für die Katzenkastration. Der Verein, der Eigentümer der Tierheim-Immobilie, trägt den Abmangel – etwa 130 000 Euro im Jahr. Der Verein mit etwa 1300 Mitgliedern finanziert sich überwiegend aus Spenden und Erbschaften. Beide Gesellschafter stellen je einen Geschäftsführer.