Zwölf Bäume sind auf dem Marktplatz entfernt worden. Einige Botnanger kritisieren die Fällaktion, die sich allerdings schon im Jahr 2013 angekündigt hat. Nun hat also in der Ortsmitte die Umgestaltung des Marktplatzes begonnen.

Stuttgart-Botnang - Zwölf Bäume sind auf dem Marktplatz gefällt worden. Ein paar Botnangern stößt das sauer auf. „Das ist ein Skandal“, schreibt uns ein Leser und spricht von Baumfrevel und einer Schande für ganz Botnang. Er bezeichnet den Bezirksbeirat als fragwürdiges Gremium, der im Eiltempo altehrwürdige Platanen ausgerottet habe. Ein anderer Bürger vermisst nun auf dem Marktplatz das Vogelgezwitscher und den Blätterwald. Der Bezirksbeirat und „selbst ernannte Experten“ hätten der Fläche ein nichtssagendes Einheitsgesicht verpasst. „Auf den Stümpfen stehen jetzt Friedhofslichter in Gedenken an die toten Bäume“, heißt es in einem Leserbrief an die Nord-Rundschau.

 

Bei Bezirksvorsteher Wolfgang Stierle hat sich bislang noch niemand darüber beschwert, dass die Bäume an der Griegstraße gefällt wurden – im Gegenteil. „Viele Menschen sind auf mich zugekommen und sind froh darüber, dass sich auf dem Marktplatz endlich etwas tut.“ Dass jetzt einige Bürger behaupten, dass die Baumfällungen im Schnellverfahren verabschiedet wurden und die Entscheidung womöglich noch über die Köpfe der Bürgerschaft hinweg getroffen wurde, kann Stierle nicht nachvollziehen.

Marktplatz wirkte trist und trostlos

Seit der Zukunftswerkstatt, deren Prozess im Jahr 2008 begonnen hat, versuchen die Botnanger einen attraktiven Marktplatz zu bekommen. Es hat allerdings weitere vier Jahre gedauert, bis auch bei der Stadt intensiv an den Plänen zur Umgestaltung der Fläche gearbeitet wurde. Im April 2012 fand unter der Leitung des Amtes für Stadtplanung und Stadterneuerung sowie des Botnanger Bezirksamtes der erste einer ganzen Reihe von Workshops statt. Die Bürger, die an den Veranstaltungen teilgenommen haben, waren überwiegend derselben Meinung: Der Marktplatz wirke trist und trostlos. Dort, wo eigentlich das Leben pulsieren solle, finde sich nichts, was zum Verweilen einlade. Im Gegenteil: An vielen Stellen lägen Müll und Hundehaufen herum. Zudem würden 17 Bäume mit ihren laubbehangenen Kronen dafür sorgen, dass der Marktplatz oft im Halbdunkel liege. Er brauche dringend eine Veränderung. Im Rahmen des zweiten Workshops verfestigte sich der Wunsch eines multifunktionalen Marktplatzes, auf dem nur noch ein sogenanntes Baumpaket an der Ecke Eltinger und Regerstraße vorzufinden sein sollte – bestehend aus drei Baumhaseln und einer Neupflanzung. Alle anderen Bäume sollten weichen. Das sahen dann im Januar 2013 auch fast alle Bezirksbeiräte so. Bei einer Gegenstimme wurde beschlossen, dem Beschluss aus den vorangegangenen Workshops zu folgen. Doch bis letztendlich der Startschuss zur Umgestaltung mit dem Fällen der Bäume fiel, vergingen noch einmal mehr als drei Jahre, in denen allerdings auch öffentlich und intensiv über die endgültige Platzgestaltung diskutiert wurde.

„Nach so einem langen Prozess frage ich die Kritiker schon, wo sie denn waren, als sich Bürger und Experten immer wieder getroffen haben, um über den Marktplatz zu diskutieren. Wo waren sie, als über das Thema im Bezirksbeirat und in den Ausschüssen des Gemeinderats gesprochen wurde?“, ärgert sich Stierle. „Jetzt Leserbriefe zu schreiben, wenn die Bäume gefällt sind und sich vorher nicht beteiligen: Da macht man es sich wirklich leicht.“

Zudem bittet der Schultes um Geduld. Dass der aktuelle Zustand des Marktplatzes nicht das Endergebnis der Umgestaltung ist, sei klar. Spätestens im Sommer 2017 soll die Fläche so weit fertig sein, dass dort das Straßenfest stattfinden könne. Etwas mehr als eine Million Euro werden in den Marktplatz investiert. Unter anderem wird es einen Brunnen, eine Spielskulptur und einige Sitzbänke geben. Auch ein sogenannter Ruhestein ist vorgesehen – gespendet von der Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins. „Der kann von den Kindern auch zum Klettern benutzt werden“, sagt Wolfgang Stierle. Zudem wird auch ein neuer Belag auf dem Platz verlegt.