Der Sängerkranz Bonlanden war vor 150 Jahren einer der ersten Vereine auf den Fildern. Eine Aussstellung im Filderstadt-Museum dokumentiert seine Geschichte.

Bonlanden - Vereine brachten sozialen Fortschritt in Städte und Gemeinden. Die ältesten sind die Gesangsvereine, von denen die ersten in die 1820er Jahre zurückreichen. Mit 150 Jahren ist der Sängerkranz Bonlanden, der mit etwa 100 Mitgliedern, darunter 35 Sängern, im Mai sein Jubiläum feiert, der älteste Verein Filderstadts. Eine Ausstellung im Filderstadt-Museum in Bonlanden dokumentiert jetzt die Vereinsgeschichte.

 

Bonländer Bauarbeiter brachten Ideen aus Stuttgart in ihr Dorf

„Bonländer arbeiteten als Bauhandwerker in Stuttgart und brachten von dort neue Ideen mit, auch das Vereinswesen“, sagte Stadtarchivar Nikolaus Back bei der Eröffnung der Ausstellung am Freitagabend in der städtischen Galerie. Für das Dorf sei mit der Vereinsgründung 1867 etwas in Bewegung geraten: „Es entstanden plötzliche neue Beziehungen als nur diejenigen innerhalb der eigenen Verwandtschaft.“ Vereinsgeschichte sei deshalb ein wesentlicher Bestandteil der Kulturgeschichte. Vereine hatten einst etwas Subversives, boten sie doch nach der gescheiterten Revolution von 1848 den Bürgern die einzige Möglichkeit, bei Vorstandswahlen demokratische Gepflogenheiten zu üben.

Im Herzen der Filder sei der Bonländer Verein der Älteste. Ausnahmen seien Plieningen, wo Mitarbeiter der benachbarten Universität Hohenheim im Jahre 1838 die Vereinsidee zündeten, oder die Stadt Waldenbuch, wo 1841 der erste Gesangsverein gegründet wurde. Mit etwa 30 Exponaten dokumentiert die Ausstellung im Museum die Historie der Bonländer Sänger. Das Prunkstück ist die Fahne von 1907. Die Fahne, sagt der Archivar, spielte bei Festumzügen, die es ein paar Mal im Jahr gab, eine wichtige Rolle.

Die Nazis verbieten den Arbeitergesangverein Liederkranz

Im Jahre 1918 schlossen sich der Sängerkranz und der Arbeitergesangsverein zum Arbeitergesangverein Liederkranz zusammen. Dieser wurde nach der sogenannten Machtergreifung durch die Nazis verboten, kurz darauf aber mit neuem Vorstand und unter dem altem Namen neu gegründet. Nach dem Ende der Naziherrschaft kam die erneute Neugründung unter Georg Fügel, der den Verein bis 1933 geführt hatte. Er war der Vater des berühmten Bonländer Tenors Alfons Fügel (1912 – 1960). „1956, also sehr früh im protestantischen Württemberg, zelebrierte der Verein im Fasching Elferratssitzungen, sie waren legendär, endeten aber 2009, weil sie der Sängerkranz personell nicht mehr stemmen konnte“, sagte Nikolaus Back.