Moderne Haushaltsgeräte verbrauchen deutlich weniger Strom als ältere Geräte. Doch die Kunden möchten, dass sich ein energiesparender Kühlschrank rasch bezahlt macht. Jetzt wenden sich die Hersteller an die Politik.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Stuttgart - Sparsamkeitsappelle mit dem Ziel, einen Kaufreiz auszulösen, bringen nichts, jedenfalls nicht, wenn es um die so genannte Weiße Ware geht. Das hat in einer groß angelegten Verbraucherstudie die Bosch Siemens Hausgeräte GmbH (BSH) in Giengen festgestellt. Zwar verbraucht beispielsweise eine moderne Kühl-Gefrierkombination gut 70 Prozent weniger Strom als ein gleich großes, zur Jahrtausendwende hergestelltes Gerät (150 Kilowattstunden anstatt 590). Doch aus der hauseigenen Studie wisse man, klagt der BSH-Marketingspezialist Christian Salmen, dass der Verbraucher erwarte, dass sich Anschaffungskosten für ein Neugerät in drei Jahren rechneten. Das sei beim besten Willen nicht zu schaffen.

 

So ganz hat man im gleichberechtigten Jointventure von Bosch und Siemens den Glauben an Appelle aber nicht aufgegeben; jetzt wurde einer an den SPD-Wirtschaftsminister Nils Schmid gerichtet, der auf Informationsfahrt in Giengen war. Anstatt eine „Fördertopfpolitik“ zu betreiben, sagte der Leiter des Produktbereichs Kälte, Ralf-Juergen Striek, solle der Staat lieber eine „Abwrackprämie“ für alte Stromfresser einführen. Das helfe wirklich, den EU-Energiezielen näher zu kommen. Laut BSH sind 30 Millionen Haushaltsgeräte in Deutschland älter als 14 Jahre, das entspricht einem Gesamtanteil von 17 Prozent. Ein Versprechen machte der Minister nicht.

Striek und den Standortleiter Carlito Voss plagen noch mehr Bedenken, die allerdings mit Brüssel zu tun haben. Es geht um das 2010 verpflichtend eingeführte Energielabel mit seinen Effizienzklassen, die in Skalen von D (tiefrot) bis A (grün) dargestellt sind. Die derzeit höchste Qualitätsstufe wird mit „A+++“ gekennzeichnet. „Wenn Sie nur einen Meter vom Gerät wegstehen, können Sie das schon nicht mehr erkennen“, beklagt Striek. Was außerdem kaum ein deutscher Verbraucher wisse: Die darunter liegende Klasse „A+“ sei energetisch bereits „das Schlechteste, was man in Deutschland überhaupt kaufen kann“.

Bei BSH würde man die Pluslösungen bei der nächsten Verschärfung der Energieverbrauchsgrenzwerte gerne ganz auflösen und stattdessen Ziffern verwenden. Die Bezeichnung „A4“ wäre dann die beste Klasse. So sei es der Verbraucher ja auch von den Schadstoffklassen für Pkw gewohnt, wo die Euro-6-Norm aktuell die schärfste sei und mit den modernsten Motoren in Verbindung gebracht werde. Der Unternehmenserfolg in Giengen hänge von einer Technikführerschaft ab, sagt Striek. Doch derzeit sehe es so aus, dass es Billigherstellern im EU-Raum wohl gelinge, eine Vereinfachung der Labelkennzeichnung abzuwenden. Zusammen mit dem einzigen deutschen Mitbewerber Liebherr in Ochsenhausen, sagt Striek, kämpfe man im Normenkontrollrat des europäischen Hausgeräteverbandes CECED für eine verbesserte Aussagekraft der bunten Geräteaufkleber.

Ein Kühlschrank aus Giengen hat in seiner technischen Grundkonfiguration einen Modellzyklus von rund zehn Jahren. Seit 2011 werden in der 450 000 Quadratmeter großen Fabrik mehrere Produktionsstraßen für neue Modelle umgebaut, bis Ende dieses Jahres wird BSH dafür knapp 70 Millionen Euro investiert haben.