Boris Johnson hat sich bei seinem ersten EU-Auftritt in Brüssel handzahm gegeben. Großbritannien werde die EU verlassen, nicht Europa, sagte Johnson zum Auftakt des EU-Außenministertreffens.

Brüssel - Der neue britische Außenminister Boris Johnson ist zu seinem ersten Treffen mit EU-Amtskollegen nach Brüssel gekommen. Johnson, der die Kampagne für einen EU-Austritt Großbritanniens angeführt hatte, äußerte am Montag die Hoffnung auf eine enge Zusammenarbeit. Das Ergebnis des britischen Referendums „bedeutet in keiner Weise, dass wir Europa verlassen“, erklärte er. Johnson hatte noch vor kurzem die Europäische Union mit der Europavision Adolf Hitlers verglichen.

 

Die Briten würden ihre „führende Rolle bei europäischer Zusammenarbeit und Beteiligung“ nicht aufgeben, sagte Johnson vor dem Start des EU-Außenministertreffens. Der Anschlag in Nizza in der vergangenen Woche zeige die Notwendigkeit für europäische Länder, ihre Reaktion auf Terrorismus abzustimmen.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sagte, trotz der Anti-EU-Haltung Johnsons gehe die „gemeinsame Arbeit bei Außen- und Sicherheitspolitik“ weiter. Johnson und Mogherini hatten sich am Sonntagabend privat in Brüssel getroffen. Sie hätten „einen guten Austausch über die wichtigsten Themen auf der Agenda heute“ gehabt, sagte Mogherini.

EU versuche einen Superstaat aufzubauen – wie Hitler

Der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault kündigte am Montag an, mit Johnson ganz offen zu sprechen. Er hatte Johnson vorgeworfen, viele Lügen erzählt zu haben, um die öffentliche Meinung in Großbritannien gegen die EU zu wenden. Ayrault rief zu einem schnellen Beginn von offiziellen Gesprächen über den britischen Ausstieg aus der EU auf.

Die neue britische Premierministerin Theresa May hatte Johnson vergangenen Mittwoch zum Außenminister ernannt. Der ehemalige Londoner Bürgermeister war einst Journalist in Brüssel. In einem Zeitungsinterview hatte Johnson während der britischen EU-Referendumskampagne im Mai gesagt, die EU versuche einen Superstaat aufzubauen. „Napoleon, Hitler, verschiedene Menschen haben das ausprobiert und es endet tragisch“, wurde Johnson zitiert. Die EU sei ein Versuch, dies mit anderen Methoden zu schaffen.

Johnsons erste offizielle Brüsselreise begann mit einer Panne. Das Flugzeug des Ministers musste am Sonntag kurz nach dem Start in London aus technischen Gründen im nördlich gelegenen Luton landen, wie das Außenministerium mitteilte. Johnson und seine Begleiter seien in eine andere Maschine umgestiegen, hieß es.