Uber-Chef Travis Kalanick und Microsoft-Chef Satya Nadella beschwören beim IT-Branchentreffen Dreamforce ihre neue kooperativere Firmenkultur. Zunehmend müssen sich die IT-Einzelkämpfer aber auch Fragen nach ihrer sozialen Verantwortung stellen.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

San Francisco - Die wippenden Füße sind verräterisch. Uber-Chef Travis Kalanick, der sich selbst als einen „zupackenden Manager“ bezeichnet, würde wohl lieber mit seinen Programmierern an Algorithmen für die Fahrdienst-App feilen, als auf einem Barhocker im vollen Yerba Buena Theater von San Francisco, Marc Benioff, dem Chef der gastgebenden Cloud-Firma Salesforce, Rede und Antwort stehen. Die so genannten Kamingespräche auf der Branchenmesse Dreamforce bieten Gelegenheit, die Denkweise wichtiger IT-Größen kennenzulernen.

 

Doch ganz so schlimm wie ein paar Tage zuvor, als er in der wichtigsten Late-Night-Talkshow der USA dem Moderator Steven Colbert Rede und Antwort stand, wird es für Kalanick nicht. Er sei im Fernsehstudio während seiner zwanzigminütigen Wartezeit hinter der Bühne wie ein Stehaufmännchen hin und her gehüpft, gesteht Kalanick. „Hat Uber ein Herz?“, fragt ihn Gastgeber Benioff und piesackt ihn mit der Frage, ob der aggressiv gewachsene Fahrtenanbieter denn wie Salesforce ein Wohltätigkeitsprogramm habe. „Wir helfen lokal“, sagt Kalanick halb ausweichend: „Wir reden nicht so sehr öffentlich darüber.“ In Europa helfe man zum Beispiel beim Lebensmitteltransport für Flüchtlinge.

Die Uber-App hat nun eine Spendenfunktion

Ein Chef einer Firma, die in inzwischen rund 300 Städten, teils unter heftigen lokalen Protesten, den Taximarkt aufmischt, kann sich solchen Fragen nicht mehr entziehen. „Ich weiß nicht, ob für uns das Wort Firmengeschichte überhaupt das richtige ist“, sagt Kalanick auf die Frage, was denn Uber für eine Unternehmenskultur habe. Man sei doch erst ein halbes Jahrzehnt alt, sagt er halb entschuldigend. Er habe lange gedacht, dass die Vorteile der Uber-App für sich sprächen: „Inzwischen habe ich verstanden, dass wir unsere Geschichte besser erzählen müssen.“ Kalanick hat in San Francisco ein ganz aktuelles Symbol für den Imagewandel präsentiert: Beim Bezahlen des Fahrpreises gibt es in den USA seit wenigen Tagen eine Spendenoption, bei der man bei der Bezahlung des Fahrpreises einen Dollar für einen guten Zweck darauflegen kann.

Der Uber-Chef erlebt, was es heißt, wenn eine bisher nur auf Wachstum getrimmte Firma, von der allein in den USA inzwischen wohl 200 000 Menschen für ihren Lebensunterhalt abhängen, sich gewachsener gesellschaftlicher Verantwortung stellen muss. Es reicht eben nicht, für die weitere Expansion, wie im August geschehen, allein für den chinesischen Markt mal eine Milliarde Dollar einzusammeln. Uber muss sich zunehmend mit Regulierern arrangieren, die nicht nur von Land zu Land, sondern teilweise von Stadt zu Stadt unterschiedliche Maßstäbe ansetzen. Den Uber-Fahrern gehe es doch besser als im reglementierten Taxigeschäft, sagt Kalanick. „Mehr als die Hälfte fährt nur zehn Stunde die Woche.“