Zwar schwankte der Kurs der Schaeffler-Aktie beim Börsendebüt, aber das Papier hielt sich über dem Ausgabekurs. Ihre Gewinnerwartungen hatte die Gruppe allerdings nach unten korrigieren müssen.

Frankfurt - Erst läuteten Sohn Georg Schaeffler und Konzernchef Klaus Rosenfeld die Börsenglocke, dann griff die Dame im grauen Hosenanzug und der schweren Goldkette um den Hals höchstpersönlich zu. „Die Schaeffler-Gruppe bleibt auch zukünftig ein Familienunternehmen“, stellte Firmenmatriarchin Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann klar.

 

Das liegt zum einen daran, dass die Franken nur Vorzugsaktien und damit keine Stimmrechte bei ihrem Börsendebüt in Frankfurt aus der Hand geben. Zum anderen ist der Gang aufs Parkett holprig geraten, wenn er am Ende auch versöhnlich wurde. 13,50 Euro lautete die Erstnotiz des Papiers. Das lag einen Euro über dem Ausgabekurs, der unter dem Eindruck der VW-Krise zuvor ziemlich zusammengestrichen werden musste. Auf gut ein Viertel mehr hatten die Schaefflers spekuliert.

Unklar sind die Auswirkungen des VW-Skandals

Fast zeitgleich mit der Ankündigung, das Traditionsunternehmen an die Börse zu bringen, war der VW-Abgasskandal bekannt geworden, der beim Wolfsburger Schaeffler-Großkunden Sparzwänge auslöst. Weil unklar ist, wie sehr das den Autozulieferer aus Herzogenaurach treffen wird, wurden Anleger vorsichtig. Rabatte auf das Schaeffler-Papier waren die Folge. „Angesichts des derzeitigen Börsenumfelds fiel der Discount größer aus als ursprünglich erwartet“, so Rosenfeld.

Der Börsengang musst einige Tage verschoben werden und es sind nun nur 75 und nicht wie geplant 166 Millionen Vorzugsaktien handelbar. Insgesamt entspricht das rund elf Prozent des Gesamtkapitals. Dieses reduzierte Volumen könnte es schwierig machen, in den M-Dax zu kommen, meinte ein Börsianer. Dieses Ziel hat Schaeffler immer noch. Eigentlich sollte ein Viertel des Aktienkapitals an der Börse versilbert werden, was 2,5 bis drei Milliarden Euro in die Kassen von Schaeffler AG und Familien-Holding gebracht hätten. Nun sind es nur 938 Millionen Euro geworden. Die werden zur Entschuldung der AG verwendet. Weiterer Schuldenabbau bei der Holding lässt nun auf sich warten.

Die Gruppe ist mit zehn Milliarden Euro verschuldet

Insgesamt stehen AG und Holding mit knapp zehn Milliarden Euro in der Kreide, seit die Unternehmerfamilie aus Franken im Höhepunkt der Finanzkrise den dreimal größeren Konkurrenten Continental kreditfinanziert übernommen und sich damit an den Rand des Ruins gebracht hatte. Die Schaeffler-Familie erwägt, in einem halben Jahr einen zweiten Anlauf zu starten und weitere Schaeffler-Vorzugsaktien aus ihrem Besitz auf den Markt zu werfen, um auf 25 Prozent Streubesitz zu kommen.

Der erste Handelstag der Aktie hat Mut gemacht. In den Stunden nach der Erstnotiz verzeichnete der Kurs der Aktie zwar einige Schwankungen. Er hielt sich aber klar über 13 Euro und damit über dem Ausgabekurs. „Wir haben vor zu wachsen, das Unternehmen weiter auszubauen, es gibt da noch Ideen“, meinte Schaeffler-Thumann. Unternehmerisch sieht sie sich unverändert in der Verantwortung. Mitreden lassen will sie Mitaktionäre nicht. Das soll ihnen mit einer Dividende von 25 bis 35 Prozent eines Jahresgewinns versüßt werden. Voriges Jahr hat Schaeffler bei gut zwölf Milliarden Euro Umsatz gut 650 Millionen Euro Überschuss erzielt.