In Freiburg haben sich Stadt und Polizei geeinigt, dass 120 Plätze für Prostituierte ausreichen. Die Innenstadt rund um das Münster bleibt für die käufliche Liebe tabu.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Auch ein Bischofssitz kommt nicht an  unliebsamen Tatsachen vorbei. „Freiburg ist nicht mehr die Stadt wie vor zehn, fünfzehn Jahren“, erklärt der Baubürgermeister Martin Haag (parteilos). Er und Finanzbürgermeister Otto Neideck (CDU) haben jetzt das neue Konzept für Bordellstandorte in Freiburg vorgestellt. Zudem will die Stadt im Rahmen ihrer begrenzten Fiskalmacht eine „Steuer für sexuelle Dienstleistungen“ erheben. Denn Prostitution ist Realität auch in „Green City“, und „im Interesse der gesamten Stadt“, sagt Neideck, müsse man dies rechtssicher regeln, um „Ausuferungen“ zu vermeiden. Aus bisher drei geduldeten Standorten sind nämlich längst um die 80 geworden, an denen Sex für Geld angeboten wird. Davon zwei Drittel in Bordellen und bordellähnlichen Einrichtungen, der Rest in speziell dafür vermieteten Wohnungen.

 

120 Prostituiertenplätze reichen aus

Das neue Konzept, das Stadt und Polizei gemeinsam erarbeitet haben, geht davon aus, dass für Freiburg rund 120 Prostituiertenplätze ausreichen. Davon sind 52 an zwei Standorten in einem nördlichen und einem südlichen Gewerbegebiet bereits planungsrechtlich gesichert. Weitere, fast über die ganze Stadt verstreute Standorte mit 58 Plätzen genießen Bestandsschutz, 15 Plätze in Wohnungen werden ebenfalls geduldet; in der Robert-Bunsen-Straße kommen 15 weitere hinzu. Das wären 140 Plätze, bereits über das „Soll“ hinaus.

Der Kernbereich der Innenstadt rund um das Münster ist tabu. Einige Standorte werden wohl bald wieder verschwinden, denn die Fluktuation in der Branche ist hoch, und wenn Vermieter von „Terminwohnungen“ dann anderswo aktiv werden, kann gegen sie vorgegangen werden, auch gegen den Straßenstrich mit Wohnmobilen. Ein gewisses Risiko, so befürchten Expertinnen der Caritas-Beratungsstelle Pink, ist der Versuch der Stadt, mit einer „Sexsteuer“ den üppigen Profit von Wohnungsvermietern abzuschöpfen. Sie befürchten, dass Vermieter die geplanten zehn Euro pro Quadratmeter den Prostituierten abzuknöpfen versuchen. Diese könnten dann dazu übergehen, ihr Gewerbe auf der Straße auszuüben. Der Gemeinderat muss am kommenden Dienstag das Bordellkonzept sowie das baurechtlich verwandte Thema der Spielhallenkonzeption beraten und beschließen.