Der Neubau der Feuer- und Rettungswache im Stuttgarter Fildergebiet wird mit mindestens vier Jahren Verspätung fertig werden. Die Sanierung anderer Feuerwehrgebäude muss neu konzipiert werden.

Stuttgart - Die Feuerwehr in Stuttgart hat brennende Probleme, und das sind diesmal keine Brände, die mit Wasser zu löschen wären: Die Pläne von Branddirektor Frank Knödler und der Stadtverwaltung für die Sanierung der Feuerwachen wurden über den Haufen geworfen. Das gilt in einigen Fällen für die baulichen Lösungen, die angepeilt waren, und fast durchweg für die Zeitziele. Am Freitag gaben Knödler und Erster Bürgermeister Michael Föll (CDU) im Wirtschaftsausschuss das Signal zum Neustart. Das zog Kritik nach sich.

 

Zum Neubau, der in Möhringen Ersatz schaffen soll für die baufällige Feuerwache 5 in Degerloch, wird wohl 2018 der Auftakt sein – wenn demnächst der Restbetrag in den Stadthaushalt 2018/2019 aufgenommen wird. Die Bausumme illustriert, wie die Planungen in Sachen Feuerwehr aus dem Ruder liefen: 2011 waren die Kosten auf 18,1 Millionen Euro geschätzt worden, inzwischen sind es 41,1 Millionen, nachdem sich viele rechtliche und planerische Schwierigkeiten aufgetan hatten. Und eigentlich hatte man Mitte 2015 einziehen wollen.

Nur für die Feuerwache West gibt es schon Sanierungsmittel

Am Freitag zeigte sich: Längst klemmt es auch bei den vor Jahren angepeilten Sanierungen der Feuerwachen 1 bis 4 (Stuttgart-Süd, Stuttgart-West, Bad Cannstatt und Feuerbach). Im Westen sind immerhin erste Maßnahmen mit schon vorhandenen Haushaltsmitteln absehbar. Dafür will Föll 2,3 Millionen von insgesamt 3,9 Millionen Euro heranziehen, die für die Feuerwache 1 in den Etat aufgenommen worden waren.

Dafür wird das Geld momentan nicht fehlen, denn die Sanierung zwischen Heusteig- und Katharinenstraße muss neu gedacht werden. Grund: Der Branddirektor hat Alarm geschlagen und die Notbremse betätigt. Er sah die Gefahr, dass an dem Standort absehbar 11,5 Millionen investiert und am Ende womöglich zwölf oder 13 Millionen finanziert werden müssen. Zum Vergleich: Jede der Sanierungen, hatte es 2014 geheißen, koste nur knapp sechs Millionen Euro. Die Notbremse zog man, weil mit dem Baupogramm für die Wache 1 grundlegende Mängel doch nicht komplett beseitigt werden könnten. Nun gibt es zwei Varianten: Erhalt des Bestandsgebäudes Heusteigstraße 12 und ergänzender Neubau oder kompletter Neubau. Aus Lärmschutzgründen überlegt man, als Puffer zwischen Wache und Wohnungen städtische Büros einzuziehen. Ohne neuen Bebauungsplan geht es aber nicht. Ähnlich ist die Lage in Feuerbach. Dort würde die Vergrößerung der Garagentore größere bauliche Eingriffe nach sich ziehen als erwartet. Jetzt denkt man in Richtung Teilabrisse und Neubau einer Fahrzeughalle. Auch dafür muss man mit der Denkmalschutzbehörde verhandeln.

SPD und Linke äußern sich kritisch

Der Lärm durch die Tore und die abfahrenden Feuerwehrautos sowie die Schutzansprüche der Nachbarn sind ein riesiges Problem – „sogar bei Gebäuden der Freiwilligen Feuerwehren“, sagte Knödler. Das andere große Problem sei das Gutachten von Nixdorf Consult, mit dem man 2011 die Sanierungs- und Zeitpläne anging. Föll stimmte „selbstkritisch“ ein: „Die Grundlagenuntersuchung hat sich als nicht tragfähig erwiesen. In der Folge sind wir ein paar Mal in Sackgassen gelaufen.“ Nun aber habe man „eine mit allen abgestimmte Linie“. Der ursprüngliche Plan jedoch, die Sanierungen bis 2024 Zug um Zug erledigt zu haben, ist hinfällig. Wie vor Jahren spricht Föll von einem Programm über zehn Jahre – doch das dauert nun mindestens bis 2028. Der für die Feuerwehr zuständige Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) ist dennoch zufrieden, denn man habe jetzt trotz schwieriger Rahmenbedingungen einen guten mittel- bis fast langfristigen Plan, wie man bei den Wachen vorgehe.

Besonders unzufrieden war aber SPD-Fraktionsvize Hans H. Pfeifer. Was im Feuerwehrbereich laufe, sei „unterm Strich unbefriedigend“. Man müsse sich wundern, dass die Beteiligten nicht erfolgreicher zusammenwirken. Die Verzögerungen auf den Fildern begreife kein normaler Mensch mehr. Thomas Adler (Linke) kritisierte, die Verwaltung wäre nicht in Sackgassen gelaufen, hätte sie sich kontinuierlich um städtische Gebäude gekümmert.