Die Fusionspläne von Deutscher Börse und Londoner Börse könnten dieses Mal umgesetzt werden. Denn im schnellen Börsengeschäft spielt Größe eine immer wichtigere Rolle, meint Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Carsten Kengeter hat nicht viel Zeit verstreichen lassen, bis er sich an dem versucht, was seinen beiden Vorgängern nicht gelungen ist. Der seit Sommer amtierende Chef der Deutschen Börse will nun also aus den beiden Börsenbetreibern der wichtigen Finanzmärkte London und Frankfurt einen einzigen Börsenriesen machen. Das ist weder neu noch originell, schon Kengeters Vorgänger Werner Seifert und Reto Francioni haben mit den großen Konkurrenten geflirtet, mal mit Paris, dann mit New York und eben auch mit London. Es hat nur nie geklappt, aus unterschiedlichen Gründen.

 

Dabei ist die Logik, die hinter den Fusionsplänen steckt, einleuchtend. Wenn rund um den Globus in Sekundenschnelle Billionen von Euro hin und her gehandelt werden, dann spielt die Größe jedes einzelnen Mitspielers eine immer wichtigere Rolle. Die Börsenbetreiber selbst handeln dabei gar nicht, verdienen aber an jeder Transaktion, die über sie abgewickelt wird. Da zählt jeder Cent, nein, es zählen sogar Bruchteile von Cents. Und daher muss der Marktplatz, also die Börsenbetreiber, auf dem neuesten Stand sein, sonst suchen sich die Marktteilnehmer andere Wege.

In London muss man auf den Brexit gefasst sein

Die Chancen, dass der erneute Anlauf mit London gelingen kann, stehen sogar gut. Zum einen ist der Druck auf die etablierten Börsenbetreiber immer größer geworden, weil sich auch außerbörsliche Handelsplattformen inzwischen ihren Platz erkämpft haben. Zum anderen muss man in der Londoner City auf den Fall vorbereitet sein, dass sich die Briten im Juni für einen Austritt aus der Europäischen Union entscheiden. Das hieße zwar nicht automatisch, dass der Finanzplatz London an Bedeutung verlieren würde, eine enge Partnerschaft mit einem Finanzplatz innerhalb der EU wäre aber auf jeden Fall kein Nachteil.

Stolpersteine wird es wohl noch genug geben, aber anders als vor zehn Jahren scheinen dieses Mal beide Seiten entschlossen, einen Erfolg zu wollen.