Ein Baggerführer ist bei Grabarbeiten für ein Loch am Sportpark Feuerbach auf 19 britische Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg gestoßen. Eine Gefahr für Anwohner bestand nicht.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Feuerbach - „Eigentlich wollten wir nur ein sechs mal vier Meter großes Loch graben, um darin einen neuen Fettabscheider zu setzen“, sagt Föhrich-Gastwirt René Wagner. Doch der Einbau der großen Wanne, die Fette und Öle vom Abwasser trennt, muss warten: Der Baggerführer brachte bei seinen Arbeiten nämlich nicht nur Erdreich zu Tage, sondern auch mehrere Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg. „Wir haben sofort die Polizei angerufen, und die hat dann dem Kampfmittelbeseitigungsdienst Bescheid gegeben“, sagt Wagner.

 

Entschärfung war nicht nötig

Entschärfen mussten die Fachleute am Donnerstag allerdings nichts mehr. „Die Bomben waren alle leer und enthielten weder Zünder noch Sprengstoff“, sagt Wagner. „Es bestand zu keiner Zeit eine Gefahr für unsere Gäste.“ Das bestätitigt Matthias Kreuzinger, Sprecher vom Regierungspräsidium Stuttgart, dem der Kampfmittelbeseitigungsdienst zugeordnet ist. „Es handelt sich bei den gefundenen Bomben um so genannte Flammstrahlbomben eines britischen Fabrikats mit der Bezeichnung Inc 30lbs -Type J“, sagt Matthias Kreuzinger, Sprecher des Regierungspräsidiums Stuttgart, dem der Kampfmittelbeseitigungsdienst zugeordnet ist. „Die Bomben enthielten keinen Sprengstoff, sondern ursprünglich einen Brandbeschleuniger in Form von Benzin.“ Die in Feuerbach gefundenen Hülsen waren allesamt aufgeplatzt oder geöffnet worden. Früher seien Blindgänger von derartigen Brandbomben mitunter aufgeklopft worden, um an die darin enthaltenen vier Liter Benzin zu gelangen und es anderweitig zu nutzen.

19 Bomben wurden wohl in einem Bombentrichter entsorgt

„Dass die 19 Bomben alle auf einem Haufen lagen, legt den Schluss nahe, dass sie damals dort entsorgt wurden“, vermutet Kreuzinger. Auch René Wagner ist dieser Meinung: „Wir haben neben den Bomben auch Ziegelsteine, Schutt und sogar eine alte Reklametafel gefunden – womöglich hat man nach dem Krieg einfach einen Bombentrichter wieder aufgefüllt.“

Die Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes haben die Metallhülsen auf ihren Transporter geladen und zu ihrem Sitz an den Rohrer Pfad gefahren und auf dem Gelände vernichtet, sagt Mathias Kreuzinger: „Scharfe Bomben, von denen noch eine Gefahr ausgeht, müssen immer vor Ort entschärft und unschädlich gemacht werden, bevor sie transportiert werden.“

Flammstrahlbomben des besagten Types wurden in der Regel in einem Behälter zu 14 Stück abgeworfen. Ein luftdruckgesteuerter Zünder setzte die Bomben auf einer Höhe zwischen 500 und 1000 Metern aus dem Behälter frei, worauf sie mit einem kleinen Fallschirm zu Boden sanken. Beim Aufschlag wurde über eine Vorrichtung ein brennbares Gemisch (Thermit) in der Bombe gezündet. Durch die hohe Temperatur entstand ein Überdruck, wodurch das in der Bombe enthaltene Benzin in einem Kupferrohr nach oben stieg und aus einer seitlichen Sprühdüse ausströmte. Dabei entzündete es sich am brennenden Thermit und erzeugte eine Stichflamme von etwa zwei bis fünf Metern Länge und einer Brenndauer von zirka vier Minuten.

Erst Sprengbomben, dann Brandbomben hinterher

Üblicherweise wurden bei Bombardements zunächst Sprengbomben eingesetzt, durch deren Druckwelle Dächer abgedeckt und Fenster zerstört werden sollten. Die danach abgeworfenen Brandbomben sollten in den beschädigten Dachstühlen und Häusern flächendeckend Feuer entfachen.