Bei Blaubeuren führt nun eine Leiter in die Tiefe des Mörikedoms. Erstmals können auch Forscher ohne Tauchausbildung hinein gelangen.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)
Blaubeuren - Wieder war die Bohrung zur Geheimsache erklärt worden, zur Abwehr von Schaulustigen und zur Sicherheit des Autoverkehrs, der sich auf der Bundesstraße 28 bei Blaubeuren einen langen Anstieg hinaufwälzt. Drei Stunden benötigte das Spezialbohrgerät mit seinem mächtigen Bohrkopf, dann meldeten die Ingenieure ihren Erfolg. "Das ist etwas ganz Besonderes", freute sich auch Andreas Kücha, einer der tauchenden Entdecker und Forscher innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Blautopf.

Der Großbohrer setzte dort nach, wo im Sommer vergangenen Jahres bereits eine Röhre im Durchmesser von 30 Zentimeter geschaffen worden war. Monate zuvor hatten Taucher Kücha sowie seine Forscherkollegen Andreas Malmann und Michael Kühn auf einer ihrer Exkursionen den "Stairway to heaven" entdeckt, einen knapp 300 Meter langen begehbaren Gang, der vom sogenannten Mörikedom nach oben führt. Der Mörikedom ist eine zum Teil wassergefüllte Felsenhalle, die zum Beeindruckendsten gehört, was bisher innerhalb des weit verzweigten unterirdischen Höhlensystems entdeckt wurde. Als Kücha und seine Kollegen Anfang 2008 den neu entdeckten Gang verfolgten, hörten sie an seinem Ende Motorenlärm. Peilmessungen bestätigten, dass man sich gerade einmal 17 Meter unterhalb der B28 befand.

"Nach drei Stunden waren wir durch"


Der Blaubeurer Gemeinderat, der sich seit langem mit der Möglichkeit beschäftigt, das Blauhöhlensystem touristisch nutzbar zu machen, bewilligte die Gelder für die erste Probebohrung, mit der das Ditzinger Geotechnik-Büro Hundhausen beauftragt wurde. Hundhausen leitete auch die Bohrung vom Montag. "Nach drei Stunden waren wir durch", sagt Forscher Andreas Kücha, der sich als einer der ersten mit einem Seil den neuen Durchstich hinabgelassen hatte.

Am Dienstag legten die Experten nach. Sie fügten ein Stahlrohr im Durchmesser von gut einem Meter, in dessen Innerem eine Leiter verschweißt ist, in die Lücke. Erstmals können auch Forscher nach drinnen gelangen, die keine Tauchausbildung durchlaufen haben. Nur eine Handvoll Spezialisten konnten sich bisher in den nassen Höhlenzugang am Blautopf wagen.

Mit mehr Gerät und Ausrüstung ließe sich die Höhle künftig noch exakter vermessen, die Tierwelt im Innern besser erforschen, sagt Andreas Kücha. Er rechnet damit, dass die weitere Erkundung der Blauhöhle nun mit hoher Geschwindigkeit weitergeht. "Man ist jetzt nicht mehr wetterabhängig", sagt Kücha. Wenn die Schüttmenge der Wasserhöhle zu groß und die Strömung zu stark war, mussten selbst die Taucher oft wochenlang ihre Exkursionen unterbrechen. 4,2 Kilometer des Gangsystems sind bisher erforscht, betaucht und begangen worden. Hinter einem mächtigen Felsversturz am hinteren Endpunkt setzt sich der Weg mit Gewissheit fort, eine Umgehung wird gesucht. Der Einsatz dafür kann nun deutlich erhöht werden.