Der Stuttgarter Technologiekonzern investiert mehr und schafft neue Jobs in Übersee – und lässt sich von Trumps Wahlsieg nicht irritieren. Besonders hohe Erwartungen knüpft Bosch an das Geschäft mit der Vernetzung.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Palo Alto - Eine Woche nach der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika hat der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch angekündigt, seine Aktivitäten auf dem wichtigen Markt zu verstärken. „Das war historische Wahl“, sagte Mike Mansuetti, der Präsident von Bosch Nordamerika, in Palo Alto vor Journalisten. Aber: „Wir werden mit der neuen Regierung zusammenarbeiten wie wir es in der Vergangenheit getan haben.“

 

Im laufenden Jahr werden sich die US-Investitionen von Bosch auf rund 400 Millionen Euro belaufen, sagte Werner Struth. Der Bosch-Geschäftsführer ist unter anderem zuständig für die Region Nord- und Südamerika. Das ist eine Steigerung des Investitionsvolumens von rund 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zwischen 2011 und 2015 hat Bosch damit knapp 1,2 Milliarden Euro in den USA investiert.

Insgesamt halten sich deutsche Firmen in den USA nach der Wahl mit Investitionszusagen jedoch zurück. „Es bleibt derzeit vor allem die Ungewissheit, die gewisse Sorgen bereitet“, sagte Martina Stellmaszek, die Geschäftsführerin der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer USA-Süd, unserer Zeitung.

„Einige Unternehmen mit einer diversen Arbeitnehmerschaft berichten von Verunsicherungen unter den Mitarbeitern.“ Dabei ginge es etwa um muslimische oder hispanische Beschäftigte – letztere sorgten sich oft um illegal in den USA lebende Verwandte. „Von einigen Unternehmen haben wir aber auch schon gehört, dass sie keine oder sogar positive Auswirkungen auf ihr Geschäft erwarten.“ Viele Vertreter deutscher Firmen in den USA setzen darauf, dass einige von Trumps Thesen auch nur Wahlkampf-Rhetorik waren.

Viele Jobs hängen von den US-Töchtern deutscher Firmen ab

In den USA hängen über 620 000 Jobs von den Ablegern deutscher Firmen ab. Allein Bosch will dort bis Anfang 2017 über 1000 neue Arbeitsplätze schaffen. Die Zahl der Mitarbeiter soll bis dahin von derzeit 17 800 Mitarbeitern auf mehr als 18 800 ansteigen. „Damit unterstreichen wir unser Vertrauen in die USA als etablierten Markt, aber auch als starken Innovationstreiber“, sagte Struth. Bosch beschäftigt in den USA mehr als 2300 Forscher und Entwickler und betreibt in Cambridge, Pittsburgh und Palo Alto Forschungszentren. In Palo Alto, dem Tech-Mekka 50 Kilometer südlich von San Francisco, ist der Technologiekonzern außerdem mit seiner Venture-Capital-Gesellschaft vertreten. Durch sein Engagement im Silicon Valley will das Unternehmen von der Start-up-Kultur in Kalifornien profitieren, sich durch geeignete Investments Wissen ins Haus holen und sicherstellen, dass der Konzern keine Trends verschläft.

Bislang ist Bosch mit einem Umsatzanteil von rund 65 Prozent in Nordamerika noch stark von der Autoindustrie abhängig. Nicht erst seit seiner Verwicklung in den Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen versucht der Konzern jedoch den Anteil zu reduzieren.

Besonders hohe Erwartungen knüpft Struth dabei an das Geschäft mit der Vernetzung. „Für Bosch ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, wenn es darum geht, mit vernetzten Lösungen einen echten Mehrwert zu schaffen und so den Alltag zu erleichtern und die Lebensqualität zu steigern“, sagte Struth. Ziel sei es, sicherere, komfortablere und effizientere Lösungen für viele Bereiche anzubieten – etwa für intelligente Städte, Häuser, Energie, Industrie und Mobilität.

Bosch kündigt Investitionen in sein ältestes US-Werk an

Gleichzeitig kündigte Bosch jedoch auch Investitionen in sein ältestes Werk in den USA an. Die Fertigung in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina soll demnach erweitert und die dort ansässigen Aus- und Weiterbildungsaktivitäten gestärkt werden. Das Werk Charleston fertige derzeit mit mehr als 1700 Mitarbeitern Technik für die Erstausrüstung von Fahrzeugen, unter anderem Komponenten für die automobilen Sicherheitssys¬teme ABS und ESP.

Die USA sind nach Bruttoinlandsprodukt die größte Volkswirtschaft der Welt und der wichtigste Abnehmer deutscher Exporte. Mit Gesamtlieferungen von rund 124 Milliarden Dollar (rund 115,4 Milliarden Euro) und einem Importmarktanteil von 5,5 Prozent rangiert Deutschland nach Angaben der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer auf der Liste der wichtigsten US-Bezugsländer auf Rang fünf nach Kanada, China, Mexiko und Japan. Die deutsch-amerikanischen Handelsbeziehungen sind durch starke, gegenseitige Investitionen geprägt. Das bilaterale Investitionsvolumen belief sich demnach Ende 2015 auf 363 Milliarden Dollar (rund 337, 7 Milliarden Euro).