Die Start-up-Schmiede Rocket Internet ist bei ihrem Börsendebüt abgestürzt. Die Samwer-Brüder zeigen sich von der anfänglichen Entwicklung aber unbeeindruckt.

Frankfurt - Die Wirklichkeit der rauen Börsenwelt hat die Samwer-Brüder schnell eingeholt. Nachdem die Start-up-Pioniere aus Berlin am Mittwoch noch mit einer munteren Show ihr Online-Modehaus Zalando an die Börse gebracht hatten, wollten sie am Donnerstag ihre Holding Rocket Internet als seriöses Investment verkaufen. Keine Glücksschreie auf dem Börsenparkett, sondern überwiegend dunkle Anzüge und nüchtern kalkulierende Banker begleiteten die Erstnotiz. Für Oliver Samwer und seine Brüder war zu dem Zeitpunkt schon alles gelaufen. Obwohl Rocket Internet bisher nicht gerade mit satten Gewinnen überzeugen kann, hatten vor allem institutionelle Investoren trotz des Höchstpreises von 42,50 Euro pro Aktie zugegriffen und dem Unternehmen so rund 1,6 Milliarden Euro in die Kasse gebracht. Die Nachfrage soll sogar zehn Mal höher gewesen sein als das Angebot.

 

Dann jedoch konnten die Samwers zusehen, wie ein Marktwert in der harten Börsenbewertung ins Schwanken gerät. Die Aktien der Online-Holding brachen am Donnerstag in der Spitze um 14 Prozent ein und gingen mit 37 Euro nur knapp über dem Tief aus dem Xetra-Handel. Und auch die Notierungen von Zalando stürzten um bis zu zwölf Prozent ab. Dennoch gab sich Oliver Samwer ganz professionell: Man dürfe den Kurs einer Aktie nicht nur einen Tag beobachten, sondern müsse das langfristig sehen, erklärte er. Für manchen Börsenprofi dagegen war der Fehlstart der beiden Internet-Werte bereits das Ende vom möglichen Aufleben eines Neuen Marktes. In den Startlöchern stehen unter anderem TLG Immobilien, die Kabelnetzfirma Tele Columbus und Online-Marktplatzbetreiber Scout24. Investoren, die einen Einstieg bei diesen Firmen geplant hätten, würden sich die Fundamentaldaten nun wohl nochmal genauer ansehen, sagte ein Investmentbanker.

Ob das Geschäftsmodell aufgeht, ist noch völlig offen

Fundamental spricht zumindest nach Ansicht von Aktionärsschützer Klaus Nieding nicht viel dafür, dass Rocket Internet an der Börse so hoch wie etwa die Lufthansa bewertet wird, das sei absurd. „Es ist ein spekulatives Investment“, sagte der Vize-Präsident der Aktionärsvereinigung DSW. Grundsätzlich habe aber jedes Unternehmen das Recht, Geld an der Börse einzusammeln, erklärte sein Kollege Daniel Bauer, Vorstand der Aktionärsvereinigung SdK. „Auch Unternehmen, die schnell wachsen, und erst in der Zukunft Gewinne erwirtschaften, können eine geeignete Depotbeimischung sein.“ Privatanleger, die nicht täglich die Entwicklung der Unternehmen verfolgen, sollten aber lieber auf Konzerne mit soliden Geschäftsmodellen und stabilen Gewinnen setzen.

Ob das Geschäftsmodell von Rocket Internet aufgeht, ist dagegen nach Ansicht vieler Experten noch offen. Für viele ihrer Start-up-Firmen hat die Holding noch keine Bilanzen vorliegen. Deshalb ist die Aktie zunächst nur im schwach regulierten Entry Standard notiert. „Wenn man in Rocket investieren will, muss man davon überzeugt sein, dass die Samwers über ihre Start-up-Plattform eine Idee schneller am Markt durchsetzen können als alle anderen“, sagte ein Fondsmanager von Union Investment. Für Oliver Samwer steht das außer Frage: „Ich bin davon überzeugt, dass Rocket überaus gut positioniert ist, um die Wachstumschancen des Internethandels vor allem in den aufstrebenden Märkten zu nutzen und die führende Internetplattform außerhalb der USA und Chinas zu werden“, sagte der Rocket-Chef.