Das Rätselraten hat ein Ende: Seit Mittwochabend ist klar, mit welchen Zulieferern Google beim Bau seines selbstfahrenden Autos zusammen gearbeitet hat. Zwei deutsche Branchenriesen sind demnach mit von der Partie.

Stuttgart - Lange Zeit wurde darüber spekuliert, mit welchen Zulieferern Google beim Bau seines selbstfahrenden Autos zusammen gearbeitet hat. Jetzt hat der Internet-Konzern das Geheimnis gelüftet: die zwei deutschen Branchenriesen Bosch und Conti sind mit von der Partie. Kurz zuvor hatte bereits Bosch-Chef Volkmar Denner bei einem Neujahrsempfang geplaudert: „Google ist unser Kunde“. Das Stuttgarter Stiftungsunternehmen hat den Elektromotor, die Leistungselektronik, Sensorik und über die Tochter ZF Lenksysteme die elektrische Lenkung geliefert. Vom Konkurrenten aus Hannover kommen die Bremssysteme, die Reifen, die Steuerungselektronik sowie die Raddrehzahlsensoren. Welchen Anteil an der Wertschöpfung die beiden deutschen Vorzeigeunternehmen an Googles selbstfahrenden Auto haben, war nicht zu erfahren.

 

Im Mai vergangenen Jahres hat der Internetkonzern, der vor rund 15 Jahren als Internetsuchmaschine begann, ein eigenes Auto auf seinem Firmencampus vorgestellt. Vor kurzem nun hat der US-Konzern ein neues Modell seines selbstfahrenden Autos gebracht – es soll ein straßentaugliches Testfahrzug sein, versichert der Konzern. Was freilich nicht bedeutet, dass das Auto demnächst auf den Straßen zu sehen sein wird; bis zur Markteinführung dürften noch einige Jahre vergehen.

„Wir wissen es zu schätzen, dass wir für das Google-Projekt wesentliche Komponenten des elektrischen Antriebs sowie den Long Range Radarsensor zuliefern“, sagt Bosch-Chef Volkmar Denner. Bei dem Motor handelt es sich um einen leistungsfähigen Elektroantrieb, der nur 32 Kilo wiegt und in einen handelsüblichen Schulrucksack passt, versichert Bosch. Aber er hat bis zu 80 Kilowatt (kW). Pikant dabei: Den Elektromotor fertigt Bosch in Hildesheim, dem Sitz von EM-motive, einem Gemeinschaftsunternehmen von Daimler und Bosch. Ziel des Jointventures ist die Entwicklung und Herstellung von Antrieben für Elektrofahrzeuge. „Es ist ein Bosch-Motor“, versichert ein Sprecher.

Audi zeigt sich gelassen

Daimler ist anscheinend nicht beunruhigt über solche Nachrichten. „Google tut viel Gutes für das autonome Fahren“, sagt ein Sprecher. Und fügt hinzu: „Warum soll Google Autohersteller werden“? Konzernchef Dieter Zetsche hatte zuvor die Linie vorgegeben. Auf einer Veranstaltung des „Handelsblatts“ sagte er im Herbst: „Ich glaube nicht, dass Google anstrebt, morgen 50 Autofabriken auf der Welt zu besitzen“. Der Internetkonzern habe ein anderes Geschäftsmodell; er wolle Daten abschöpfen, um damit Geld zu verdienen. Die Autokonzerne wollten mit den Daten das Autofahren für ihre Kunden verbessern. Da gebe es allerdings ein Konfliktpotenzial.

„Ich bin dabei überzeugt: Die deutsche Wirtschaft darf das Internet nicht Apple, Google & Co. überlassen. Insbesondere beim ,Internet der Dinge’ – sprich der digitalen“, so VW-Chef Martin Winterkorn auf der selben „Handelsblatt“-Veranstaltung. Audi-Chef Rupert Stadler reagierte gelassen auf die Google-Pläne: „Wo will Google sein Auto bauen? Wo reparieren? Was passiert denn, wenn das Smartphone im Auto nicht funktioniert? Wir kooperieren mit Google wie mit jedem anderen Zulieferer. Aber das Auto, die Qualität, der Service, der Draht zum Kunden, das werden unsere Kompetenzen bleiben“, sagte Stadler der „FAZ“.

Im Jahr 2020 sollen nach den Vorstellungen von Google selbstfahrende Autos auf den Markt kommen. Laut Chris Urmson, dem Chef von Googles Autoprojekt, ist noch unklar, ob der Konzern ein eigenes Auto produzieren wird oder dabei mit einem traditionellen Hersteller zusammenarbeitet. Erste Gespräche mit Autobauern liefen, sagte Urmson jetzt.