Fortschritt ist nicht nur Technik. Die Kunden müssen überzeugt werden. Da mangelt es, sagt Wirtschaftsredakteur Michael Heller – auch bei Bosch.

Stuttgart - Die vernetzte Welt könnte in absehbarer Zeit Realität werden, wenn es nach den Ingenieuren von Bosch geht. Autos die miteinander „sprechen“ und sich gegenseitig über ihre Absichten informieren, Kühlschränke, die selbstständig Nachschub bestellen, wenn die Vorräte zu Ende gehen, und Heizungen, die sich ebenso wie Rollläden darauf einstellen, dass der Bewohner demnächst nach Hause kommen wird. Bosch-Chef Volkmar Denner hat gewiss recht, wenn er sein Unternehmen als einen Anbieter verortet, der wie kein zweiter von den großen Zukunftstrends profitieren kann. Und der Erfindungsreichtum der Bosch-Ingenieure wird gewiss dafür sorgen, dass demnächst von Innovationen berichtet wird, an die gegenwärtig noch niemand denkt. Nein, die technischen Möglichkeiten sind nicht das Problem. Eher schon sind es die Rahmenbedingungen, die sich nur langsam anpassen, und die Infrastruktur, also das Telekommunikationsnetz, das nicht in der gewünschten Weise ausgebaut wird. Auch an diesem Punkt werden nur wenige dem Bosch-Chef widersprechen.

 

Was bei der Beschreibung der Welt von morgen aber zu kurz kommt, ist der Mensch, oder in der Sprache der Wirtschaft: der Kunde. Natürlich bietet etwa das autonome Fahren die faszinierende Möglichkeit, Verkehrsunfälle quasi abzuschaffen, und zugleich die Kapazitäten der Straßen und des Parkraums nennenswert zu erhöhen. Wenn die Kunden aber nicht bereit sind, von diesem Angebot Gebrauch zu machen, weil sie negative Folgen befürchten, dann wird alles umsonst sein. In der technikfixierten Diskussion fehlt erkennbar das Bemühen, die Menschen auf dem Weg in die Zukunft mitzunehmen. Wer glaubt, im Wettlauf mit der Konkurrenz für solche „Nebensächlichkeiten“ keine Zeit zu haben, wird Schiffbruch erleiden. In solchen Fällen verstärkt sich eine vorhandene Skepsis noch. Es lässt sich trefflich darüber streiten, wessen Aufgabe es nun eigentlich sein sollte, die Menschen von den Vorteilen der Innovationen zu überzeugen. Konzerne wie Bosch werden sich da jedenfalls nicht drücken können.