Wenn die Boxer eine Pause einlegen, dann treten die Nummerngirls in den Ring. Der Job ist für die Mädchen härter als man denkt, denn gut aussehen allein reicht dafür nicht. Wir haben beim Boxkampf in Stuttgart mit den Nummerngirls gesprochen.

Stuttgart - Die erste Runde ist die schwierigste. „Die Aufregung ist da noch am größten. Später legt sich das“, sagt Tina Eschner. Der Hammer klopft dreimal: Noch zwanzig Sekunden bis zu ihrem Auftritt. Sie nimmt Kunststoffschild mit der Nummer der nächsten Runde und trippelt zum Ringaufgang. Als der Gong ertönt haben die Boxer Marco Huck und Firat Arslan Pause. Das ist jetzt Tinas Moment. Ihr Teamleiter führt sie in den Ring.  Zehntausend Augenpaare starren das Mädchen in der Hanns-Martin-Schleyerhalle an. Tina lächelt sie an. „Das Gesicht muss strahlen“, erklärt sie hinterher. Während sie die vier Seiten des Boxrings abläuft, wird jede ihrer Bewegungen von Pfiffen und Zurufen begleitet. Die blonde Tina im Tennisrock ist ein Pausenfüller wie ihn sich die Männerwelt wünscht.

 

„Anders als in USA treten wir nicht im Bikini sondern in Sportklamotten auf. Sonst hätte ich auch ein Problem“, sagt ihre Kollegin Sawittree Somapha. Seit zwei Jahren läuft sie als Nummerngirl im Team des Boxstalls Sauerland Events. Die Hamburgerin genießt jeden ihrer Auftritte: „ Ich freu mich, wenn die Leute für mich klatschen“, sagt sie. Im Vergleich zu der Misswahl an der die Hamburgerin einmal teilnahm ist der Einsatz für die Boxer eine leichte Übung. „Im Ring ist es nicht so schlimm, wenn du mal eine falsche Bewegung machst“, erklärt Sawittree. 

Sexy Girls und Boxer gehören zusammen wie Bratwurst und Bier

Wer Nummerngirl werden will, braucht keine spezielle Ausbildung. „Wir schauen uns voneinander ab, worauf es ankommt. Das reicht“, sagt Tina. Bei Sauerland Event genügt eine Online-Bewerbung, die bei Andreas Schwarzer auf dem Tisch landet. Seine Jobbeschreibung macht andere Männer neidisch. „Ich bin für die Nummerngirls der zuständige Ansprechpartner.“ Sieben Damen stehen in Deutschland bereit, um für Sauerland Event dem Publikum einzuheizen. Was im übrigen kein einfacher Job ist, weil es nicht jedem leicht fällt, im Rampenlicht zu stehen und dabei zu lächeln. Nummerngirls dürfen  auch nicht zimperlich sein. „Es kommt immer wieder vor, dass Boxer sich an den Seilen reiben und sie mit ihrem Blut verschmieren,“ sagt Andreas Schwarzer.

Der Einsatz von sexy Girls bei Boxveranstaltung, gehört für ihn zusammen wie die Bratwurst und das Bier. Die Hallen sind während Boxkämpfen auch ohne Nummerngirls voll. „Aber wenn das Publikum auch noch in den Pausen etwas fürs Auge hat, geht die Spannung nicht verloren,“ sagt Schwarzer. 

Der Job im Ring bringt Selbstvertrauen

Der ein oder andere freche Zuruf darf die Mädchen nicht stören: „Auf blöde Sprüche reagiere ich nicht“, sagt Tina. Die Industriekauffrau erzählt zuhause in Nürnberg nur wenigen von ihrem Nebenjob. „Ich find’s nicht schlimm, hänge es aber nicht an die große Glocke.“ Wenn ihre Freundinnen von ihren Auftritte wissen, werden sie neugierig. „Alle haben Lust mitzumachen“, berichtet auch Sawittree.

Einhundert Euro pro Abend nehmen sie nach der Boxveranstaltung mit nach Hause, Hotel- und Fahrtkosten inklusive. Seit 2012 tingelt Renata Sinistuvic hauptberuflich zwischen Fußball-VIP-Areas und Boxring hin und her. „Von diesen Jobs kann man gut leben und hat auch noch Spaß dabei“, sagt die selbstständige Hostess und Promoterin.

Den Job im Ring kann Tina Eschner auf jeden Fall weiterempfehlen. „Dieses Gefühl live mit dabei zu sein und nicht in den hinteren Reihen zu sitzen, ist toll.“ Auch Sawittree findet: „Man wird viel selbstbewusster dadurch.“ Wieder klopft der Hammer dreimal. Sawittree steht auf und geht in den Ring. Einer der Fans ruft: „Da ist sie wieder, die hübsche Asiatin.“