Das Mineralbad feiert am Dienstag sein 25-jähriges Bestehen. Für jeden Besucher gibt es ein Glas Sekt – aber zu viele Gäste sollten zur Feier des Tages auch nicht kommen. Die Einrichtung stößt an ihre Kapazitätsgrenzen: Sie ist eine Erfolgsgeschichte

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Rolf Dettinger ist Zurückhaltung auferlegt worden. „Macht nicht so viel Werbung, um noch mehr Leute anzulocken“, haben Stammkunden dem Geschäftsführer der Mineraltherme Böblingen aufgetragen. Denn am Dienstag, 2. Dezember, feiert das Bad seinen 25. Geburtstag: An dem Tag im Jahr 1989 ist der Betrieb aufgenommen worden. Für jeden Besucher gibt es deshalb ein Glas Sekt. Ein paar Gewinnspiele werden auch noch geboten. Aber mehr verrät Rolf Dettinger nicht, denn er darf keine Werbung machen. Rund 400 Gäste tummeln sich praktisch konstant in der Therme. „Das ist in dieser Jahreszeit eine Gratwanderung“, sagt er. Wenn 600 Besucher gleichzeitig hinein wollen, komme das Bad an seine Kapazitätsgrenzen. Und das ist immer wieder der Fall, sonntags zum Beispiel oder bei den Langen Therme-Nächten – und möglicherweise auch am Geburtstag.

 

„Der Erfolg hat uns in die Enge getrieben“, sagt Wolfgang Lützner. Seit seiner Eröffnung ist das Bad zwar kontinuierlich erweitert worden, jedoch noch immer nicht genug. „Die Mineraltherme genießt eine sehr, sehr hohe Wertschätzung in der Region Stuttgart“, erklärt der Oberbürgermeister. Nur die Hälfte der rund 470 000 Besucher im Jahr kommt aus dem Kreis Böblingen, fast 16 Prozent stammen aus dem Raum Stuttgart, der Rest fährt aus allen Himmelsrichtungen an. Das Bad sei ein Standort- und Wirtschaftsfaktor, „es hat Lebensqualität nach Böblingen gebracht“, findet Wolfgang Lützner, der Besitzer eines Wertchips ist, wie ihn sich die Stammkunden für bargeldloses Bezahlen zulegen.

Die INvestitionien mittlerweile zurückbezahlt

Dass der Betrieb die Stadt nichts kostet, macht die Geschichte für den Oberbürgermeister umso schöner. Knapp 20 Millionen Euro hat die Wasserbohrung und der Bau des Gebäudes einst gekostet. Den städtischen Anteil von acht Millionen Euro hat die in städtischem Besitz befindliche Therme-Gesellschaft mittlerweile über die Pacht von jährlich im Schnitt 300 000 Euro zurückgezahlt. Seit 1989 wurden der Verwaltung zufolge alle Instandhaltungs- und Betriebskosten sowie sämtliche Folgeinvestitionen aus dem laufenden Badebetrieb erwirtschaftet. Laut der Altenburg Unternehmensberatung Düsseldorf, dem Branchenführer bei der Bäderberatung, gibt es höchstens zehn Bäder in Deutschland, die eine solche Bilanz vorweisen können.

„Die Mineraltherme ist keine Selbstverständlichkeit“, sagt Wolfgang Lützner. Nach jahrelangen Diskussionen hatte sich die Stadt schließlich zu den Bohrungen nach Mineralwasser durchgerungen. Ein Versuch ging schief, zwei waren erfolgreich. „Die Stuttgarter hatten damals die Sorge, dass wir ihnen das Wasser abgraben“, berichtet der Oberbürgermeister. Aber die Böblinger seien hartnäckig geblieben. Seither sprudeln bis zu vier Liter pro Sekunde aus der Quelle in einer Tiefe von 775 Meter. Es handelt sich um fluoridhaltiges Natrium-Chlorid-Thermalwasser, die Temperatur beträgt konstant 37 Grad. Die erste Sauna wurde dann nach einem Jahr eingebaut. Für einen großen Sprung bei den Besucherzahlen sorgte dann die Eröffnung des Saunagartens im Jahr 2003, sieben Jahre später kam das Dünendeck mit Birken- und Meerklimasauna dazu.

Ein Besuch im Saunagarten wie ein Urlaubstag

Rolf Dettinger vergleicht den Besuch im Saunagarten mit einem Urlaubstag: Allein zum Schwitzen kämen mittlerweile rund 180 000 Besucher im Jahr, berichtet der Geschäftsführer – und diese Zahl nehme weiter zu. Neben den Badegästen seien sie zum zweiten Standbein des Mineralbads geworden. Mit dem Projekt Therme 4.0 will er den wachsenden Strom an Gästen in die richtigen Bahnen lenken: Fast zehn Millionen Euro sollen in die Erweiterung des Saunagartens und die allgemeine Sanierung des Bades fließen. Die Bauarbeiten sollen Ende 2016 beginnen und im Juli 2017 beendet sein. „Dadurch wollen wir die Erfolgsgeschichte fortsetzen“, erklärt Rolf Dettinger. Dabei ist es laut dem Geschäftsführer ausdrücklich nicht das Ziel, noch mehr Gäste anzulocken: Es gehe darum, das Niveau auch in Zukunft konstant zu halten. Denn mit der Zeit ändern sich auch die Nutzer – und die akzeptieren Überfüllung, Wartezeiten und Parkplatzmangel immer weniger. Rolf Dettinger wird am Dienstag mit seinen Gästen anstoßen – um zu hören, was sie sich zum Geburtstag der Mineraltherme Böblingen wünschen.