Das Attentat auf einen Bus ist ein Rückschlag im Ringen um die Waffenruhe. Es war der erste Anschlag in der Küstenmetropole seit 2006.

Tel Aviv - Die Hoffnung auf einen schnellen Waffenstillstand ist vergebens gewesen. Eine Explosion in Nähe der Kirya, des Komplexes mit Verteidigungsministerium und militärischem Hauptquartier inmitten von Tel Aviv, hat eine neue Stufe der Gewalt markiert. In einem Linienbus war zur Mittagsstunde eine Bombe hochgegangen. Drei Menschen wurden schwer verletzt, 18 weitere kamen mit leichten Verletzungen davon. Um ein Selbstmordattentat handelte es sich aber nicht. Die Polizei ging davon aus, dass die Täter ein Sprengstoffpaket unter einem hinteren Sitz im Bus abgelegt hatten und anschließend fliehen konnten.

 

In Gaza löste die Nachricht von dem Busanschlag Jubel unter Hamas-Anhängern aus. Begeistert feuerten Bewaffnete Maschinengewehrsalven in die Luft. Über Lautsprecher der Moscheen ließ die Hamas stolz verkünden, sie stecke hinter dem Anschlag. Er sei die Vergeltung für den nächtlichen israelischen Angriff auf das Polizeipräsidium in Gaza-Stadt.

Islamisten wollten zeigen, dass sie die Metropole treffen können

Bereits zu Beginn der israelischen Luftoffensive namens „Verteidigungssäule“, hatten Hamas-Führer gedroht, durch die gezielte Tötung ihres Militärchefs Achmed Jaabari habe Israel „das Tor zur Hölle aufgestoßen“. Mit dem Terrorakt wollten die palästinensischen Islamisten offenbar zeigen, dass sie selbst Israels Wirtschaftsmetropole am Mittelmeer treffen können. Bisher waren die aus Gaza in Richtung Tel Aviv gefeuerten Raketen entweder ins offene Wasser gestürzt oder von dem Raketenschirm „Eisenkuppel“ abgefangen worden.

Im Süden Israels allerdings schlugen auch am Mittwoch erneut mehr als vierzig Geschosse ein. Die israelische Luftwaffe setzte derweil ihre nahezu pausenlosen Angriffe während der Nacht fort. Weit über hundert Ziele wurden im Gazastreifen laut Armeeangaben bombardiert, darunter das Innenministerium sowie Hamas-Mitglieder, die in einer unterirdischen Anlage Raketen zusammengesetzt hätten. Auf beiden Seiten wurde mit einer Intensität geschossen, als ob man vorführen wolle, wie ungebrochen der Kampfeswille sei.

Derweil nahmen ihre politischen Vertreter die indirekten, von Ägypten vermittelten Verhandlungen über eine Waffenruhe wieder auf. Israel setzte dabei vor allem auf US-Außenministerin Hillary Clinton, die von Jerusalem aus über einen Abstecher zu dem moderaten Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas in Ramallah nach Kairo weiterreiste, vermutlich mit einer Botschaft von Premier Netanjahu. Sollte eine diplomatische Lösung möglich sein, hatte Netanjahu am Vorabend in Clintons Beisein betont, „ziehen wir das vor“. Allerdings wollte er längst nicht alle ägyptischen Vorschläge für ein Zwei-Phasen-Modell – erst schweigen die Waffen, danach setzen beide Seiten zugesagte Konzessionen um – akzeptieren. Zu viel sei darin zu Gunsten der Hamas enthalten wie etwa eine Aufhebung der Seeblockade und die Abschaffung der Pufferzone innerhalb des Gaza-Grenzgebietes.

Eine Aufhebung der Gaza-Blockade ist für Israel problematisch

Aus israelischer Sicht ist das palästinensische Verlangen nach Aufhebung der Blockade auch unter Sicherheitsaspekten problematisch. Eine Öffnung des Gazastreifens riskiere, dass die Islamisten und andere Radikale in Gaza sich ungehindert Nachschub besorgen könnten. Eine Schlüsselfrage dürfte daher sein, ob Ägypten garantieren kann, den Waffenschmuggel im Sinai zu unterbinden.

Die iranische Nachrichtenagentur meldete am Mittwoch, man werde die Hamas weiter unterstützen und habe ihr bereits die Technologie verschafft, selber weiter reichende Raketen zu bauen. Die Allianz mit Ägypten ist da für die 1,5 Millionen Palästinenser in Gaza vielversprechender. Sie bietet zumindest Aussicht auf eine wirtschaftliche Perspektive.