Die Bosch-Tochter will Teile der Fertigung aus Horb im Schwarzwald und Elchingen in Bayern abziehen und ins türkische Bursa verlagern. Dies sieht – unter anderem – das Konzept der Geschäftsleitung vor.

Stuttgart - Bosch Rexroth will Teile der Produktion aus Horb im Schwarzwald und Elchingen in Bayern ins Ausland verlagern. Dies berichten Arbeitnehmervertreter beider Standorte. Das Konzept der Geschäftsleitung sehe vor, aus Horb 50 000 Einheiten einer bestimmten Hydraulikpumpe ins türkische Bursa zu verlagern. Damit will das Unternehmen die Kosten um drei Millionen Euro reduzieren, sagte Alexander Plaz, der Vorsitzende des Betriebsratsrats in Horb. Aus Sicht der Geschäftsleitung, so Plaz, entspräche dies 50 Stellen. Auch der Standort Elchingen soll nach dem Willen der Geschäftsleitung Produktion nach Bursa abgeben; dabei sollen die Bayern deutlich mehr, nämlich 15 Millionen Euro auf diesem Wege einsparen, erläutert Günter Frey, der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Neu-Ulm/Günzburg. Rund 300 Mitarbeiter arbeiten unmittelbar an den von der Verlagerung betroffenen Produkten, so Frey weiter.

 

Die geplante Verlagerung ist Teil der Sparmaßnahmen der Bosch-Tochter. Vor wenigen Tagen hat das Unternehmen, das seinen Sitz in Lohr am Main hat, angekündigt, im Bereich mobile Anwendungen bis Ende 2018 die Kosten um 450 Millionen Euro zu senken. Betroffen sind die vier Produktionsstandorte Horb, Elchingen, Homburg/Saar und Augsfeld/Bayern, die Gießerei in Lohr sowie die Entwicklung in Schwieberdingen. Unter mobilen Anwendungen versteht Bosch Rexroth Antriebs- und Steuerungssysteme, dank derer sich etwa die Schaufel deines Baggers bewegt und die Egge am Traktor hebt und senkt.

Das Werk in Bursa wurde 2005 gegründet

Das Werk in Bursa, das von den geplanten Maßnahmen profitieren würde, wurde 2005 errichtet; dort sind 880 Mitarbeiter tätig. Bosch Rexroth fertigt in Bursa Pumpen, Motoren und Steuerungen für mobile Anwendungen, sagt ein Sprecher.

Nach den Plänen der Geschäftsleitung soll Horb 46 Millionen Euro zu den geplanten Kostensenkungen beitragen, Elchingen 97 Millionen Euro. Allerdings ist letztgenannter Standort deutlich größer; 1100 Mitarbeiter sind in Horb tätig, 2500 sind es in Elchingen. Insgesamt beschäftigt Bosch Rexroth im Bereich mobile Anwendungen 6200 Mitarbeiter. „Der Markt für mobile Anwendungen ist hart umkämpft, Überkapazitäten in allen Regionen führen zu erheblichem Kostendruck in der gesamten Branche“, hatte Karl Tragl, Chef von Bosch Rexroth, die Entscheidung vor Kurzem begründet.

In Horb ist die Fertigungstiefe hoch

Am Standort Horb sei die Fertigungstiefe hoch, erläutert Nicolas Bauer, der von der IG Metall Freudenstadt für den Bosch-Standort zuständig ist. Aus Sicht der Geschäftsleitung offensichtlich zu hoch; sie erwägt mehr an Niedrigkostenstandorten einzukaufen. Damit sollen die Kosten um 16 Millionen Euro reduziert werden. „Das kann nur Personalabbau bedeuten“, befürchtet Bauer. Dagegen werde man sich massiv wehren, kündigte er bereits Aktionen an. Die Beschäftigten in Horb seien in der Vergangenheit sehr flexibel gewesen. Üblich seien drei Schichten – von Montag bis Freitag. Je nach Auftragslage sei samstags gearbeitet worden oder Schichten wurden gestrichen . Bauer machte deutlich, dass die IG Metall für einen Ergänzungstarifvertrag – mit Zugeständnissen der Mitarbeiter – nicht zur Verfügung stehe. Auch in Elchingen soll beim Einkauf gespart werden – hier plant das Unternehmen Kostenreduzierungen von 30 Millionen Euro.

Zudem will Bosch Rexroth weniger ausbilden. In Horb sollen jährlich nur noch sechs – bisher neun – junge Menschen die Ausbildung beginnen. Auch in Elchingen sinkt die Zahl der Lehrlinge um ein Drittel.

Ein Sprecher von Bosch Rexroth wollte die einzelnen Sparmaßnahmen nicht kommentieren. Dabei handele es sich um ein Konzept, das nun mit den Arbeitnehmervertretern diskutiert werden soll, fügte er hinzu. In Elchingen startet nächste Woche eine Postkartenaktion. Die Beschäftigten sind aufgerufen, Vorschläge zu machen, wie in ihrem Umfeld konkret gespart werden kann. 2500 Postkarten sollen verteilt werden, um Vorschläge zu notieren.